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Die Angst der Boesen

Die Angst der Boesen

Titel: Die Angst der Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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geprägt worden. Verliebt hatte das nicht geklungen, sondern einfach nur merkwürdig. Aber wer verstand schon Lilly?
    Am ehesten wohl Paul. Und das störte Tatjana gewaltig. Es war sozusagen die Quelle allen Übels. Wenn Lilly Paul nicht die ganze Zeit mehr vertraut hätte als ihr, wäre es zu einem Streit wie heute Abend gar nicht gekommen. Dann wäre Tatjana auf Lillys Schockergeschichte vorbereitet gewesen, dann hätte sie damit umgehen können.
    Plötzlich hatte sie Lust, Paul für die Fremdheit zwischen ihr und ihrer Freundin eins reinzuwürgen.
    »Paul ist eben ein Frauenversteher, Sven«, sagte sie deshalb, »Paul ist Lillys beste Freundin.«
    »Stopp mal, Tatjana«, rief Leon. Ausgerechnet ihr Freund musste ihr widersprechen und den Spaß verderben. »Lilly war sauer auf dich . Weil du nämlich eine Labertasche bist. Ich würd dir auch nichts anvertrauen, wenn du alles weitersagst. Mann, ihr glaubt ja nicht, was ich von Tatjana erfahren habe. Das geht mir die ganze Zeit im Kopf rum, da komm ich gar nicht drüber weg. Bevor mein Alter vor zwei Jahren Lillys Mutter kennengelernt hat und wir zu denen gezogen sind, ist Lilly ...«
    »Leon«, herrschte Paul ihn an, jetzt mit angewinkelten Armen und zwei geballten Fäusten, »halt den Rand!«
    Leon stoppte, schlug sich scheinbar erschrocken die Hand vor den Mund und fing wild an zu lachen. Tatjana wusste, er war ziemlich dicht und würde jeden Moment verraten, was sie verraten hatte. Weil sie das unbedingt verhindern wollte – Lilly war ihre Freundin, und dass sie gequatscht hatte, tat ihr wirklich leid –, sprang sie auf Leon zu und verschloss seine Lippen mit ihren.
    »Nicht jetzt, Bär. Lass uns gucken, dass wir ’ne gemütliche Bank für uns zwei finden.«
    »Bär«, ulkte Ilkay, »hast du das gehört?«
    Tatjana ärgerte sich. Ständig musste man aufpassen, was man sagte.
    »Weißt du, woran ich dabei denk, Alter?« Sven trank einen Schluck aus seiner Bierflasche, ließ den Mund offen und die Zunge darin kreisen.
    Ilkay lachte und machte entsprechende Bewegungen.
    Dann legte Sven den Kopf in den Nacken und fragte: »Warum hab ich eigentlich keine Freundin?«
    Da fragst du noch?, dachte Tatjana.
    »Tröste dich, ich hab auch keine«, sagte Ilkay leichthin und schaukelte weiter an dem Tor herum, das leise quietschte.
    »Weil Lilly dich verlassen hat, Sven. Und das war gut so.«Diese Antwort kam von Paul. Er musste ähnliche Gedanken gehabt haben wie Tatjana.
    Tatjana hielt den Atem an. Das war nicht klug von Paul. Dieser Satz könnte Sven schon reichen. Der konnte Paul sowieso nicht ab, hielt ihn für einen verwöhnten Streber und duldete ihn nur, weil er irgendwie zu Lilly gehörte. Doch Sven schien Paul gar nicht gehört zu haben. Ungerührt sah er weiter in den Himmel, als habe er romantische Anwandlungen und träume wirklich von Lilly. Was aber nicht hieß, dass Paul sich sicher fühlen konnte.
    Wachsam beobachtete Tatjana die Jungen. Einen Augenblick sagte niemand etwas. Auch das Torquietschen hatte aufgehört. Ilkay schaukelte nicht mehr, sondern beobachtete Sven aus zusammengekniffenen Augen. Paul schien über seine eigene Courage überrascht zu sein, er blickte unsicher von einem zum anderen und zuckte nervös mit Armen und Beinen.
    Nur Leon war ganz in Tatjanas Umarmung versunken und wohl der Einzige, der nichts mitgekriegt hatte, denn er suchte nur immer wieder ihren Mund, um ihn zu küssen.
    Sie schmeckte Schokolade, Bier und Chilichips und wollte lieber nicht wissen, wann Leon sich das letzte Mal die Zähne geputzt hatte.
    Trotzdem: Er war ihre große Liebe und sein Körper warm und beschützend.
    »Ich geh jetzt«, sagte Paul nicht sehr laut, und obwohl sie wusste, dass er natürlich zu Lilly wollte, dass Lilly ihm sicher noch mehr erzählen würde als ihr, fachte das ihre Eifersucht nicht weiter an. Lilly brauchte Hilfe, egal von wem. In Leons Umarmung spürte Tatjana ein Glück, von dem sie wusste, dass Lilly es noch nie gehabt hatte.
    Leon war Tatjanas erster Freund und Tatjana, die im Gegensatz zu Lilly noch Jungfrau und stolz darauf war, würdeihr erstes Mal mit ihm haben – und zwar dann, wenn sie es beide hundertprozentig wollten, so hatten sie es ausgemacht. Es würde schön werden und schön bleiben. Tatjana würde nie so verletzt und krampfig durchs Leben irren wie Lilly. Tatjana hatte ihre Liebe gefunden.
    Sie fuhr erschrocken zusammen, als sie ein lautes Scheppern hörte. Sven hatte gegen einen Mülleimer getreten. Dessen Inhalt

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