Die Arche
vernünftig
war. So befahl sie einem anderen Servomaten, ihr die Brille und ein
Paar Kopfhörer zu bringen, setzte beides auf und gestattete der
Beta-Kopie, das Bild zu verändern, das ihr die Brille zeigte.
Der spindeldürre Roboter verschwand aus ihrem Blickfeld und
wurde durch ein Bild von Clavain ersetzt, wie sie ihn während
der Übertragung gesehen hatte. Die Illusion war nicht perfekt,
aber das war gut so, denn es erinnerte sie daran, dass sie es nicht
mit einem Menschen aus Fleisch und Blut zu tun hatte. Doch alles in
allem war sie sehr viel besser als der Servomat.
»So«, ertönte Clavains echte Stimme in ihrem Ohr.
»Jetzt können wir besser miteinander arbeiten. Ich
möchte Sie gleich noch einmal fragen, wären Sie nicht doch
bereit, eine Beta-Kopie von sich auf die Zodiakallicht zu
überspielen?«
Er hatte sie in die Enge getrieben. Sie wollte nicht zugeben, dass
sie die technischen Einrichtungen dafür nicht hatte; das
hätte wirklich einen merkwürdigen Eindruck gemacht.
»Ich werde es mir überlegen. Könnten wir unser
Gespräch jetzt bitte hinter uns bringen, Clavain?« Volyova
lächelte. »Sie haben mich bei der Arbeit
gestört.«
Clavains Bild lächelte zurück. »Ich hoffe, es war
nichts allzu Wichtiges.«
Obwohl sie mit dem Servomaten beschäftigt war, wurden die
Weltraumgeschütze weiter in Stellung gebracht. Sie hatte den
Captain gebeten, sich nicht bemerkbar zu machen, solange der Servomat
in Betrieb war. Er konnte also nur über den Kopfhörer mit
ihr in Kontakt treten, selbst aber subvokale Mitteilungen von ihr
empfangen.
»Dieser Clavain sollte nicht mehr erfahren als unbedingt
nötig«, hatte sie ihm erklärt. »Und was mit Ihnen
und diesem Schiff geschehen ist, geht ihn schon gar nichts
an.«
»Er braucht überhaupt nichts zu erfahren, oder? Wenn
seine Beta-Kopie etwas entdeckt, was sie nicht wissen soll, wird sie
einfach gelöscht.«
»Dann wird Clavain hinterher Fragen stellen.«
»Wenn es ein Hinterher gibt«, hatte der Captain
geantwortet.
»Und das heißt?«
»Das heißt… wir wollen doch nicht wirklich
verhandeln?«
Volyova führte den Servomaten zur Brücke, wobei sie sich
redlich bemühte, einen Weg durch möglichst wenig
veränderte Schiffsregionen zu suchen. Ihr entging nicht, dass
die Beta-Kopie sich aufmerksam umsah und sicher dennoch bemerkte,
dass mit dem Schiff etwas Ungewöhnliches geschehen war. Aber sie
fragte nicht direkt, was es mit den Seuchentransformationen auf sich
hätte. Die Schlacht war ohnehin bereits verloren: Schon bald
würde das Schiff nahe genug sein, um sich die Unendlichkeit mit genügend hoher Auflösung selbst anzusehen, und dann
ließen sich die barocken Transformationen der
Außenhülle nicht mehr verbergen.
»Ilia«, sagte Clavains Stimme. »Reden wir nicht
lange um den heißen Brei herum. Wir sind an den
dreiunddreißig Objekten interessiert, die sich in Ihrem Besitz
befinden, und unser Interesse ist sehr groß. Geben Sie zu, von
den betreffenden Objekten Kenntnis zu haben?«
»Ich fürchte, Sie würden mir einfach nicht glauben,
wenn ich leugnen würde.«
»Gut.« Clavains Abbild nickte entschieden. »Das ist
ein Anfang. Damit wäre immerhin klar gestellt, dass die Objekte
existieren.«
Volyova zuckte die Achseln »Wenn wir schon nicht um den
heißen Brei herumreden wollen, sollten wir die Dinge auch bei
ihrem richtigen Namen nennen. Es handelt sich um Waffen, Clavain. Sie
wissen es. Ich weiß es. Und die anderen wissen es aller
Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls.«
Sie nahm die Datenbrille kurz ab. Clavains Servomat schritt mit
fließenden, aber nicht ganz menschlichen Bewegungen durch den
Raum. Als sie die Brille wieder aufsetzte, machte das
überlagerte Bild die gleichen marionettenhaften Schritte.
»So gefallen Sie mir schon besser, Ilia. Ja, es sind Waffen.
Sehr alte Waffen von ziemlich obskurer Herkunft.«
»Verscheißern Sie mich nicht, Clavain. Wenn Sie von den
Geschützen wissen, dann wissen Sie sicher ebenso gut,
wahrscheinlich besser als ich, woher sie stammen. Ich will Ihnen
gerne sagen, was ich vermute: ich denke, die Synthetiker haben sie
gebaut. Was sagen Sie dazu?«
»Ziemlich warm, ich kann es nicht leugnen.«
»Warm?«
»Heiß. Sogar sehr heiß.«
»Und nun sagen Sie schon, was, zum Teufel, das alles zu
bedeuten hat, Clavain. Wenn es Synthetiker-Geschütze sind, wieso
haben Sie erst jetzt von ihrer Existenz erfahren?«
»Die Geschütze senden Spursignale aus, Ilia, und die
haben wir angepeilt.«
»Aber
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