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Die Barbaren von Ragnarok

Die Barbaren von Ragnarok

Titel: Die Barbaren von Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin
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    Die siegreiche Flotte war noch zwei Reisetage von der Erde entfernt, als das Phantomschiff neuerdings erschien.
    Es kam ohne Vorwarnung, wie gewöhnlich. John Humbolt war auf der Brücke der ›Ragnarok‹ und blickte müßig auf den vorderen Bildschirm, wo es außer der einförmigen Schwärze des Überraums nichts zu sehen gab. Aber dann glühte plötzlich der helle weiße Fleck direkt in der Mitte.
    »Da ist es wieder, Norman«, sagte er und drückte den Knopf, der in allen Stationen das Alarmsignal auslöste. Dann schaltete er die Sprechanlage ein und sagte: »Das Phantomschiff ist direkt voraus. Vielleicht zeigt es uns diesmal, was es will.«
    Norman Lake kam an seine Seite und beobachtete die Erscheinung im Bildschirm.
    »Ein Gern kann es nicht sein«, sagte er nach einer Weile. »Nach drei blutigen Jahren ist von ihrer Macht nichts mehr übrig. Und doch ist dieses Gespensterschiff noch immer hinter uns her.«
    »Gespensterschiff ist gut«, sagte John. »Ich möchte wissen, ob seine Gespensterbesatzung unseren Spöttern wieder diese schreckliche Angst einjagt. Letztes Mal waren sie wie verrückt.«
    Er brauchte nicht lange zu warten, bis er es wußte. Zwei von den eichhörnchenartigen Spöttern kamen in den Brückenraum gerannt, sausten an John hoch und kauerten auf seinen Schultern, zitternd und schnatternd, und es war gar nicht mehr nötig, daß die telepathischen kleinen Tiere ihren Angstzustand in John Humbolts Bewußtsein projizierten.
    Er dachte zu Tip, einem der beiden Spötter: ›Dale soll mit Tati kommen. Ich möchte wissen, was sie uns sagen kann.‹ Als er es dachte, stellte er sich Dale Ords Gesicht vor, und Tip schickte die Botschaft telepathisch zu Tati, Dales Spötter.
    John Humbolt blickte wieder zum weißen Fleck auf dem Bildschirm. Es war nicht wirklich eine Wiedergabe des Phantomschiffs. Ihre eigenen Schiffe befanden sich in der zweiten Ebene des Überraums, während das Phantomschiff immer in der dritten Ebene blieb. Der weiße Fleck wurde von sekundären Strahlungen der Überwachungssysteme erzeugt, mit denen das Phantomschiff die zweite Ebene sondierte – das war jedenfalls die Erklärung, die sie für das Phänomen hatten.
    Dale Ord kam auf die Brücke, ein gutmütiger, etwas schwerfällig wirkender Mann mit dunklen Haaren und fleischigem Gesicht, und mit ihm kamen Fenrir und Sigyn hereingetrottet, die großen Waldschliefer, schwarzfellige Ungeheuer, die einem phantastischen Zuchtprodukt von Tiger und Wolf glichen.
    »Tati ist außer sich vor Angst«, sagte Dale bekümmert. »Ich kann nicht verstehen, was sie hat oder was sie sieht.«
    Der Gegenstand seiner Besorgnis hockte heftig zitternd auf seiner Schulter, ein schwächlicher kleiner Mutant von einem Spötter, telepathisch übersensibel. Dale streichelte das Tier fortwährend, um es zu beruhigen, doch seinen Bemühungen schien kein Erfolg beschieden zu sein. Dies war ihre erste Gelegenheit, Tatis besondere Begabung zu nutzen, während das Gespensterschiff in der Nähe war.
    »Wovor fürchtest du dich, Tati?« fragte John.
    Die Antwort war eine Projektion undefinierbarer Angst vor etwas, das näher zu erforschen Tatis kleines Selbst sich weigerte.
    »Du mußt, Tati«, sagte er. »Es ist wichtig. Wir werden nie zulassen, daß dieses Ding dir weh tut.«
    Die dunklen Augen des kleinen Spötters blickten von Gesicht zu Gesicht, zu den großen Waldschliefern und zurück zu John Humbolt. Er empfing eine unklare Projektion, in der sich ‘Entsetzen und Ergebenheit mischten. Gleich darauf stieß Tati ein schrilles Quieken aus, zuckte wie in Krämpfen und fiel tot von Dale Ords Schulter.
    »Tip, was hat Tati gesehen?« fragte John hastig.
    Durch das ängstliche und aufgeregte Geschnatter Tips kam der Gedanke des Nichtwissens, aber auch die Projektion, die in Worte übertragen, etwa gelautet hätte: »Tati wußte es – Tati starb daran.«
    »Wußte Tati, wo das schlimme Ding ist?«
    Tip trippelte auf seiner Schulter herum und hob eine zitternde kleine Pfote, daß sie nach achtern zeigte, und John empfing den Gedanken, daß es in der angezeigten Richtung sei, aber sehr weit entfernt. John blieb eine Weile still, während er überlegte, was diese Auskunft bedeuten mochte. Das Phantomschiff war nicht in der Richtung, es war vor ihnen. Achteraus lagen die Sonnen von Orion und die schwarzen, unbekannten Tiefen des großen Orionnebels.
    »Ist das schlimme Ding immer noch dort?« fragte John.
    Die Antwort war ein deutliches Nein.
    »Es

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