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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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PROLOG
     
    16 SEEMEILEN VOR DER SÜDKÜSTE JAVAS,
    15. SEPTEMBER 2013
     
    Träge dümpelte die Athos auf dem Indischen Ozean dahin. Der altersschwache Dieselmotor im Heck des Boots tuckerte heiser und gequält, während schwarze Rußwolken aus einem Rohr an der Seite des Steuerstands in den rotgoldenen Himmel aufstiegen.
    Das knapp zwölf Meter lange ehemalige Fischerboot mochte seinen letzten frischen Anstrich vor mindestens zehn Jahren gesehen haben. Hässliche Rostflecken prangten auf der stählernen Außenhülle, wo die ehemals weiße Farbe in tellergroßen Placken abgeplatzt war. Anstatt Feuerlöschern und Rettungsringen zierten leere, wacklige Halterungen Reling und Decksaufbauten.
    Die besten Tage der Athos lagen lange zurück.
    Einzig auf dem Achterdeck ließen sich Anzeichen zeitgemäßer Technik ausmachen. Hier stand, dicht neben einem kleinen Kran, ein hochmoderner, stählerner Apparat von der Größe eines Schreibtischs. Mehrere Videomonitore waren in die schräge Oberfläche eingelassen, darunter befand sich ein Bedienfeld mit spritzwassergeschützten, beleuchteten Tasten und einem klobigen Joystick.
    »Verdammt, Tom! Es wird bald dunkel. Hast du immer noch nichts auf dem Schirm?«
    Ein schlanker Mann in einem gestreiften T-Shirt trat aus dem Führerhaus und überquerte das mit Salz verkrustete Deck. Die Schirmmütze auf seinem sonnengebleichten Blondschopf hatte er sich in den Nacken geschoben.
    »Wir kreuzen jetzt schon den dritten Tag hier, und dieses Drecksding überträgt nichts als Schneegestöber und ab und zu einen verstörten Rochen.« Mit einer wütenden Handbewegung deutete er auf das Steuerpult.
     
    Thomas Irving, der auf einem Klappstuhl vor der Bedieneinheit des ROV hockte und routiniert den Joystick bediente, drehte müde den Kopf. »Dein Wort in Gottes Gehörgang, Jeff. Aber der Kerl, der dir den Tipp gab, hätte die Position des Wracks ruhig etwas genauer benennen können.« Er nickte in Richtung der glitzernden Wasserfläche ringsum. »Der Meeresboden ist hier so uneben, dass das Sonar leider keine große Hilfe ist. Vielleicht sind wir längst ein Dutzend Mal über den Kahn weggetuckert, ohne es zu merken.«
    Sein Partner stemmte die braun gebrannten, sehnigen Arme in die Hüften. »Ein aktives System mit Hydrofon würde viel genauere Ortungen liefern«, beschwerte er sich. »Damit hätten wir die Sea Spirit längst gefunden.«
    Irving seufzte. »Ich habe dir schon hundertmal gesagt, dass wir kein Geld für ein neues Sonar haben. Die Raten für das ROV sprengen unser Budget jetzt schon, daran brauche ich dich wohl kaum zu erinnern.« Er kraulte sich den schwarzen Vollbart. »Wenn ich mich recht erinnere, hieß es, das Wrack läge in zweihundert Metern Tiefe. Mittlerweile ist Spongebobs Kabel fast völlig abgerollt – das bedeutet, zwischen uns und dem Meeresboden befinden sich jetzt etwa vierhundert Meter Wasser.«
    Jeff musterte mit griesgrämigem Blick das Stahlseil, das über den Ausleger des Krans ins Wasser führte. »Vielleicht hätten wir gar nicht auf diesen Schwätzer hören sollen. Er hatte mindestens ein halbes Dutzend Whiskys intus, als ihm plötzlich die Sache mit dem gesunkenen Schmugglerboot einfiel.«
    Irving zuckte mit den Schultern. »Wenn die Auftragslage mies ist, muss man nach jedem Strohhalm greifen. Und du weißt so gut wie ich, wie mies unsere Auftragslage zurzeit ist.« Er zwinkerte seinem Partner zu. »Und jetzt hol mir ein Bier und bring uns auf langsame Fahrt. Ich werde Spongebob noch einmal über den Grund gleiten lassen. So können wir das Areal am besten scannen. Uns bleibt noch eine halbe Stunde bis zur Dämmerung.«
    Widerwillig marschierte Jeff zur Kühlbox und kam mit zwei Dosen Heineken zurück, von denen er Irving grunzend eine in die Hand drückte.
    Irving riss sie auf, nahm einen tiefen Schluck und beobachtete, wie sein Partner dasselbe tat. Gegen seinen Willen musste er schmunzeln. Mit jedem Tag auf See, der seine Haut brauner, sein Haar blonder und seine Augen blauer machte, erinnerte ihn Jeff Rudd mehr an Terence Hill – und nicht nur ihm war diese verblüffende Ähnlichkeit aufgefallen. Seit er und Rudd sich zusammengetan hatten, wurden sie in quasi jedem Hafen, in dem sie anlegten, mit Gelächter und freudigem Winken begrüßt.
    An und für sich eine nette Sache, allerdings war sich Irving durchaus bewusst, dass sie den freundlichen Empfang nicht allein Rudds Ähnlichkeit mit Hill verdankten. Ihn selbst konnte man aus der Ferne nämlich

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