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Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Titel: Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Silver
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voreilige Bluffs wurden zu kühnen Bluffs, zu frühes Ausscheiden wurde als vorausschauend kommentiert. Moneymaker erschien nicht als ein leicht überdurchschnittlicher Bekloppter, der die Karten seines Lebens bekam, 1 sondern als ein Poker-Naturtalent, das sich praktisch über Nacht zu einem Weltklassespieler mauserte. (Moneymaker hat, seit dem Gewinn der World Series, bei Pokerturnieren nur etwa 110 000 Dollar pro Jahr verdient, und davon sind die häufig beträchtlichen Startgebühren noch nicht abgezogen.)
    Die Zuschauer sollten glauben, dass Poker leicht zu erlernen sei, dass man damit mühelos Geld verdienen könne und dass es wahnsinnig aufregend sei. Nichts davon entspricht der Wahrheit. Viele glaubten jedoch, dass man nur ein Ticket nach Las Vegas brauche, um der nächste Chris Moneymaker zu werden. Die Teilnehmerzahl bei der World Series of Poker (Preisgeld 10 000 Dollar) explodierte förmlich, sie stieg von 839 in dem Jahr, als Moneymaker teilnahm, auf 8773 nur drei Jahre später.
    Ich war einer dieser Teilnehmer. 2 Ich lebte eine Weile den Traum vom großen Geld, bis dieser Traum platzte. Da hatte ich begriffen, dass es Poker nur in der Grauzone zwischen Signal und Rauschen gibt. Die Jahre, die ich mit diesem Spiel verbrachte, haben mich einiges über die Rolle des Zufalls in unserem Leben gelehrt und darüber, wie wir uns vom Zufall täuschen lassen, wenn wir uns vormachen, die Welt verstehen und ihren Lauf vorhersagen zu können.

    Abbildung 10-1: Teilnehmer im Hauptturnier der World Series of Poker 1970 bis 2006
    Als alle vom Poker zu träumen begannen
    Ein weiterer Auslöser des Pokerbooms war das Internet. Online-Poker gibt es seit 1998, aber erst 2003 erlangte es größere Verbreitung, als Firmen wie Party Poker und PokerStars damit begannen, Werbung zu machen und die juristischen Probleme des Glücksspiels im Internet zu lösen. Spieler aus aller Welt beteiligten sich am Online-Glücksspiel und überwanden ihre Vorbehalte gegen die Sicherheit und Legalität der virtuellen Spielzimmer. Diese hatten aber auch Vorteile: Man konnte an jedem Tag der Woche rund um die Uhr um Cents, aber auch um Hunderte von Dollars spielen. Außerdem ging es schneller: Ein Computer gibt die Karten bedeutend schneller als ein Croupier und erwartet auch kein Trinkgeld. Überdies musste man nicht in verqualmten, heruntergekommenen Kasinos herumhocken.
    Wie schon gesagt, ich hatte einen Job wie Moneymaker, ich war Consultant der Buchhaltungsfirma KPMG. Einer meiner Kollegen schlug vor, regelmäßig zu spielen, und zwar um Einsätze, bei denen man gerade ein wenig nervös wurde. Ich hatte etwas Pokererfahrung, weil ich einige Male bis vier Uhr morgens im Soaring Eagle Indian Casino in Mount Pleasant, Michigan, gespielt hatte. Aber ich war aus der Übung und musste trainieren. Ich sah mich online um. Eine unübersichtliche Homepage namens »Pacific Poker« hatte ein Angebot, dem ich nicht widerstehen konnte: Hier wurden einem Chips für 25 Dollar fast ohne Auflagen versprochen. 3
    Diese ersten 25 Dollar verlor ich recht rasch, aber die Spieler bei Pacific Poker schienen nicht gerissener zu sein als die ehemaligen Sträflinge und Rentner, denen ich im Soaring Eagle begegnet war. Also investierte ich 100 Dollar. Fast alle professionellen Pokerspieler beginnen ihre Karriere mit einer Glückssträhne. Wer von Anfang an verliert, ist in der Regel so klug aufzuhören. Ich bildete keine Ausnahme. Meine Gewinne stiegen, anfänglich auf 50 oder 100 Dollar pro Abend, dann gelegentlich auf 500 oder 1000 Dollar. Nach etwa drei Monaten kam ich auf 5000 Dollar. Ich blieb zum Spielen nächtelang auf, fuhr morgens mit dem Taxi zur Arbeit und schummelte mich irgendwie durch den Werktag. Nach sechs Monaten hatte ich 15 000 Dollar gewonnen, ich kündigte und ließ die aufregende Welt der internationalen Steuerberatung hinter mir, um Karten zu spielen und für Baseball Prospectus zu arbeiten. Das war eine Befreiung. Ich hatte das Gefühl, das System überlistet zu haben.
    Ich weiß nicht, ob ich schon von Anfang an ein guter Spieler war. Aber die Hürde war niedrig, und meine Kenntnisse in Statistik verschafften mir Vorteile. Poker wird manchmal für ein sehr psychologisches Spiel gehalten, bei dem es auf Willensstärke ankommt und bei dem die Teilnehmer die Gedanken der anderen zu lesen versuchen. Sie suchen nach »tells«, nach Zeichen, die verraten können, was die anderen auf der Hand haben. Poker hat tatsächlich etwas mit Psychologie zu

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