Die Bestimmung
und lächelte ein wenig. Magie , dachte er nur.
«Collin holt den anderen Wagen. Wir bringen euch weg, wohin, weiß ich auch noch nicht, aber diese Typen da», er nickte in Richtung der schwarzen Vans, «könnten ziemlich schlechte Laune bekommen.»
Der Krieger stand auf und zog Nilah mit sich, die leicht schwankte. Zum ersten Mal verspürte er Ehrfurcht vor diesem Mann. Er sah, wie Liran den Blick in die Dunkelheit wandte. Es war ein angestrengter Blick, und Ian lief es kalt den Rücken hinunter, als er die veränderten Pupillen sah.
«Sie kommt schon. Die Verstärkung.»
Ian sah noch nichts, aber was hieß das schon. Eigentlich müsste er eine Brille tragen, aber er war einfach zu eitel dafür. Wo bleibt Collin mit dem verdammten Wagen? Jetzt sah auch er die Lichter, die noch dünn wie Nadelstiche waren, aber größer wurden. Hektisch blickte er sich um. Eine Lösung, er brauchte eine Lösung! Dann fiel es ihm ein.
«Pass auf, Liran! Ihr beiden geht jetzt wieder diese Böschung hinunter. Dahinter kommt ein großes Maisfeld, aber das ist schon geerntet, dann kommt bald ein Stück Wald, da müsst Ihr Euch irgendwie durchwühlen und dahinter ist die Autobahn. Versteckt Euch in einer der Parkbuchten, wir holen Euch dort ab, wenn wir diese Wichser abgeschüttelt haben, o.k.?»
Der Krieger reichte ihm die Hand. Ian nahm sie fest in die seinen. Er umarmte Nilah und spürte eine Kälte, die ihm Angst machte, doch bevor er etwas sagen konnte, drehte sich Liran wortlos um und ging mit dem Mädchen die Böschung hinunter. Nach keinen zehn Metern verschluckte sie die Landschaft wie einen Tintenfleck.
Es war mir eine Ehre , rief er ihnen in Gedanken nach.
Die Scheinwerfer der beiden Wagen, jetzt konnte man erkennen, dass es zwei waren, wurden immer größer, als neben ihm Collin anhielt und die Beifahrertür von innen aufstieß. Ian wollte sich gerade hineinschwingen, als er etwas Dunkles auf dem Sitz wahrnahm. Er hob es hoch und hielt eine doppelläufige Pumpgun in den Händen, mit abgesägtem Lauf.
«Was zum Henker hast Du damit vor, Collin?», brummte er, während er sich auf den Sitz fallen ließ und der Wagen auch schon lospreschte – ohne Licht! «Willst Du damit irgendwem den Krieg erklären, verdammt?»
«Ich dachte, wir sollten auch in der Lage sein, wirklich zurückzuschießen, wenn es ganz dicke kommt», antwortete dieser, zog um die nächste Kurve, die zu beiden Seiten von dichtem Wald umgeben war, schaltete das Licht ein und drückte das Gaspedal durch.
«Ganz dicke?», rief Ian. «Damit kannst Du glatt 'nen Flugzeugträger versenken, Mann. Wo hast Du die überhaupt her?» Er stopfte das gefährliche Ding unter den Vordersitz, damit er nicht noch aus Versehen dieses Auto versenkte. Aber eine Antwort bekam er nicht, stattdessen drückte Collin auf das CD-Laufwerk und Guns N' Roses schmetterten Welcome to the jungle aus den Boxen.
Das Schiff auf dem Land
Nilah hatte Kopfbrummen, und während sie halb rannten, halb stolperten, sah sie kleine Funken, die vor ihren Augen aufblitzten. Doch das war nicht alles. Seit sie aus dem Museum fliehen mussten, fühlte sie sich irgendwie sonderbar. Sie erkannte dieses innere Grauen nicht, aber es schien ihr langsam alle Kraft zu nehmen, die sie jemals besessen hatte. Nicht nur die, welche sie noch heute Morgen gespürt hatte, nein, auch jene Kraft, die schon seit ihrer Geburt in ihr schlummerte. Sie konnte sich das nicht erklären, aber mit jeder Minute und mit jedem Schritt war es, als tropfe diese Energie aus ihr heraus, wie aus einem leckgeschlagenen Tank. Sie fragte sich voller Bangen, was passieren würde, wenn dieser Tank seine letzten Tropfen preisgegeben hätte.
Ihr war speiübel. Es fühlte sich an, als würde in ihr von der Kehle bis hinunter in den Magen etwas stecken, das dringend heraus sollte. Ihr Speichelfluss war viel zu hoch und sie musste diesen entweder ausspucken oder würgend 'runterschlucken. Nur einmal hatte Nilah solch eine Tortur erlebt, als sie eine Lebensmittelvergiftung gehabt hatte. Damals hatte sie sich so elend gefühlt, dass sie sterben wollte. Jetzt war es ähnlich.
Sie stolperten über ein Feld, die Luft war so kalt, dass sie ihr bis in die Ohrläppchen kroch, es stank nach Erde und verfaulten Pflanzen, gegen die sie immer wieder mit ihren Füßen stieß, weil sie wie kleine Stümpfe aus dem Boden ragten. Dann ging das Gelände wieder über in weiches, nasses Gras, das ihre Schuhe durchweichte und sich mit seiner Kälte auch
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