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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Aber ihre Stimme war schwach und klang nicht überzeugend.
    «Fein», sagte Gerald, «ich komme mit.»
    «Nein, bitte, Gerald. Ich bin nervös. Ich habe Kopfschmerzen und möchte lieber allein sein.»
    Besorgt sah er sie an. Sie bildete sich sofort ein, daß in seinen Augen Verdacht aufglomm.
    «Was ist los mit dir, Alix? Du bist blaß, und du zitterst ja.»
    «Nichts.» Sie zwang sich zu einem Lächeln. «Ich habe Kopfschmerzen, das ist alles. Ein wenig frische Luft wird mir guttun.»
    «Aber es ist nicht schön von dir, zu sagen, du möchtest mich nicht dabeihaben», erklärte Gerald mit einem leichten Lächeln. «Ich gehe mit, ob du willst oder nicht.»
    Sie wagte nicht, weiter zu protestieren. Falls er Verdacht schöpfte, daß sie wußte ...
    Mit Mühe gelang es ihr, sich unbefangen zu geben. Dennoch hatte sie das unbehagliche Gefühl, daß er sie von Zeit zu Zeit verstohlen betrachtete, als wenn er nicht ganz zufrieden wäre.
    Als sie nach Hause zurückkehrten, bestand er darauf, daß sie sich hinlegte. Er spielte, wie immer, den besorgten Ehemann, brachte Eau de Cologne und rieb ihr damit Stirn und Schläfen ein. Alix fühlte sich so hilflos, als wäre sie in eine Falle geraten.
    Nicht eine Minute ließ er sie allein. Er ging mit ihr in die Küche und half ihr, die kalte Platte hereinzutragen, die sie schon vorbereitet hatte. Sie würgte die Bissen hinunter und zwang sich, fröhlich und natürlich zu wirken. Sie wußte jetzt, daß sie um ihr Leben kämpfte. Sie war allein mit diesem Mann, meilenweit von jeder Hilfe entfernt. Sie war völlig in seiner Gewalt.
    Ihre einzige Chance lag darin, sein Mißtrauen zu zerstreuen. Vielleicht ließ er sie ein paar Minuten allein, wenigstens so lange, daß sie in die Diele gehen und Hilfe herbeitelefonieren konnte. Das war jetzt ihre einzige Hoffnung.
    Plötzlich erinnerte sie sich, daß er seinen Plan schon einmal geändert hatte. Angenommen, sie erzählte ihm, daß Dick Windyfort heute abend kommen werde?
    Die Worte lagen ihr schon auf der Zunge, aber sie schwieg. Diesen Mann konnte man ein zweites Mal nicht von seinem Vorhaben abhalten. Seine Entschlossenheit hatte etwas Beängstigendes an sich. Sie würde das Verbrechen nur noch beschleunigen. Wahrscheinlich würde er sie dann gleich umbringen und Dick Windyford anrufen, um ihm irgendeine Geschichte zu erzählen, die ihn entschuldigte.
    Ach, wenn nur Dick Windyford heute abend käme!
    Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie blinzelte verstohlen zu ihrem Mann hinüber, als hätte sie Angst, daß er ihre Gedanken erraten könnte. Während sie sich ihren Plan zurechtlegte, schöpfte sie wieder Hoffnung. Sie benahm sich jetzt so ungezwungen und natürlich, daß sie sich selbst bewunderte. Sie machte Kaffee und trug ihn auf die Veranda hinaus, wo sie manchmal an schönen Abenden saßen.
    «Übrigens», sagte Gerald plötzlich, «ich möchte, daß du mir nachher hilfst, einige Negative zu entwickeln.»
    Alix spürte einen kalten Schauder ihren Rücken hinunterlaufen. Aber es gelang ihr, gleichgültig zu fragen: «Kannst du das nicht allein? Ich bin heute abend wirklich etwas müde.»
    «Es wird nicht lange dauern.» Er lächelte maliziös. «Und ich kann dir versichern, daß du danach überhaupt nicht mehr müde sein wirst»
    Die Worte schienen ihn zu amüsieren. Alix zitterte. Jetzt oder nie war der Zeitpunkt gekommen, wo sie ihren Plan ausführen mußte. Sie erhob sich.
    «Ich rufe nur rasch den Metzger an», meinte sie leichthin. «Den Metzger? Um diese Zeit?»
    «Sein Geschäft ist natürlich geschlossen. Aber er ist sicher zu Hause. Morgen ist Sonnabend, und ich möchte, daß er mir ein paar Kalbskoteletts bringt, bevor sie mir jemand vor der Nase wegschnappt. Der Gute tut alles für mich.»
    Rasch ging sie ins Haus und schloß die Tür hinter sich. Sie hörte, wie Gerald ihr nachrief: «Laß die Tür offen!»
    «Ich will nicht, daß die Nachtfalter hereinkommen», sagte sie rasch. «Ich kann sie nicht ausstehen.» Dann fügte sie hinzu: «Hast du Angst, ich flirte mit dem Metzger, mein Lieber?»
    Kaum drinnen, wählte sie die Nummer des Gasthauses «Traveller's Arms». Augenblicklich war die Verbindung hergestellt.
    «Mr. Windyford, bitte. Ist er noch da? Kann ich mit ihm sprechen?»
    Dann blieb ihr das Herz stehen. Die Tür wurde aufgestoßen, und ihr Mann kam in die Diele.
    «Geh weg, Gerald», sagte sie empfindlich, «ich mag nicht, wenn man mir beim Telefonieren zuhört.»
    Er lachte nur und ließ sich auf einem Stuhl

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