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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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ausgehungerte Raubtiere, die des Nachts um die Mauern herumstreifen, zusätzlich habe ich alle Eingänge mit einem besonders grauenhaften Zauber behaftet.«
    Fianosther schien Cugels abweisende Haltung nicht zu bemerken. Sich die fleischigen Hände reibend, erkundigte er sich: »Da Ihr nun über eine beachtliche Sammlung an Seltenheiten verfügt, denkt Ihr da nicht daran, einige der weniger wertvollen zu verkaufen?«
    »Das habe ich weder nötig noch möchte ich es«, entgegnete Cugel. »Das Gold in Iucounus Truhen reicht, bis die Sonne längst erloschen ist.« Bei diesen Worten blickten beide Männer, wie es bei der Erwähnung des Himmelssterns üblich war, zu der siechenden Sonne auf.
    Fianosther verneigte sich artig. »In diesem Fall wünsche ich Euch einen guten Tag. Und Euch ebenfalls.« Letzteres galt Iucounu, der diese Höflichkeit mit finsterem Blick beantwortete.
    Zurück in der Burg, stellte Cugel den Zauberer in seiner Röhre in der Eingangshalle ab und begab sich zum Dach, wo er sich an die Zinnen lehnte und über die Hügelketten blickte, die sich wie die Wogen einer sturmbewegten See bis zum Horizont erstreckten. Zum hundertsten Mal dachte er über Iucounus ungewöhnlichen Mangel an Voraussicht nach. Keinesfalls durfte er, Cugel, sich auf ähnliche Weise überraschen lassen. Und er überlegte, wie er sich schützen könnte. Dabei ließ er seinen Blick schweifen.
    Über ihm erhoben sich die gläsernen grünen Spiraltürme, unter ihm verliefen die steilen Satteldächer mit den langen Firsten, die Iucounu dem Auge gefällig gefunden hatte. Nur die Vorderfront des alten Teils der Burg bot einen verhältnismäßig leichten Zugang. So versah er die schrägen Simse mit einer Lage Talg. Jeder, der nun zu den Zinnen hochklettern wollte, würde darauf ausgleiten und in den Tod rutschen. Hätte Iucounu ähnliche Vorkehrungen getroffen, statt sein Kristallabyrinth aufzustellen, steckte er jetzt nicht in einer Glasröhre. Er mußten auch noch weitere Schutzmaßnahmen getroffen werden, und zwar mit Hilfe der Zaubermittel in Iucounus Regalen.
    Nunmehr begab er sich in die große Halle, wo er sich an dem Mahl gütlich tat, das ihm seine beiden liebreizenden Dienerinnen Jince und Skiwee vorsetzten. Gleich danach beschäftigte er sich wieder mit den Büchern. Heute prägte er sich den Zauber der Hilflosen Verkapselung ein und den der Weitversetzung,durch den Iucounu ihn in die nordische Öde hatte schaffen lassen. Beide Sprüche waren von nicht geringer Kraft, und beide bedurften absoluter und genauester Beherrschung, die Cugel anfangs nie zu erreichen befürchtete. Trotzdem gab er nicht auf, und schließlich war er überzeugt, sowohl den einen wie den anderen Zauber bei Bedarf anwenden zu können. Zwei Tage später erfolgte, was Cugel erwartet hatte. Als er auf ein Klopfen an der Haustür öffnete, stand der höchst unwillkommene Fianosther davor.
    »Guten Tag«, brummte Cugel. »Ich fühle mich nicht wohl und muß Euch ersuchen, sofort wieder zu gehen.«
    Fianosther lächelte gütig. »Eben weil ich von Eurem Unwohlsein erfuhr, eilte ich mit einem wirksamen Mittel hierher. Gestattet, daß ich eintrete …« Mit diesen Worten zwängte er sich an Cugel vorbei. »… und ich werde Euch die erforderliche Menge abwiegen.«
    »Es handelt sich bei mir um ein seelisches Leiden, das sich in plötzlichen Wutausbrüchen äußert. Ich flehe Euch an, hebt Euch hinweg, ehe ich Euch in einem unvorhersehbaren Anfall mit meinem Schwert metzele oder, was noch grauenvoller wäre, mich meiner Zauberkräfte bediene.«
    Fianosther zuckte erschrocken zusammen, fuhr jedoch voll unerschütterlicher Zuversicht fort: »Auch gegen ein solches Leiden habe ich ein Mittel bei mir.« Er brachte eine schwarze Flasche zum Vorschein. »Nehmt einen kleinen Schluck, und schon sind Eure Beschwerden behoben.«
    Cugel legte die Hand um den Schwertgriff. »Mir scheint, mit Euch muß man unverblümt sprechen. Ich fordere Euch auf: Hebt Euch von hinnen und kehrt nie wieder zurück! Ich weiß, was Ihr vorhabt, und warne Euch. In mir findet Ihr einen weniger nachsichtigen Gegner, als der sich Iucounu erwiesen hat. Hinfort! Oder ich beschwöre den Zauber der Schwellenden Zehe auf Euch herab, woraufhin Eure linke kleine Zehe sich zur Größe eines Hauses aufblasen wird!«
    »Nun zeigt Ihr Euer wahres Gesicht!« brüllte Fianosther wütend. »Cugel, der Schlaue, entpuppt sich als undankbarer Gierschlund! Habt Ihr vergessen, wer es war, der Euch riet, in Iucounus

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