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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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gelegenes Gebüsch.
    »Wir müssen jetzt die Polizei
holen«, sagte er. »Es gibt nur ein Problem. Ich glaube, dass der Kerl ziemlich
krank in der Birne ist. Deshalb schlage ich vor, dass wir uns aufteilen. Einer
fährt zu den Bullen, während der andere hier bleibt und eingreift, falls
irgendwas Unvorhergesehenes passiert.«
    »Was sollte noch
passieren?«, fragte Daniel. »Irgendwie ist der ganze Abend ziemlich
unvorhergesehen verlaufen, findest du nicht?«
    Thomas gestattete sich ein
knappes Lächeln, wurde jedoch gleich wieder ernst.
    »Ja, das stimmt. Ich weiß,
was du denkst. Du hast Angst, dass der Drecksack genau das mit der Frau
anstellt, was dieser kranke Penner in der Zeitung mit seinem Opfer macht. Diese
Angst teile ich.«
    »Aber wir sind zu zweit«,
sagte Daniel. Es tat nahezu körperlich weh, sich die Entführte auch nur eine
weitere Sekunde in den Händen dieses Typen vorzustellen.
    »Ja, ich weiß. Wir sind zu
zweit und wir haben das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Wir könnten da
jetzt reinstürmen und versuchen, den Kerl zu überwältigen. Aber denk nur an die
Tür. Die quietscht so laut wie ein Pornostar. Wir würden uns verraten, bevor
wir im Haus sind. Und wenn der Kerl bewaffnet ist, schießt er uns über den
Haufen. Und dann gibt es auch für die Entführte keine Hoffnung mehr.«
    Daniel schwieg. Das hörte
sich alles so richtig und doch gleichzeitig so falsch an. Er musste an die Frau
denken, an ihren beschwingten Schritt, ihre gebräunten Beine, ihre langen,
seidig in der Abendsonne schimmernden Haare. Er wollte ihr helfen, und zwar
jetzt und nicht später, verdammt noch mal. Doch er wusste auch, dass Thomas
recht hatte. Also nickte er.
    »Okay.«
    »Gut. Wir machen das
folgendermaßen: Ich fahre die Bullen holen, während du hierbleibst und die
Villa beobachtest. Tu nichts Unüberlegtes und warte auf die Polizei. Greife nur
ein, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Dafür solltest du dir einen spitzen
Stock oder etwas in der Art suchen.«
    Daniel dachte nach. Das
klang alles logisch, auch wenn ihm die Vorstellung nicht behagte, tatenlos
hierzubleiben und auf Verstärkung zu warten. Und was war, wenn die Frau anfing
zu schreien, und zwar so sehr, dass er sich gezwungen sah, einzugreifen? Er
hatte keine Waffe, hatte seit seiner Zeit bei der Bundeswehr körperlich
abgebaut und war nicht geschult im Kampf Mann gegen Mann.
    »Warum bleibst du nicht
hier, während ich zur Polizei fahre?«, fragte er.
    »Weil ich der bessere Fahrer
bin und gegenüber dir mindestens fünf Minuten auf der Strecke gutmache.
Wahrscheinlich sogar zehn. Und da es auf jede Minute ankommt, sollte ich
fahren. Und zwar bald.«
    Daniel nickte. Thomas hatte
recht. Er erinnerte sich an das Fahrersicherheitstraining, bei dem Thomas ihm
nur den Auspuff gezeigt hatte, zumindest solange er in Sichtweite gewesen war.
Auch wenn es ihm nicht gefiel, alleine die Stellung zu halten, war es wohl das
Beste.
    »In Ordnung. Aber beeil
dich«, sagte er.
    Thomas klopfte ihm auf die
Schulter.
    »Na klar. Such am besten
Schutz hinter der Vase, falls der Kerl nochmal rauskommen sollte.«
    »Tue ich. Und nun hau ab!«
    Thomas sah seinen Freund ein
letztes Mal an. Der aufgehende Mond spiegelte sich in seinen Augen und
verwandelte sie in Silbermünzen. Ein einsamer Vogel rief nach Gesellschaft, der
Wind brachte kühlere Luft mit sich. Es wurde Nacht.
    »Pass‘ auf dich auf«, sagte
er, drehte sich um und sprintete zu Daniels Wagen.

Kapitel 5
     
    Nachdem Thomas‘ Silhouette
und die Karos seiner Hose auf dem Weg, den sie zur Villa genommen hatten, mit
den Schatten verschmolzen waren, vernahm Daniel noch einige Zeit die raschelnden
und Zweige brechenden Schritte seines Freundes. Sie verstummten, und wenig
später hörte er seinen Wagen anspringen. Er machte sich keine Sorgen, dass das
Auto im Haus zu hören war, denn selbst für ihn, der darauf achtete, war das
gleichmäßige Schnurren des Motors kaum wahrnehmbar. Außerdem musste das
Geräusch keine wenn auch noch so baufällige Mauer passieren, um an seine Ohren
zu dringen.
    Thomas war weg. Jetzt war
Daniel auf sich allein gestellt, ein Umstand, der ihm gar nicht behagte. Er
hoffte, dass sein Freund sich beeilte und die Polizei dem Spuk hier bald ein
Ende bereitete.
    Nach einer gefühlten Stunde,
die in Wahrheit wahrscheinlich keine Viertelstunde war, entschied er sich, dem
Rat seines Freundes zu folgen und sich eine Waffe zu besorgen. Es sollte nicht
allzu schwer sein, in einem Wald

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