Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime
Fassade. Sie mußte eine Geschichte erfinden, die ihn fesselte, bis Hilfe kam.
«Ich erzählte dir», begann sie, «daß ich fünfzehn Jahre lang als Stenotypistin gearbeitet habe.
Das ist nicht ganz die Wahrheit Es gab zwei Unterbrechungen. Die erste passierte, als ich zweiundzwanzig Jahre alt war. Ich begegnete einem Mann, einem älteren Herrn, der ein wenig Besitz hatte. Er verliebte sich in mich und wollte mich zur Frau. Ich sagte zu, und wir heirateten.» Sie machte eine kleine Pause. «Ich brachte ihn dazu, eine Lebensversicherung zu meinen Gunsten abzuschließen.»
Alix sah das außerordentliche Interesse im Gesicht ihres Mannes und fuhr mit neuer Sicherheit fort.
«Während des Krieges arbeitete ich in der Arzneimittelabteilung eines Krankenhauses. Ich hatte dort die Verwaltung von Medikamenten und Giften unter mir..»
Wieder unterbrach sie sicIh. Jetzt hatte sie ihn gepackt. Daran bestand kein Zweifel. Mörder haben Interesse an Mordgeschichten. Sie hatte damit gerechnet und Erfolg gehabt. Verstohlen blickte sie auf die Uhr. Es war fünfundzwanzig Minuten vor neun.
«Es gibt ein Gift so ein kleines weißes Pulver. Eine Prise davon bringt den Tod. Kennst du dich vielleicht ein wenig mit Giften aus?»
Sie bebte, als sie diese Frage stellte. Wenn er mit Giften Bescheid wußte, mußte sie auf der Hut sein.
«Nein.» antwortete Gerald «Ich weiß sehr wenig davon..»
Ein Seufzer der Erleichterung kam über ihre Lippen.
«Du hast sicher schon einnial etwas von Hyoszamin gehört? Das Gift, von dem ich spreche, hat die gleiche Wirkung, nur ist es absolut unnachweisbar. Jeder Arzt würde den Totenschein auf Herzschlag ausstellen. Ich habe ein kleines Quantum davon gestohlen und aufbewahrt.»
Sie schwieg und ordnete ihre Gedanken.
«Weiter!» befahl Gerald.
«Nein. Ich habe Angst Ich kann es dir nicht sagen. Ein andermal..»
«Jetzt.» rief er ungehalten. «Ich will es jetzt hören!»
«Wir waren einen Monat lang verheiratet .Ich war sehr gut zu meinem Mann. Er rühmte mich bei allen Nachbarn. Jeden Abend bereitete ich ihm seinen Kaffee. Eines Abends, als wir allein waren, streute ich eine Prise des tödlichen Alkaloids in seine Tasse..»
Wieder machte Mix eine Pause und fädelte sorgfältig einen neuen Faden in ihre Nadel. Sie, die niemals schauspielern konnte, überflügelte jetzt die größten Mimen der Welt .Sie lebte ihre Rolle als kaltblütige Giftmischerin.
«Es war sehr friedlich. Ich saß und beobachtete ihn. Nur einmal hat er ein wenig nach Luft geschnappt. Ich öffnete die Fenster. Er sagte, er könne nicht mehr vom Stuhl aufstehen. Dann starb er ...»
Sie lächelte. Es war nur noch eine Viertelstunde bis neun Uhr. Gewiß würde Dick jeden Augenblick hier sein.
«Wie hoch war die Versicherungssumme?» erkundigte sich Gerald.
«Ungefähr zweitausend Pfund. Ich habe damit spekuliert und das Geld verloren. Ich ging wieder ins Büro. Aber nicht lange. Dann lernte ich einen anderen Mann kennen. Ich hatte im Geschäft meinen Mädchennamen behalten, daher wußte er nicht, daß ich schon einmal verheiratet war. Er war jung, sah gut aus und war ganz gut situiert .Wir haben in aller Stille in Sussex geheiratet Er wollte keine Lebensversicherung abschließen. Aber er hat natürlich ein Testament zu meinen Gunsten gemacht Er liebte es, daß ich ihm seinen Kaffee selbst zubereitete, genau wie mein erster Mann.»
Alix lächelte nachdenklich und fügte dann schlicht hinzu: «Ich mache einen sehr guten Kaffee.» Dann fuhr sie fort: «Ich hatte einige Freunde im Dorf, in dem wir lebten. Sie bemitleideten mich sehr, daß mein Mann so plötzlich einem Herzschlag erlag. Der Arzt war mir unsympathisch. Ich glaube zwar nicht, daß er mich verdächtigte, aber er war jedenfalls über den plötzlichen Tod meines Mannes sehr überrascht
Ich weiß nicht genau, weshalb ich wieder in mein Büro zurückging. Gewohnheit, wahrscheinlich. Mein zweiter Mann hinterließ viertausend Pfund. Diesmal spekulierte ich nicht. Ich investierte es. Und dann, na, du weißt ja -»
Aber sie wurde unterbrochen. Gerald Martin, hochrot im Gesicht, halb erstickt, deutete mit dem Zeigefinger auf sich.
«Der Kaffee! Mein Gott, der Kaffee!»
Sie blickte ihn starr an.
«Ich weiß jetzt, warum er so bitter war. Du Teufelin! Du hast deinen Trick zum dritten Mal angewendet!»
Seine Hände umklammerten die Armlehnen seines Sessell. Er war nahe daran, sich auf sie zu stürzen.
«Du hast mich vergiftet!»
Alix war vor ihm zum Kamin
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