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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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rührt doch sonst keinen verfluchten Finger. Da soll er dich wenigstens einkleiden.«
    Eamonn Junior kniff ängstlich die Augen zu. Er spürte, wie sein Vater sich bei Bettys Worten verkrampfte. Ihre Stimme wirkte auf seinen Vater wie ein rotes Tuch auf einen Stier, und als der Mann aufstand und ihn ohne alle Umschweife zu Boden fallen ließ, rollte sich Eamonn schnellstens aus dem Weg.
    Betty und Madge waren auf dem Weg zur Wohnungstür, als ihnen die polternde Stimme Einhalt gebot.

    »Was hab ich dir gesagt von wegen hier bei mir zu Hause aufzutauchen?«
    Betty zog ihren Mantel wie zur Abwehr um sich. »Redest du mit mir?« Ihre Stimme klang herausfordernd und streitlustig.
    »Gibt es noch ein anderes Stück Scheiße, das ich meinen könnte?« Eamonn Senior sprach beherrscht und eiskalt. Er stand inzwischen im Türrahmen des Vorderzimmers.
    »Du machst mir keine Angst, Kumpel, hast du noch nie gemacht. Wenn du Manns genug wärst, würdest du für die Kinder hier sorgen, und deine Alte müsste nicht ihren Arsch in metertiefem Schnee verhökern! Du imponierst mir nicht, Mister Docherty. Hier gibt es nur ein Stück Scheiße. und das hab ich direkt vor der Nase!«
    Das Gesicht des Mannes war inzwischen vor Wut dunkelrot angelaufen, und als er einen Schritt vorwärts machte, stemmte Madge sich ihm entgegen. Vergeblich.
    »Lass gut sein, Eamonn. Du kennst doch Betty, ist doch nur heiße Luft. Sie hat was getrunken und …«
    Er schleuderte Madge gegen die Wand, so dass sie ihr Gleichgewicht verlor. Cathy stellte sich vor Betty, als der große Kerl auf sie zu trat. Betty grinste aufreizend und stichelte weiter.
    »Na, komm schon, schlag mich doch. Frauen zu schlagen, darauf verstehst du dich doch, oder? An Männer traust du dich nicht ran. So groß du bist, Männer schlägst du nicht, oder?«
    Cathy schob Betty zur offenen Eingangstür. Kalte Luft strömte herein, und im kleinen Flur herrschte Eiseskälte.
    »Geh raus, Betty! Mach keinen Ärger mehr.«
    Sie drehte sich um und warf sich gegen die Beine des großen Mannes. Der hob sie mit einem Arm in die Höhe und streckte Betty einen bebenden Finger entgegen.
    »Warte nur, eines schönen Tages, Lady, dreh ich dir den Hals um.«
    Betty lachte laut und höhnisch. Sie verstand sich perfekt darauf,
Eamonn Docherty zur Weißglut zu bringen. »Verpiss dich bloß, du irischer Loddel!«
    Unsanft stieß Madge ihre Freundin zur Tür hinaus. »Schluss jetzt damit, Betty. Du weißt doch, ich muss das ausbaden.«
    »Komm du mir nach Hause, Lady.«
    Madge sah dem großen Mann ins Gesicht und nickte.
    Der junge Eamonn zog seinen Vater zurück ins Vorderzimmer, und im schmalen Flur legte sich die aggressive Stimmung.
    Madge zog die Eingangstür hinter sich zu. »Verdammt noch mal, vielen Dank auch, Betty. Das wird was setzen. Bist du zufrieden? Da hast du mir ‘ne anständige Tracht Prügel verschafft.«
    Bekümmert schüttelte Betty den Kopf, ihr gelb gefärbter Haarschopf steif wie ein Brett vom angetrockneten Zuckerwasser. »Tut mir ja leid, Madge, aber du weißt ja, was ich von ihm halte - nichts als ein Loddel ist er.«
    Madge lächelte schwach. »Das brauchst du mir nicht zu erzählen, Betty, aber er ist mein Loddel!«
    Grinsend stöckelten die beiden Frauen in ihren für die Witterungsverhältnisse völlig ungeeigneten, aber für ihre Arbeit obligatorischen Stilettos über die Fliesen in Richtung Treppe. Kichernd wie Schulmädchen stiegen sie die Treppen hinunter, zwei alternde Dirnen, die glaubten, dass sie immer noch was hermachten.
     
    Cathy und Eamonn lagen mit verschränkten Armen im Dunkeln beieinander. Mit seinen zehn Jahren war er viel größer als sie, doch sie hatte ihm etwas voraus: Cathy war erst sieben, aber die geborene Diplomatin.
    Als die Wohnung aufgeräumt war, hatten sie alle gemeinsam Chips und Zervelatwurst gegessen und dazu heißen süßen Tee aus Bechern getrunken. Dann hatte Cathy für sie beide als Betthupferl Milchstullen gemacht.
    Eamonn war um halb neun in den Pub gegangen, und danach hatten die beiden Kinder erstmal ihre Ruhe. Das allgegenwärtige
Gefühl drohender Gefahr war mit ihm verschwunden. Jetzt hatte seine Rückkehr sie geweckt, und im schummrigen Licht der Straßenlaterne warteten sie mit angehaltenem Atem darauf, dass er einschlief. Sie fanden nachts erst dann Ruhe, wenn sie ihn schnarchen hörten. Bis er das tat, konnte alles Mögliche geschehen, und häufig tat es das auch.
    Sie hörten, wie eine Tasse zerschmettert wurde, und mit einem

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