Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
prangte ein häßlicher roter Abdruck. Forral sah Tränen in ihren Augen und drückte sie kurz an sich.
»Geh nach unten und warte an der Brücke auf mich«, bat er sie sanft.
Als das Mädchen gegangen war, wandte der Schwertkämpfer sich wieder an Eilin. »Das war nicht fair«, sagte er kalt.
»Es gibt keine Fairneß auf der Welt, Forral – das habe ich herausgefunden, als Geraint starb. Sie hätte dir sagen sollen, daß ich niemals jemanden empfange!«
»Das hat sie auch getan. Und ich habe es ignoriert. Möchtest du mich jetzt schlagen?« Es kostete ihn große Mühe, seinem Zorn nicht freien Lauf zu lassen.
Eilin wandte sich ab, um seinem Blick auszuweichen. »Ich möchte, daß du wieder gehst. Warum bist du überhaupt hergekommen?«
»Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte, nachdem ich gehört habe, was Geraint zugestoßen ist. Ich wünschte, ich wäre früher gekommen. Vielleicht hätte ich dich davor bewahren können, zu einer verbitterten alten Frau zu werden.«
»Wie kannst du es wagen!«
»Das ist nur die Wahrheit, Eilin. Aber ich bin hergekommen, um dir um Geraints willen meine Dienste anzubieten, und dieses Angebot gilt noch immer.«
Eilin stolzierte zur anderen Seite des Zimmers hinüber; sie war so wütend, daß sogar ihre Bewegungen ruckartig wurden. »Ich verfluche dich, Sterblicher! Wankelmütig und treulos wie alle deines Volkes! Welchen Sinn haben deine Dienste jetzt? Wo warst du vor acht Jahren, als ich dich gebraucht hätte? Du warst Geraints Freund – auf dich hat er gehört! Mit deiner Hilfe hätte ich ihm diesen Wahnsinn vielleicht ausreden können! Aber nein – du mußtest ja unbedingt herumstreunen – um die Welt zu sehen. Nun, ich hoffe, die Erfahrung war großartig genug, um dich für den Tod eines Freundes zu entschädigen! Deine Dienste kommen zu spät, Forral! Verschwinde von hier und komm nie wieder zurück!«
Trotz der Härte, die er sich in unzähligen Kämpfen erworben hatte, zuckte Forral bei Eilins bitteren Worten zusammen. Seine Trauer um Geraints Tod war noch immer frisch, und ihre Anschuldigungen enthielten gerade genug Wahrheit, um zu schmerzen. Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn er ginge … Da fiel Forral plötzlich das Kind wieder ein. »Nein.« Er straffte sich. »Ich werde nicht gehen, Eilin. Es war ganz offensichtlich schlecht für dich, so lange allein zu sein, und Aurian braucht jemanden, der sich um sie kümmert. Gewöhn dich besser gleich an die Tatsache, daß ich bleiben werde, denn es gibt nichts, was du daran ändern könntest.«
»Ach nein, wirklich nicht?« Sie wirbelte herum, und Forral sah zu spät, daß sie ihren Stab in der Hand hielt. Der Boden schien sich unter ihm zu öffnen, und ein lautes Brüllen füllte seine Ohren. Vor seinen Augen explodierte ein Strom vielfarbiger Lichter. Er keuchte vor Schmerz auf, als ein kurzer, heftiger Ruck durch seinen Körper zuckte. Dann schien der Erdboden ihm plötzlich mit gewaltiger Geschwindigkeit entgegenzukommen und versetzte ihm einen harten Schlag.
Vorsichtig öffnete er die Augen. Er lag auf der anderen Seite der Brücke auf einem weichen Teppich aus grünem Gras. Nachdem er einen verwunderten Blick auf die ruhigen Gewässer vor der Insel mit ihrem hohen Turm geworfen hatte, gab er sich erst einmal einigen heftigen Flüchen hin. Das Mädchen kam über die Brücke gelaufen – die Schritte ihrer bloßen Füße hallten auf den Planken wider. Direkt neben ihm blieb sie stehen. »Sie hat dich also hinausgeworfen.« Sie klang nicht im mindestens überrascht, aber er konnte Angst auf ihrem Gesicht lesen. Er setzte sich auf und stöhnte.
»Was zur Hölle war das denn?«
»Ein Apportzauber.« Aurian schien stolz darauf zu sein, das richtige Wort zu kennen. »Das kann sie ziemlich gut – auf diese Weise hat sie auch all die Erde ins Tal bekommen. Sie hat eine Menge Übung darin.«
»Ein Apportzauber, hm?« Forral runzelte die Stirn und fuhr sich beunruhigt mit den Fingern durch sein lockiges, braunes Haar. »Aurian, wie weit kann sie mich mit diesem Zauber fortschaffen?«
Das Kind zuckte mit den Schultern. »Ungefähr so weit, wie sie es getan hat, glaube ich. Du bist schwerer als die Lasten, die sie für gewöhnlich bewegt. Warum?«
»Ich möchte sicher sein, daß sie mich nicht einfach aus dem Tal herauswirbeln kann. Es gibt angenehmere Arten zu reisen!«
»Ich denke, sie erwartet von dir, daß du den Rest des Weges reitest«, sagte Aurian ernsthaft, und Forral brach in Gelächter
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