Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
Tagen.
    »Captain? Es muss eine automatische Botschaft sein, die sich
ständig wiederholt, sonst wäre sie nicht so lange gesendet
worden. Legen Sie sie auf meinen Anzug. Sofort.«
    »Verstanden, Ilia. Und die Weltraumgeschütze? Soll ich
den Vorgang abbrechen?«
    »Ja…«, begann sie, verbesserte sich jedoch
sogleich. »Nein. Nein! Es bleibt alles beim Alten. Fahren Sie
fort, die Scheißdinger abzusetzen – es dauert ohnehin
Stunden, bis wir alle acht draußen haben. Sie haben doch
mitbekommen, dass ich sagte, Sie sollten sie mit Ihrer Masse vor den
Unterdrückern abschirmen?«
    »Was ist mit der Quelle des Signals, Ilia?«
    Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie ihm in
diesem Moment liebend gern einen Tritt versetzt. Aber sie schwebte
weit von allem entfernt, was man hätte treten können.
»Spielen Sie das Scheißding ab.«
    Ihr Helmvisier blendete den Blick auf den Geschützpark aus
und wurde undurchsichtig. Für einen Moment sah sie nur eine
endlose weiße Fläche. Dann bildeten sich Umrisse heraus,
vor ihren Augen entstand ein langer, spärlich möblierter
Innenraum. Ein schwarzer Tisch trennte sie von drei Personen am
anderen Ende. Der Tisch war wie ein Stück tiefer Finsternis.
    »Hallo«, sagte der einzige Menschenmann von den dreien.
»Mein Name ist Nevil Clavain, und ich glaube, Sie haben etwas,
das ich brauche.«
    Er wirkte auf den ersten Blick wie ein Teil des Tisches. Seine
Kleidung war ebenso mattschwarz, nur Hände und Kopf hoben sich
deutlich ab. Die Finger waren artig verschränkt. An den
Handrücken traten dicke Adern hervor. Haar und Bart waren
schlohweiß, stellenweise zogen sich tiefschwarze Schatten durch
sein Gesicht.
    »Er meint die Objekte im Innern Ihres Schiffes«, sagte
die Person neben Clavain, eine sehr jugendliche Frau, die ebenfalls
diese schwarze Quasi-Uniform trug. Ihr Akzent war für Volyova
nicht leicht zu verstehen, es klang wie einer von den Dialekten, die
auf Yellowstone gesprochen wurden. »Wir wissen, dass es
dreiunddreißig sind. Ihre diagnostischen Signaturen werden von
uns ständig überwacht, ein Bluff wäre also
sinnlos.«
    »Keine Chance«, sagte der dritte Sprecher, ein Schwein.
»Wir sind nämlich sehr entschlossen. Wir haben dieses
Schiff gekapert, obwohl alle Welt behauptete, das sei unmöglich.
Sogar die Synthetiker haben sich bei uns blutige Köpfe geholt.
Wir haben einen weiten Weg hinter uns gebracht, um diese Objekte zu
bekommen, und wir werden nicht mit leeren Händen wieder
abziehen.« Er unterstrich jeden Satz mit einer scharfen
Abwärtsbewegung seiner hufförmigen Hand.
    Der erste Sprecher, der sich als Clavain vorgestellt hatte, beugte
sich vor. »Scorpio hat Recht. Wir verfügen über die
technischen Mittel, um die Geschütze wieder in unseren Besitz zu
bringen. Die Frage ist nun, ob Sie vernünftig genug sind, sie
uns kampflos zu überlassen.«
    Volyova kam es vor, als warte Clavain auf ihre Antwort, und konnte
kaum an sich halten. Obwohl sie wusste, dass es sich nicht um eine
Echtzeit-Botschaft handelte, begann sie zu sprechen. Der Anzug
würde ihre Worte aufnehmen und an das fremde Schiff
weiterleiten. Allerdings hatte das Signal einen verdammt weiten Weg
vor sich: mindestens drei Tage bis zum Empfänger. Sie konnte
demnach erst in einer Woche mit einer Antwort rechnen.
    Indessen sprach Clavain bereits weiter. »Wir wollen jedoch
nicht allzu starr auf unserem Standpunkt beharren. Ich begreife, dass
Sie mit gewissen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Wir wissen,
was in Ihrem System vorgeht und können verstehen, dass Sie
darüber beunruhigt sind. Doch unser unmittelbares Ziel bleibt
davon unberührt. Wir verlangen, dass uns die Geschütze
übergeben werden, sobald wir in das System einfliegen.
Unverzüglich und ohne Ausflüchte. Das ist nicht
verhandelbar. Wir können allerdings über die Einzelheiten
und über eine für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit
reden.«
    »Aber nicht, solange du noch einen halben Monat entfernt
bist«, flüsterte Volyova.
    »Wir treffen in Kürze ein«, sagte Clavain.
»Vielleicht früher, als Sie erwarten. Doch im Augenblick
sind wir für eine effektive Kommunikation noch zu weit entfernt.
Wir werden diese Botschaft so lange abstrahlen, bis wir bei Ihnen
sind. Um die Verhandlungen in der Zwischenzeit zu erleichtern, habe
ich eine Beta-Kopie von mir anfertigen lassen. Mit den
einschlägigen Simulationsprotokollen sind Sie sicher vertraut,
wenn nicht, können wir Ihnen technische Hilfestellung anbieten.
Sonst

Weitere Kostenlose Bücher