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Die Augen der Überwelt

Die Augen der Überwelt

Titel: Die Augen der Überwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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benommen, wurde sie des grauenvollen Augenblicks in der Halle gewahr. Cugel wandte sich an Slaye. »Der Ghul wartet zwischen den Büsten.«
    Slaye nickte. »Mag sein. Morgen werde ich ihn züchtigen. Heute nacht jedoch rufe ich Künstler und Handwerker aus der Unterwelt, damit sie die Halle wieder herrichten und die Größe und Pracht Cils neu erstellen. Hinfort! Glaubt Ihr, es interessiert mich, wie Ihr mit dem Ghul zurechtkommt?« Sein Gesicht lief dunkel an, und ein Finger tastete nach den Karfunkeln des Amuletts. »Hinweg! Sofort!«
    Cugel nahm Derwe Coremes Arm und führte sie aus der Halle zum großen Portal. Slaye blieb mit gespreizten Beinen, die Schultern leicht gehoben, den Kopf vorgeschoben, stehen und ließ keinen Blick von Cugel. Cugel zog die Riegel zurück, öffnete die Tür und trat auf die Terrasse.
    Stille herrschte auf dem Marmorweg. Cugel führte Derwe Coreme die Freitreppe hinunter und seitlich vom Weg durch den verwilderten Lustgarten. Dort blieb er kurz stehen, um zu lauschen. Aus dem Palast kamen Geräusche regen Betriebs: Schleifen und Scharren, heisere Schreie, Gebrüll; und immer wieder waren Blitze in vielen Farben zu sehen. Die Mitte des Marmorwegs entlang kam eine hohe weiße Gestalt, die vom Schatten eines Piedestals zum anderen trat. Auch sie hielt an, um zu lauschen und staunend die Blitze zu beobachten. Während sie derart abgelenkt war, führte Cugel Derwe Coreme weiter, hinter schützende Sträucher und Stauden, hinaus in die Nacht.

3. Das Magnatzgebirge
     
     
    Kurz nach Sonnenaufgang kletterten Cugel und Derwe Coreme aus dem leeren Stadel am Hang, in den sie sich in der Nacht verkrochen hatten. Es war kalt, und die Sonne, im Morgennebel eine verschwommene, weinrote Scheibe, vermochte keine Wärme zu geben. Cugel schlug immer wieder die Arme auf die Brust und hüpfte herum, während Derwe Coreme vor Kälte zitternd und schlaff neben dem alten Holzverschlag stand.
    Schließlich ärgerte sich Cugel über ihre Haltung, die er als Ablehnung deutete. »Hol Reisig«, wies er sie an. »Ich werde ein Feuer machen, dann können wir ohne zu frieren frühstücken.«
    Wortlos machte die ehemalige Prinzessin von Cil sich auf, Reisig zu sammeln. Cugel drehte sich um und spähte in die dämmrige Weite des Ostens. Wieder einmal verfluchte er Iucounu, den Lachenden Magier, dessentwegen er nun in diesem nordischen Ödland war.
    Derwe Coreme kehrte mit einem Armvoll dürrer Stechginsterzweige zurück. Cugel nickte zufrieden. Nach ihrer Ausweisung aus Cil hatte sie unpassenden Stolz zur Schau getragen, den Cugel mit heimlichem Lächeln geduldet hatte. Ihr erstes näheres Zusammensein war sowohl befriedigend als auch anstrengend gewesen. Danach hatte Derwe Coreme zumindest ihre äußere Einstellung geändert. Ihr Gesicht mit den feingeschnittenen Zügen hatte zwar wenig seiner grübelnden Schwermut verloren, aber ihr Hochmut hatte sich gewandelt, wie Milch zu Käse, und war zu einer neuen und wachsamen Würdigung der Wirklichkeit geworden.
    Das Feuer prasselte fröhlich. Sie aßen ihr Frühstück: dickfleischige Wurzeln der Rapunzelglockenblume und saftige Schwarzbeeren. Cugel erkundigte sich nach den Landen im Osten und Süden. Derwe Coreme wußte nur wenig darüber, und das war nicht sehr erfreulich. »Der Wald, so erzählt man sich, hat kein Ende. Er ist unter verschiedenen Namen bekannt: der Große Erm, Ostwald und Lig Thig. Im Süden ist das Magnatzgebirge, das gar schrecklich sein soll.«
    »In welcher Hinsicht?« erkundige sich Cugel. »Darüber Bescheid zu wissen, ist von größter Wichtigkeit. Wir müssen diese Höhen auf dem Weg nach Almery überqueren.«
    Derwe Coreme schüttelte den Kopf. »Ich habe nur Andeutungen gehört und nicht sehr darauf geachtet, da ich nicht erwartete, je in dieses Gebiet zu kommen.«
    »So wenig wie ich«, brummte Cugel. »Wäre nicht Iucounu, befände ich mich anderswo.«
    Ein Funke Interesse erhellte das ausdruckslose Gesicht. »Wer ist dieser Iucounu?«
    »Ein verabscheuungswürdiger Zauberer von Almery. Er hat einen weichen Kürbis als Kopf und trägt stets ein geistloses Grinsen zur Schau. Er ist in jeder Beziehung anrüchig und von der Rachsucht eines mit kochendem Wasser überbrühten Eunuchen.«
    Derwe Coreme verzog das Gesicht zum Hauch eines kühlen Lächelns. »Und du hast diesen Zauberer ergrimmt?«
    »Pah! Es war nicht der Rede wert. Einer unbedeutenden Kränkung wegen schickte er mich in den Norden auf eine unmögliche Mission. Doch ich bin nicht

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