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Die Augen der Überwelt

Die Augen der Überwelt

Titel: Die Augen der Überwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Kopf. »Einen solchen Weg gibt es nicht. Das Magnatzgebirge liegt zwischen hier und den Südlanden.«
    »In der Tat«, brummte Cugel.
    »Setzte ich Euch über«, sagte der alte Busiaco, »fändet Ihr schnell den Tod, denn Erbs und Grues lauern überall. Euer Schwert würde Euch nichts nützen, und Eure magischen Kräfte sind zu schwach – das weiß ich, denn wir Busiacos wittern Magie wie Erbs das Fleisch.«
    »Wie können wir dann an unser Ziel gelangen?« fragte Cugel scharf.
    Die Busiacos interessierte das wenig. Der nächstälteste Busiaco schien jedoch einen Einfall zu haben. Er blickte von Derwe Coreme nachdenklich über den Fluß. Die Anstrengung war offenbar zu groß, und er schüttelte den Kopf.
    Cugel, dem dies nicht entging, erkundigte sich: »Was macht dir zu schaffen?«
    »Ein nicht sehr bedeutendes Problem«, erwiderte der Busiaco. »Nur haben wir wenig Übung im schlüssigen Denken, und Schwierigkeiten entmutigen uns. Ich überlegte, was Ihr mir geben würdet, führte ich Euch durch den Wald.«
    Cugel lachte herzhaft. »Eine gute Frage. Mein ganzer Besitz ist, was du siehst: meine Kleidung und das Schwert. Und davon kann ich nichts entbehren. Doch mit einem Zauber könnte ich einen oder auch zwei edelsteinbesetzte Knöpfe herbeirufen.«
    »Damit könnt Ihr mich nicht verlocken. Eine nahe Grabkammer quillt von Edelsteinen über.«
    Cugel rieb sich nachdenklich das Kinn. »Die Großzügigkeit der Busiacos ist weit und breit bekannt. Würdest du uns an dieser Höhle vorbeiführen?«
    Der Mann zuckte gleichmütig die Schultern. »Wenn Ihr möchtet. Allerdings liegt unmittelbar daneben der Bau eines im Augenblick brünstigen Gidweibchens von kräftiger Gestalt.«
    »Dann ziehen wir wohl lieber geradewegs südwärts«, meinte Cugel. »Komm, brechen wir auf.«
    Der Busiaco blieb sitzen. »Ihr habt nichts, was Ihr mir anbieten könnt?«
    »Nichts außer meiner Dankbarkeit, die nicht geringzuschätzen ist.«
    »Was ist mit der Frau? Sie ist zwar etwas dünn, aber nicht reizlos. Da Ihr ohnedies im Magnatzgebirge sterben werdet, wäre es reine Verschwendung, sie mitzunehmen.«
    »Stimmt.« Cugel drehte sich um und musterte Derwe Coreme. »Vielleicht können wir uns einigen.«
    »Was?« keuchte sie empört. »Du wagst es, so etwas vorzuschlagen? Lieber ertränke ich mich im Fluß!«
    Cugel nahm sie zur Seite. »Man nennt mich nicht umsonst Cugel, den Schlauen«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich werde dieses Mondkalb überlisten, vertrau mir.«
    Verächtlich blickte Derwe Coreme ihn an. Bittere Tränen rannen über ihre Wangen, als sie sich von ihm abwandte. »Dein Vorschlag ist deutlich von Weisheit geprägt«, sagte Cugel zu dem Busiaco. »Brechen wir auf.«
    »Die Frau kann gleich hierbleiben«, meinte der Mann und stand auf. »Wir müssen einem verhexten Weg folgen, und absolute Vorsicht ist geboten.«
    Derwe Coreme schritt entschlossen zum Wasser. »Nein!« rief Cugel hastig. »Sie ist von mitfühlendem Wesen und möchte sich vergewissern, daß ich sicher auf den Weg zum Magnatzgebirge gelange, selbst wenn ich dort den Tod finde.«
    Der Busiaco zuckte die Schultern. »Auch gut.« Er stieg ihnen voraus auf das Floß, löste die Vertäuung und stakte über den Fluß. Er schien sehr seicht zu sein, nie tauchte die Stange tiefer als einen oder zwei Fuß. Sie hätten mühelos hindurchwaten können, fand Cugel.
    Der Busiaco, der seinen Blick bemerkte, erklärte: »Im Wasser wimmelt es von Glasgeschöpfen. Ein Unvorsichtiger fiele ihnen schnell zum Opfer.«
    »Tatsächlich?« Cugel blickte zweifelnd in den Fluß.
    »Tatsächlich! Und nun muß ich Euch warnen, was den Weg betrifft. Wir werden allen möglichen Verlockungen begegnen, aber wenn Ihr zwei Euer Leben liebt, dann folgt genau in meinen Fußstapfen.«
    Das Floß legte am anderen Ufer an. Der Busiaco sprang an Land und band es an einem Stamm fest. »Kommt, folgt mir.«
    Sicheren Schrittes verschwand er im Unterholz. Derwe Coreme schloß sich ihm dicht an, Cugel bildete die Nachhut. Für Cugel hob der Pfad sich nicht vom Rest des Waldes ab, doch der Busiaco stapfte sicher voran. Die Sonne hinter ihnen war nur dann und wann zu sehen, und Cugel erkannte selten, welche Richtung sie nahmen. So schritten sie durch die wäldliche Stille dahin, die nicht einmal ein Vogelzwitschern brach.
    Die Sonne verließ den Mittag, und mit dem Pfad wurde es nicht besser. Schließlich rief Cugel: »Bist du sicher, daß wir überhaupt auf dem richtigen Weg sind? Mir scheint, wir

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