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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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können sie die Installation unverzüglich vornehmen.
Wenn diese Botschaft tausend Mal wiederholt wurde, haben Sie alle
erforderlichen Daten, um meine Beta-Kopie zu realisieren.«
Clavain schenkte ihr ein Vertrauen erweckendes Lächeln und
breitete in einer Geste der Offenheit die Arme aus. »Bitte
überlegen Sie es sich. Selbstverständlich werden auch wir
die erforderlichen Vorbereitungen zur Realisierung Ihrer Beta-Kopie
treffen, sollten Sie uns für die Verhandlungen einen
Stellvertreter überspielen wollen. Wir sehen Ihrer Antwort mit
Interesse entgegen. Nevil Clavain auf der Zodiakallicht, Ende.«
    Ilia Volyova fluchte leise. »Natürlich sind wir mit den
Scheißprotokollen vertraut, du arroganter
Blödmann!«
    Die Botschaft war mehr als tausend Mal gelaufen, somit waren die
erforderlichen Daten zur Realisierung der Beta-Kopie bereits
aufgezeichnet worden.
    »Haben Sie das mitgekriegt, Captain?«, fragte sie.
    »Ja, Ilia.«
    »Filzen Sie die Beta-Kopie bitte sehr gründlich auf
irgendwelche Schweinereien. Und dann suchen Sie eine
Möglichkeit, sie zu realisieren.«
    »Selbst wenn sie irgendeinen militärischen Virus
enthielte, Ilia, kann ich mir nicht denken, dass er mir in meinem
derzeitigen Zustand groß schaden könnte. Es wäre etwa
so, als würde sich ein schwer leprakranker Mensch Sorgen machen,
weil ihn die Haut juckt, oder der Captain eines sinkenden Schiffs,
weil irgendwo der Holzwurm in den Planken sitzt, oder…«
    »Vielen Dank, ich habe verstanden. Aber tun Sie es bitte
trotzdem. Ich möchte mit diesem Clavain reden, und zwar
persönlich.«
    Sie hob die Hand und machte ihr Visier wieder durchsichtig, gerade
noch rechtzeitig, um beobachten zu können, wie das nächste
Weltraumgeschütz aus dem Rumpf ins All hinauskroch. Sie
erstickte fast an ihrer Wut. Ihr Zorn galt nicht nur den Fremden, die
da so unerwartet hereingeplatzt kamen und unbequeme und sehr konkrete
Forderungen stellten, sondern vor allem dem Captain, der sich solche
Mühe gegeben hatte, ihr die ganze Sache zu verheimlichen.
    Sie wusste nicht, was er damit bezweckte, aber sein Verhalten
gefiel ihr ganz und gar nicht.
    * * *
    Volyova trat einen Schritt zurück.
    »Starten«, befahl sie dem Servomaten. Es klang ein wenig
zaghaft.
    Die Beta-Kopie hatte sich an die üblichen Protokolle gehalten
und erwies sich als abwärtskompatibel mit allen wichtigeren
Simulationssystemen seit der Mitte der Belle Epoque. Außerdem hatte sie weder versehentlich noch gezielt
zerstörerische Viren eingeschleppt. Volyova blieb dennoch
misstrauisch und opferte einen weiteren halben Tag, um sich zu
vergewissern, dass die Simulation nicht auf eine besonders
heimtückische Weise ihre Virusfilter unterwandert und
manipuliert hatte. Obwohl das nicht der Fall war, sorgte sie auch
weiterhin dafür, dass sie möglichst wenig mit dem
Kontrollnetzwerk des Schiffes in Berührung kam.
    Der Captain hatte natürlich vollkommen Recht: er war jetzt in
allen wichtigen Punkten identisch mit dem Schiff. Jeder Angriff auf
die Sehnsucht nach Unendlichkeit war ein Angriff auf ihn. Doch
da die Verschmelzung auf einen besonders anpassungsfähigen
Alien-Erreger zurückzuführen war, der ihn befallen hatte,
war es äußerst unwahrscheinlich, dass ein einfaches Virus
menschlichen Ursprungs ihm etwas anhaben konnte. Die Festung war
bereits von einem anderen fähigen Eroberer gestürmt und
geschleift worden.
    Der Servomat setzte sich unversehens in Bewegung, trat einen
Schritt zurück und wäre fast umgekippt, bevor er das
Gleichgewicht wiederfand. Zwei Kameraaugen schauten in verschiedene
Richtungen, schalteten mit einem Ruck auf binokulares Sehen um und
hefteten sich auf sie. Mechanische Irisblenden öffneten und
schlossen sich mit leisem Klicken. Die Maschine machte den
nächsten Schritt, diesmal auf sie zu.
    Sie hob die Hand. »Halt!«
    Sie hatte die Beta-Kopie in eine der wenigen vollständig
androformen Roboter des Schiffes installiert. Der Servomat war von
allen Seiten offen, eine Skelettkonstruktion aus vielen dünnen
Einzelteilen. Sie fühlte sich in seiner Nähe völlig
sicher, denn nach vernünftigem Ermessen stellte er keine
Bedrohung dar. Sie war physisch stärker und robuster als die
Maschine.
    »Sprechen Sie mit mir«, sagte sie. »Ist die
Installation korrekt?«
    Die Stimme des Roboters summte wie ein Fliegenschwarm. »Ich
bin eine Beta-Simulation von Nevil Clavain.«
    »Gut. Und wer bin ich?«
    »Das weiß ich nicht. Sie haben sich bisher nicht
vorgestellt.«
    »Ich bin

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