Die Berufung
Teilzeit-Broadway-Schauspielerinnen. Bankiers kamen mit ihren alternden, wenn auch angenehm geformten Ehefrauen, Medienmogule mit ihren modisch ausgehungerten Vorzeigefrauen. Vertreten waren Manager der Trudeau Group, die lieber woanders gewesen wären, aber auch aufstrebende Maler aus den Kreisen des Museum of Abstract Art, die entzückt waren, sich unter den Jetset mischen zu dürfen. Außerdem waren ein paar Models anwesend, die Nummer 388 auf der Forbes 400- Liste, ein Runningback, der für die Jets spielte, ein Reporter von der Times mit einem Fotografen, der alles festhalten sollte, und ein Reporter vom Journal, der nichts schreiben würde, aber die Party nicht verpassen wollte. Über hundert Gäste, von denen die meisten sehr vermögend waren. Dennoch hatte keiner von ihnen je eine Jacht wie die Erianna zu Gesicht bekommen.
Sie lag an den Chelsea Piers auf dem Hudson und war bis auf einen angestaubten Flugzeugträger einen halben Kilometer weiter nördlich das größte Schiff weit und breit. In der exklusiven Welt der obszön teuren Jachten galt die Brianna als Megajacht. Damit war sie größer als eine Superjacht, aber nicht so groß wie eine Gigajacht. Letztere waren bisher einer Handvoll Software-Milliardären, saudischen Prinzen und russischen Ölgangstern vorbehalten geblieben.
Mr. und Mrs. Carl Trudeau würden sich freuen, Sie zur Jungfernfahrt ihrer Megajacht Brianna am 26. Mai um 18 Uhr an Pier 60 begrüßen zu dürfen, hieß es auf der Einladung.
Das Schiff war fünfundsechzig Meter lang und rangierte damit auf der Liste der in den Vereinigten Staaten registrierten Großjachten an zweiundzwanzigster Stelle. Trudeau hatte sie zwei Wochen nach Ron Fisks Wahl für sechzig Millionen Dollar erstanden und dann weitere fünfzehn Millionen Dollar für Renovierung, Modernisierung und Schnickschnack ausgegeben.
Jetzt war die Zeit gekommen, mit diesem Prachtstück eines der dramatischsten Comebacks in der neueren Wirtschaftsgeschichte zu untermalen. Die achtzehnköpfige Besatzung versorgte die eintreffenden Gäste mit Champagner und führte sie durch das Schiff. Mit vier Decks über der Wasserlinie konnte die Jacht bequem dreißig anspruchsvolle Freunde für einen Monat auf See beherbergen - nicht dass Trudeau vorgehabt hätte, jemals so viele Menschen über längere Zeit in seiner Nähe zu haben. Den glücklichen Auserwählten standen für eine ausgedehnte Kreuzfahrt ein Fitnessstudio mit Trainer, ein Wellnessbereich mit Masseurin, sechs Whirlpools und ein rund um die Uhr abruf bereiter Küchenchef zur Verfügung. Gespeist wurde an vier über die Jacht verteilten Tischen. Der kleinste davon bot zehn Personen Platz, der größte vierzig. Wenn ihnen langweilig wurde, konnten sie sich mit Taucherausrüstung, Kajaks mit durchsichtigem Boden, einem zehn Meter langen Katamaran, Jetski und Angelausrüstung vergnügen. Selbstverständlich war auch ein Helikopter vorhanden, ohne den keine Megajacht komplett ist. Zur Luxusausstattung gehörten weiterhin ein Kino, vier Kamine, eine Sky Lounge, Bäder mit Fußbodenheizung, ein privater Pool für textilfreie Sonnenbäder und Unmengen von Mahagoni, Messing und italienischem Marmor. Das Prunkgemach der Trudeaus war größer als ihr Schlafzimmer an Land. Und in dem offiziellen Speisesaal auf der dritten Ebene hatte die Missbrauchte Imelda endlich ein Heim gefunden.
Nie wieder würde sie Carl Trudeau nach einem anstrengenden Arbeitstag im Foyer seines Penthouse empfangen.
Während auf dem Hauptdeck ein Streichquartett spielte, legte die Brianna ab und fuhr auf dem Hudson nach Süden. Es dämmerte bereits, und im Licht eines spektakulären Sonnenuntergangs bot sich vom Fluss aus ein atemberaubender Blick auf Manhattan. Die Stadt vibrierte geradezu vor Energie - ein faszinierendes Bild, das durch Champagner und Kaviar noch verschönt wurde. Die Passagiere der Fähren und kleineren Boote starrten der Brianna mit offenem Mund nach, während sie, von den zweitausend Pferdestärken ihres Caterpillar-Doppelmotor-Diesels angetrieben, durch das Wasser pflügte.
Ein Heer von Kellnern im Frack schwärmte mit Getränken auf Silbertabletts und Fingerfood, das zu schön zum Essen war, über die Decks. Trudeau ignorierte die meisten Gäste und verbrachte seine Zeit mit denen, die auf die eine oder andere Weise unter seiner Fuchtel standen. Brianna war die perfekte Gastgeberin. Sie schwebte von Gruppe zu Gruppe, küsste Männer wie Frauen und sorgte dafür, dass jeder einen Blick auf
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