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Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Titel: Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Silver
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den Programmierern von Deep Blue hat zu Erkenntnissen darüber geführt, wie sich die Datenverarbeitungsgeschwindigkeit von Computern und menschlicher Einfallsreichtum in Bezug auf Prognosen ergänzen können.
    Es ist durchaus möglich, dass im Augenblick weder Mensch noch Maschine die besten Schachspieler sind. 47 2005 veranstaltete die Website ChessBase.com ein »Freestyle«-Schachturnier: Den Teilnehmern stand es frei, Programme oder das Internet zurate zu ziehen. Obwohl mehrere Großmeister an dem Turnier teilnahmen, wurde es weder von den besten Spielern noch von jenen mit der besten Software gewonnen, sondern von zwei Amateuren Anfang zwanzig aus New Hampshire, Steven Cramton und Zackary »ZakS« Stephen, die für jeden Zug drei Computerprogramme konsultierten. 48 Cramton und Stephen gewannen, weil sie sich von der Technik nicht einschüchtern ließen. Sie kannten die Stärken und Schwächen der Programme und verhielten sich eher wie Trainer als wie Spieler.
    Aussagen folgender Art sind jedoch immer mit Misstrauen zu genießen: »Computer sagt den Sieg der Yankees in der World Series voraus.« Wenn damit gemeint ist, die Berechnung des Computerprogramms hat ergeben, dass die Yankees die World Series gewinnen werden, dann ist die Behauptung vollkommen harmlos. Angesichts aller Informationen, die uns heute zur Verfügung stehen, sind Maschinen, die Berechnungen viel schneller anstellen als wir selbst, sicherlich hilfreich.
    Aber wenn die Prognostiker den Computer buchstäblich für ein beseeltes oder mit Verstand begabtes Wesen zu halten scheinen, dann ist das ein Anzeichen dafür, dass zu wenig nachgedacht wird. Worin auch immer sein Bias und seine toten Winkel bestehen mögen – man kann davon ausgehen, dass der Prognostiker sie in seinem Computerprogramm untergebracht hat.
    Wir müssen uns bewusst sein, dass die Technologie lediglich ein Werkzeug zur Verbesserung der Conditio humana ist. Wir sollten weder am Altar der Technologie beten noch Angst vor ihr haben. Niemandem ist es bislang gelungen, einen Computer mit menschlichem Denkvermögen zu konstruieren. 49 Aber die Computer spiegeln den Fortschritt der Menschheit und die Genialität des Menschen wider. Es handelt sich nicht wirklich um »künstliche« Intelligenz, wenn sie von Menschenhand geschaffen wurde.

10. Kapitel
    Die Pokerblase
    I m Jahr 2003 begann der Pokerboom. Die Zahl neuer und unerfahrener Spieler nahm exponentiell zu, und da reichte schon ein Minimum an Pokerkenntnissen für enorme Gewinne. Für dieses Phänomen gab es zwei direkte und miteinander zusammenhängende Ursachen: Zum einen, dass ein 27-jähriger Amateur die World Series of Poker 2003 in Las Vegas gewann, ein Buchhalter aus Nashville, mit dem vielversprechenden Namen Chris Moneymaker. Moneymaker war die Verkörperung des Poker-Jedermann: Ein etwas dicklicher Büroangestellter, der durch eine unendliche Folge gewagter Bluffs sowie guter Karten 39 Dollar (die er bezahlt hatte, um sich online zu qualifizieren) in den 2,5-Millionen-Dollar-Hauptgewinn verwandelte.
    Der Fernsehsender ESPN verwandelte Moneymakers Erfolg in einen Sechsteiler, der bis zum Beginn der Baseballsaison fast jeden Abend lief.
    Für den »Sport« Poker, der bis dahin nur als bedenklich, archaisch und gefährlich riskant gegolten hatte, konnte es keine bessere Reklame geben. Plötzlich begann jeder glatzköpfige untersetzte Buchhalter, der schon lange den Traum aufgegeben hatte, der nächste Michael Jordan oder Derek Jeter zu werden, in Moneymaker sein Alter Ego zu sehen – hatte doch Moneymaker den gleichen Job und als Amateur innerhalb weniger Wochen den größten Pokerwettkampf der Welt gewonnen.
    ESPN präsentierte freilich ein stark geschöntes Bild der Pokerrunde. Der Sender reduzierte ein vierzigstündiges Turnier mit über achthundert Teilnehmern auf einen sechsstündigen Film und zeigte nur einen Bruchteil der Pokerblätter, der sogenannten Hände, die tatsächlich gespielt worden waren (das Kartenblatt heißt kurz »die Hand«). Überdies waren mithilfe winziger Kameras im Spieltisch, der »hole cam«, sowohl Moneymakers Karten zu sehen als auch die seiner Gegner. Die Zuschauer hatten das Gefühl, Hellseher zu sein. Poker ist recht einfach, wenn man weiß, welche Karten der Gegner hat …
    Moneymaker spielte in der Kurzfassung die Rolle desjenigen, der einfach nichts falsch machen konnte: Diese oder jene Hand, die er bei nüchterner Betrachtung grottenschlecht spielte, wurde ausnahmslos gelobt;

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