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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Triumvir Ilia Volyova«, sagte sie. »Das
ist mein Schiff, die Sehnsucht nach Unendlichkeit. Ich habe
Sie in einem unserer Allzweck-Servomaten installiert. Es ist eine
schwache Maschine, das ist so beabsichtigt, also kommen Sie nicht auf
dumme Gedanken. Sie haben einen Selbstzerstörungsmechanismus,
aber selbst wenn dem nicht so wäre, könnte ich Sie mit
bloßen Händen in Stücke reißen.«
    »Dummheiten sind das Letzte, wonach mir der Sinn steht,
Triumvir. Oder Ilia. Wie soll ich Sie nennen?«
    »Sir. Wir befinden uns auf meinem Territorium.«
    Die Simulation hatte das wohl überhört. »Haben Sie
veranlasst, dass Ihre Beta-Kopie zur Zodiakallicht überspielt wird, Ilia?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Ich bin nur neugierig, das ist alles. Aber es läge doch
eine gewisse Ausgewogenheit darin, wenn wir beide von unseren
jeweiligen Beta-Kopien vertreten würden.«
    »Ich traue keiner Beta-Kopie. Und ich sehe auch nicht, wozu
das gut sein sollte.«
    Clavains Servomat sah sich um. Seine Augen klickten und
schwirrten. Sie hatte ihn in einem Teil des Schiffes aktiviert, der
halbwegs normal war – die Transformationen des Captains waren
hier ziemlich harmlos –, aber vermutlich war die Umgebung nach
gewöhnlichen Maßstäben immer noch sehr seltsam, nur
sie nahm das nicht mehr wahr. Hartes, glänzendes
Seuchenmaterial, von glitschigen chemischen Absonderungen bedeckt,
überspannte den Raum wie die Rippen eines Wals. Volyova stand
mit ihren Stiefeln zentimetertief in übelriechendem schwarzem
Schiffsschleim.
    »Was wollten Sie noch sagen?«, wandte sie sich an die
Simulation.
    Sofort richteten sich die Roboteraugen wieder auf sie. »Der
Einsatz von Beta-Kopien ist durchaus sinnvoll, Ilia. Unsere beiden
Schiffe befinden sich derzeit noch in einer Entfernung voneinander,
die eine effektive Kommunikation verhindert, aber der Abstand
verringert sich. Die Beta-Kopien können die Verhandlungen
beschleunigen, indem sie sozusagen die Grundregeln festlegen. Sobald
sich die Schiffe näher gekommen sind, können die Betas die
gesammelten Daten überspielen. Unsere biologischen Erzeuger
können sich ansehen, was bereits erreicht wurde, und sehr viel
schneller die entsprechenden Entscheidungen treffen, als es sonst
möglich wäre.«
    »Das klingt zwar einleuchtend, dennoch rede ich hier nur mit
einem Bündel Algorithmen; einem Modell, das antizipiert, wie der
echte Clavain in einer ähnlichen Situation reagieren
würde.«
    Der Servomat zuckte die Achseln. »Und was wollen Sie damit
sagen?«
    »Ich habe keine Gewähr, dass Clavain, stünde er
selbst vor mir, wirklich genau so reagieren würde.«
    »Ach, dieser alte Trugschluss. Sie reden schon wie
Galiana. Tatsache ist, dass auch der echte Clavain in beliebig vielen
Situationen auf die gleichen Stimuli unterschiedlich reagieren
könnte. Sie verlieren also nichts, wenn Sie mit einer Beta-Kopie
verhandeln.« Die Maschine hob einen Gitterarm und spähte
durch die Lücken zwischen Drähten und Verstrebungen.
»Aber Sie werden verstehen, dass dies der Sache nicht
förderlich ist?«
    »Wie bitte?«
    »Mich in einen so offensichtlich mechanischen Körper zu
stecken. Dazu noch diese Stimme… das bin doch nun wahrhaftig
nicht ich. Sie haben die Übertragung gesehen, und dies wird mir
einfach nicht gerecht, finden Sie nicht auch? In Wirklichkeit lisple
ich ein wenig. Manchmal übertreibe ich es sogar. Man könnte
dieses Lispeln geradezu als Teil meines Charakters
bezeichnen.«
    »Ich sagte bereits…«
    »Ich mache Ihnen folgenden Vorschlag, Ilia. Sie geben der
Maschine Zugriff auf Ihre Implantate, so dass sie Ihrem
visuell/auditiven Wahrnehmungsfeld eine Geisterpersönlichkeit
einspeichern kann.«
    Sie hatte seltsamerweise das Bedürfnis, sich zu
entschuldigen. »Ich habe keine Implantate, Clavain.«
    Die surrende Stimme klang erstaunt. »Aber Sie sind doch eine
Ultra.«
    »Gewiss, aber ich bin auch brezgatnik. Ich hatte noch
nie irgendwelche Implantate. Nicht einmal vor der Seuche.«
    »Und ich dachte, ich verstünde die Ultras«,
bemerkte Clavains Beta-Kopie nachdenklich. »Ich muss gestehen,
Sie überraschen mich. Aber Sie haben doch sicher eine
Möglichkeit, sich projizierte Informationen anzusehen, wenn etwa
ein Hologramm nicht funktioniert?«
    »Dazu verwende ich eine Datenbrille«, gestand sie.
    »Holen Sie sie. Ich versichere Ihnen, sie wird Ihnen das
Leben sehr erleichtern.«
    Sie ließ sich von einer Beta-Kopie nur ungern Befehle
erteilen, musste aber zugeben, dass der Vorschlag

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