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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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die jetzt auf der
Beifahrerseite liegende Einfahrt zeigte.
    »Da müssen wir rein. Dort
hinten habe ich ihn gesehen.«
    Daniel lenkte den Wagen in
den Waldweg. Sofort begann das Fahrzeug, auf dem unebenen Untergrund zu
schaukeln.
    »Zum Glück habe ich mein
Auto heute Morgen noch waschen und wachsen lassen.« Daniels Tonfall machte
klar, dass er ganz und gar nicht begeistert darüber war. Allerdings war es auch
völlig nebensächlich, hier ging es schließlich um das Wohlergehen einer Frau.
Vielleicht sogar um ihr Leben.
    Der Waldweg war von einem
Blätterdach überzogen, der das wenige verbliebene Sonnenlicht nahezu gänzlich
ausschloss. Daniel wollte das Licht einschalten, doch sein Freund hielt ihn
davon ab.
    »Er soll nicht wissen, dass
wir ihm auf den Fersen sind. Er fährt einen Geländewagen, hat hier im Wald also
sowieso Vorteile. Wenn er uns bemerkt, kann er uns leicht entkommen.«
    Daniel beugte sich weit über
das Lenkrad.
    »Fantastisch. Ich sehe einen
Scheißdreck!«
    Der Pfad führte immer weiter
in den Wald hinein. Die am Wegesrand stehenden Bäume und Büsche wurden
zunehmend dichter und rückten gefährlich nahe an sie heran. Daniel bremste an
einer Weggabelung, die sich erst im letzten Moment aus den Schatten der Bäume
herausschälte.
    »Na toll, und jetzt?«
    Die beiden von diesem Punkt
wegführenden Waldwege sahen identisch aus, vor allem ohne Lichtquelle, die eventuelle
Unterschiede hätte sichtbar machen können. Nichts wies darauf hin, welchen Weg
der Kidnapper eingeschlagen hatte.
    Thomas starrte angestrengt
in die Dunkelheit.
    »Nimm den rechten Weg. Ich
habe da so eine Ahnung.«
    »Eine Ahnung? Sollen wir das
Mädchen deiner Intuition überlassen? Nur zur Erinnerung: Du warst dir auch
unumstößlich sicher, dass Deutschland Europameister wird.«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    Daniel seufzte.
    »Nein, habe ich nicht. Was
für eine Ahnung ist das?«
    »Sage ich dir gleich. Fahr
jetzt.«
    Daniel fluchte und bog in
den rechten Weg ein. Der Untergrund wurde mit jedem gefahrenen Meter unebener,
und das Auto, das nicht auf diesen Boden ausgerichtet war, schwankte und ließ
die verschütteten Erdnüsse im Beifahrerfußraum tanzen. Auch rückten die Bäume
immer näher an das Fahrzeug heran, bauten sich drohend am Wegesrand auf. Ihre
Äste kratzten wie verkrüppelte Finger über den Lack. Hier konnten höchstens
noch Landmaschinen entlangfahren, doch es sah nicht danach aus, als geschähe
dies häufig. Daniel hoffte, dass kein Wildschwein sich in seiner Ruhe gestört
fühlte und seinen Unmut kundtat, indem es mit dem Schädel die Kotflügel seines
Autos umgestaltete.
    Er bemerkte, wie Thomas
neben ihm anfing zu nicken, als wäre er bestätigt worden.
    »Was ist?«, fragte er seinen
Freund.
    »Weißt du, welcher Weg das
ist?«
    »Ja, weiß ich. Der Weg, auf
dem man uns in einem Jahr als Skelette finden wird, weil wir steckengeblieben
und gefressen worden sind.«
    »Nein, das wird nicht
passieren. Ich weiß nämlich, wo wir sind. Und du müsstest es auch wissen.«
    Daniel schüttelte den Kopf.
Dafür brauchte er fast gar nichts zu tun, denn die Bodenwellen wurden immer
heftiger.
    »Nein. Ich habe keine
Ahnung.«
    »Überleg doch mal. Das ist
der Weg zur alten Henz-Villa. Wir haben damals nur einen anderen Weg genommen,
der dann in diesen hier eingemündet ist. Seitdem ist natürlich einiges an Zeit
vergangen, und die Strecke scheint, wenn überhaupt, nur noch selten befahren zu
werden, aber ich bin mir ziemlich sicher.«
    Daniel sah seinen Freund an,
eine Unaufmerksamkeit, die ihn und Thomas einmal durchschütteln ließ, als sie
eine massive Unebenheit durchquerten.
    »Du meinst, dieses alte
Ding, in dem wir vor zig Jahren heimlich geraucht und Bier getrunken haben?
Glaubst du, die Bruchbude existiert noch?«
    Thomas formte mit Daumen und
Zeigefinger eine Pistole.
    »Genau diese Bruchbude meine
ich. Ob sie noch steht, weiß ich nicht. Aber dieser Weg führt direkt dorthin.«
    Daniels Stirn legte sich in
Falten. »Du könntest recht haben.«
    »Hab‘ ich immer. Intuition.
Das solltest du langsam wissen.«
    Daniel überhörte
geflissentlich Thomas‘ Selbstbeweihräucherung und verzichtete darauf, ihn
nochmals auf seine Fehlvorhersagen beim Fußball hinzuweisen.
    »Meinst du, der Kerl ist
dahin unterwegs? Ich meine, die Villa war vor fünfzehn Jahren schon
abbruchreif.«
    »Das stimmt. Aber vielleicht
wurde sie ja saniert. Obwohl, wenn ich mir diesen zugewachsenen Weg hier so
ansehe, wohl eher nicht.

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