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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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so
groß wie Thomas.
    Mit gemächlichen Schritten,
deren Ursache teils am unebenen Waldboden, teils an der Tatsache liegen mochte,
dass der Mann sich unbeobachtet fühlte, ging die Kidnappersilhouette um das
Auto herum und öffnete die Hintertür der Beifahrerseite.
    Er lehnte sich halb hinein,
versuchte, sein Entführungsopfer aus dem Fond zu ziehen. Scheinbar war die Frau
bis eben ohnmächtig gewesen, denn erst jetzt begann sie zu schreien. Die
Schatten, die den kränklichen Schein der Innenbeleuchtung unterbrachen, ließen
darauf schließen, dass ein Handgemenge entbrannt war. Die Schreie und das
Aufbegehren der Frau endeten abrupt, als der Mann eine ruckartige Bewegung
vollführte. Daniel hörte das Klatschen, mit dem die Faust des Kidnappers das
Gesicht der Entführten traf.
    Er spannte sich an, doch
Thomas legte ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf.
    »Warte«, flüsterte er. »Wir
wissen nicht, ob er bewaffnet ist.«
    Jetzt ließ das
Entführungsopfer sich wehrlos aus dem Auto ziehen und in einer perversen
Parodie einer frisch Vermählten zur Villa tragen. Dabei musste ihr Peiniger den
Baum umrunden, der entwurzelt zwischen Wagen und Haus lag. Wenig später
erreichten sie die Eingangstür, die lediglich als dunkler Ausschnitt in der
gräulichen Außenmauer zu erkennen war. Die Tür protestierte lautstark gegen
ihre Benutzung, gab schließlich jedoch nach. Einige Sekunden darauf waren
Entführer und Entführte im Innern des Anwesens verschwunden.
    Daniel richtete sich auf und
befreite seine Knie von kleinen Ästen und Blättern.
    »So. Wir rufen jetzt die
Polizei.«
    Thomas‘ Nicken war nur
andeutungsweise zu erkennen. Seinen Blick hatte er weiterhin auf das Auto
gerichtet.
    »Er hat die Fahrertür nicht
geschlossen«, sagte er. »Heißt das nun, dass er gleich wieder ins Auto steigt, oder
kann er es nur nicht mehr erwarten, sich mit seinem Opfer zu amüsieren?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte
Daniel. »Aber wir sollten jetzt verschwinden. Mein Auto blockiert die Straße.
Spätestens, wenn er wegfährt und es sieht, wird er wissen, dass er beobachtet
wurde.«
    Thomas‘ Flüstern war durch
den aufziehenden Wind, der die Baumwipfel streichelte, kaum wahrzunehmen.
    »Wir brauchen mindestens
eine halbe Stunde zur Polizei«, sagte er. »Vielleicht länger.«
    Daniel hatte das Gefühl, das
Ticken einer imaginären Armbanduhr zu vernehmen. Er wollte sich gar nicht
ausmalen, was der Typ mit seinem Opfer im Gebäude trieb. Er hoffte, dass er es
langsam anging, mit was auch immer.
    »Ein Grund, jetzt endlich
loszufahren.«
    »Vielleicht hat er ein
Handy«, sagte Thomas und deutete auf den Geländewagen.
    »Du meinst den Entführer?
Und wenn schon, was soll uns das bringen?«
    »Vielleicht ist es dort
drin«, sagte Thomas und zeigte abermals auf das Auto.
    Daniel glaubte, sich verhört
zu haben.
    »Bist du völlig verrückt
geworden? Was ist, wenn er wieder rauskommt?«
    »Deswegen brauche ich dich
als Wache. Es ist fast komplett dunkel. Du stellst dich neben die Tür.« Thomas
deutete auf den dunklen Fleck, durch den der Entführer mit seiner Beute
gegangen war. »Sieh mal, daneben scheint eine Art Blumenkübel zu stehen, der
groß genug ist, dass du dich dahinter verstecken kannst. Wenn du ein Geräusch
hörst, das darauf schließen lässt, dass er kommt, dann pfeifst du und
verschwindest von der Bildfläche. Du musst allerdings aufpassen. Du solltest
dich ziemlich klein machen. Nicht, dass dein Bauch rausguckt und dich verrät.«
    »Sehr witzig. Das ist eine
komplette Scheißidee. Selbst für deine Verhältnisse. Und du sparst wahrlich
nicht mit bekloppten Ideen. Wir sollten zusehen, dass wir von hier abhauen!«
    »Wir verlieren Zeit, Daniel.
Wenn wir ein Handy finden, sparen wir über eine halbe Stunde! Wer weiß, was da
drin vor sich geht, jetzt, in dieser Sekunde? Wir müssen es versuchen.«
    »Das ist Scheiße!«, sagte
Daniel, doch es hörte sich nicht an, als würde er Thomas‘ Argumentation noch
viel entgegenzusetzen haben.
    »Ja, das ist Scheiße. Der
ganze Abend läuft irgendwie Scheiße, falls ich dir als Gastgeber damit nicht zu
nahe trete. Aber wir müssen es probieren.«
    Daniel gab sich geschlagen.
    »Gut. Ich gebe dir fünf Minuten.«
    Auf Zehenspitzen näherten
sich die beiden Freunde dem Auto. Daniel erinnerte sich an seine
Bundeswehrzeit. Dort war ihm beigebracht worden, im Gelände die Füße nur so
weit zu heben, dass herumliegende Zweige geschoben wurden, damit diese

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