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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Entschlossenheit und dem erbitterten Ringen um einen Kompromiss verdankte. Die schwere Prüfung war überstanden, sie hatten ihre Bürgerpflicht getan. Mehr als das. Es war vollbracht.
    Der Obmann der Jury klopfte an die Tür und riss Uncle Joe aus seinem Schlummer, den betagten Gerichtsdiener, der nicht nur den Raum bewacht, sondern auch die Geschworenen mit Nahrung versorgt, sich ihre Klagen angehört und diskret ihre Botschaften an den Richter weitergeleitet hatte. Früher, als sein Gehör besser funktioniert hatte, war das Gerücht im Umlauf gewesen, Uncle Joe belausche die Jurys durch eine dünne Sperrholztür, die er persönlich gekauft und eingesetzt habe. Doch mittlerweile war er schwerhörig und hatte seiner Frau - vorerst nur ihr - anvertraut, er spiele mit dem Gedanken, den Job nach diesem aufreibenden Prozess endgültig an den Nagel zu hängen. Er sei dem Stress, den ordnungsgemäßen Ablauf eines Verfahrens zu garantieren, nicht mehr gewachsen.
    »Großartig«, sagte er lächelnd. »Ich hole den Richter.« Als hätte dieser sich irgendwo tief im Inneren des Gebäudes verschanzt und wartete nur darauf, von Uncle Joe zu hören. Er entschied sich aus alter Gewohnheit, einen Laufburschen die wundervolle Neuigkeit überbringen zu lassen. Und sie war wahrhaft wundervoll. Noch nie hatte in dem alten Gerichtsgebäude ein so langer und spektakulärer Prozess stattgefunden. Es wäre eine Schande gewesen, ihn ohne Entscheidung abbrechen zu müssen.
    Uncle Joes Laufbursche klopfte diskret an die Tür des Richters und trat einen Schritt in dessen Büro. »Wir haben ein Urteil«, verkündete er stolz, als hätte er persönlich an dem Beratungsmarathon teilgenommen und präsentierte dessen Resultat nun als Geschenk.
    Der Richter schloss die Augen und seufzte befriedigt. Sein zugleich nervöses und glückliches Lächeln verriet neben Erleichterung fast Ungläubigkeit. »Treiben Sie die Anwälte zusammen«, sagte er schließlich.
    Nach der beinahe fünftägigen Beratung der Jury hatte Richter Harrison sich schon fast mit seinem schlimmsten Albtraum abgefunden - der Möglichkeit, dass die Geschworenen zu keiner Einigung gelangen würden. Ein erbitterter vierjähriger Rechtsstreit, gekrönt von einem nicht minder erbittert geführten, vier Monate währenden Prozess - die bloße Möglichkeit eines resultatlosen Endes machte ihn krank. Er durfte nicht daran denken, dass eventuell alles von vorn begann.
    Nachdem er in seine abgetragenen, billigen Slipper geschlüpft war, sprang er mit einem spitzbübischen Lächeln auf und griff nach seiner Robe. Das langwierigste Verfahren einer abwechslungsreichen Laufbahn war endlich überstanden.
    Zuerst rief Uncle Joes Gehilfe in der ortsansässigen Kanzlei Payton & Payton an, die von dem gleichnamigen Ehepaar geführt wurde und mittlerweile in einem ehemaligen Ramschladen in einem heruntergekommenen Viertel der Stadt residierte. Ein Mitarbeiter nahm ab, lauschte ein paar Sekunden, legte auf und rief: »Die Jury hat ihr Urteil gefällt!« Seine Stimme hallte durch die kleinen, provisorisch eingerichteten Büros, und seine Kollegen sprangen auf.
    Er verkündete die Neuigkeit ein weiteres Mal, während er zu dem Raum rannte, den alle das »Loch« nannten. Die anderen Mitarbeiter versammelten sich hektisch, Wes Payton war schon da. Als seine Frau Mary Grace herbeigeeilt kam, trafen sich ihre Blicke, in denen Angst und Verwirrung lagen, für einen Sekundenbruchteil. An dem langen, mit Unterlagen übersäten Tisch saßen zwei juristische Hilfskräfte, zwei Sekretärinnen und eine Buchhalterin, die erstarrten und sich gegenseitig anblickten. Alle warteten darauf, dass jemand etwas sagte.
    Konnte es wirklich vorbei sein? So plötzlich, nachdem sie eine Ewigkeit gewartet hatten? So abrupt? Nur durch einen Anruf?
    »Wie war's mit einem stillen Stoßgebet?«, fragte Wes, und sie fassten sich an den Händen und beteten wie nie zuvor in ihrem Leben. Alle möglichen Bitten wurden zum Himmel hinaufgeschickt, doch in erster Linie wurde der Allmächtige angefleht, ihnen den Sieg zu gewähren. Bitte, bitte, lieber Gott, gewähre uns den Sieg von deinen Gnaden nach all diesen Mühen, der Angst und den Zweifeln, den Kosten und dem Zeitaufwand. Erspare uns die Demütigung, den Untergang, die Insolvenz und all die anderen Übel, die ein ungünstiges Urteil mit sich bringen würde ...
    Der zweite Anruf von Uncle Joes Gehilfen ging an Jared Kurtin, seines Zeichens Architekt der Verteidigungsstrategie. Mr

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