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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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eher geschärft, weil man sie wieder und wieder suchte, oft geradezu gnadenlos.
    Die Summe der Jahre, die einzelnen Schichten der Erfahrung , Gesichter, zu denen Augen und Stimmen gehörten, Körper unterschiedlichster Größe und Gestalt; Szenen, die über eine innere Leinwand huschten, Bilder, Geräusche, Gerüche– man wurde angerührt und spürte den Wunsch zu berühren… nichts, was in der Vergangenheit lag, war zu belanglos, als dass man es nicht wegschälen und erforschen wollte. Häufig war das alles, was man hatte, besonders nachts– immer nachts, wenn die kalte, durchdringende Feuchtigkeit den Körper steif werden ließ und eine noch unendlich kältere Furcht jeden Gedanken lähmte–, dann waren die Erinnerungen alles. Sie halfen, die fernen Schreie aus der Finsternis zu verdrängen, das Peitschen der Schüsse zu dämpfen, die ihnen jeden Morgen mit unvermeidlichen Exekutionen erklärt wurden. Exekutionen derjenigen, die nicht reumütig und zur Zusammenarbeit bereit gewesen waren. Oder es waren Hinrichtungen noch unglücklicherer Gefangener, die man zuvor gezwungen hatte, Spiele zu spielen, die zu obszön waren, als dass man sie hätte beschreiben können, einzig dazu gedacht, die Peiniger zu amüsieren.
    Wie die meisten Männer, die den größten Teil ihrer Gefangenschaft in Einzelhaft gehalten worden waren, hatte Converse jede einzelne Phase seines Lebens wieder und wieder untersucht und dann versucht, alles sinnvoll aneinanderzufügen, um schließlich das zusammenhängende Ganze zu verstehen , es zu mögen. Da blieb vieles, das er nicht verstand– oder mochte–, aber immerhin konnte er mit dem Ergebnis jener beharrlichen Nachforschungen leben. Auch damit sterben, wenn er das musste; diesen inneren Frieden musste er für sich selbst finden. Ohne ihn war die Furcht unerträglich.
    Und weil diese Selbstbefragung Nacht für Nacht stattfand und ein strenges Maß an Sorgfalt und Genauigkeit verlangte, fiel es Converse leichter als den meisten anderen Menschen, sich ganze Abschnitte seines Lebens ins Gedächtnis zurückzurufen. Wie die sich blitzschnell drehende CD in einem Computerlaufwerk plötzlich anhält, so konnte er einen Ort, eine Person oder einen Namen aus seinem Gedächtnis abrufen, selbst wenn ihm nur äußerst spärliche Hinweise zur Verfügung standen. Die häufige Anwendung dieser Fähigkeit hatte sie nur noch geschärft, und das war es, was ihn jetzt verwirrte. Es gab in seiner Vergangenheit niemanden mit dem Namen A . Preston Halliday, oder der Anrufer musste schon auf eine so ferne Zeit angespielt haben, dass sie sich vielleicht als Kinder einmal begegnet waren.
    Wird nett sein, dich wiederzusehen, Joel. Waren diese Worte eine Finte, der Trick eines Anwalts?
    Converse bog um die Ecke, und mit jedem weiteren Schritt warf ihm das Messinggeländer des Chat Botté winzige Explosionen grellen Sonnenlichts entgegen. Auf dem Boulevard drängten sich glänzend polierte Personenwagen und makellos saubere Omnibusse; der Bürgersteig war sauber gewaschen, und wenn die Passanten auch alle irgendwie in Eile zu sein schienen, so lag über allem doch eine gewisse Ordnung. Der Morgen war in Genf eine Zeit gesitteter Rührigkeit.
    Selbst die Zeitungen auf den Tischen der Straßencafés waren sorgfältig gefaltet.
    Als Joel durch die offene Messingpforte des Chat Botté trat, wurde unmittelbar zu seiner Linken eine Zeitung übergeschlagen und dann gesenkt. Das Gesicht, das jetzt zu sehen war, kannte Converse. Es war ein gesammeltes Gesicht, seinem eigenen nicht unähnlich. Das Haar des anderen war glatt und dunkel, gerade gescheitelt und gebürstet, die Nase scharf über klar geschnittenen Lippen. Das Gesicht gehörte zu seiner Vergangenheit, überlegte Joel, aber der Name, an den er sich erinnerte, gehörte nicht zu diesem Gesicht.
    Der vertraut aussehende Mann hob den Kopf; ihre Augen begegneten sich, und A. Preston Halliday erhob sich. Seine Erscheinung ließ ahnen, dass der untersetzte Körper in dem teuren Anzug muskulös war.
    Â» Joel, wie geht es dir?«, sagte eine vertraute Stimme, und eine Hand streckte sich Converse über den Tisch entgegen.
    Â» Hallo… Avery«, antwortete Joel Converse. Er starrte den anderen überrascht an und ging etwas verlegen auf ihn zu. Dabei wechselte er den Aktenkoffer von der einen in die andere

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