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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Riesenportion Angst.»
    «Und wir fahren jetzt trotzdem zu diesem Bauernhof?»
    Ian grinste nach hinten: «Nicht trotzdem … seltsamer Krieger, sondern jetzt erst recht.», rief er und lachte, während er das Gaspedal durchdrückte und nochmals telefonierte.
    Immer wieder mussten sie vor roten Lichtern stehen bleiben, die zuvor grün und dann gelb geworden und mitten über den Straßen an gebogenen Metallstangen befestigt waren. Manchmal sah Liran aus den Augenwinkeln in die anderen Maschinen, deren Insassen meist stur nach vorne blickten. Aber hin und wieder drehte auch jemand den Kopf zu ihnen, und dann versteckte der Krieger schnell sein Gesicht hinter seinen langen Haaren. Nur einmal war er nicht flink genug. Ein Kind, das seinen Atem gegen die Scheibe blies, um darauf zu schreiben, sah ihn und schrie tonlos und mit aufgerissenen Augen. Dann waren sie vorbei.
    Nilah hingegen wirkte seltsam teilnahmslos, aber er wollte ihr nicht mit Fragen zu nahe treten, die nicht unbedingt jetzt geklärt werden mussten, auch wenn sie ihm auf der Zunge brannten.
    Die Lichter schwanden zunehmend, alles andere nahm in verkehrter Reihenfolge ab oder zu. Weniger Häuser, mehr Bäume, Gras, Felder und in ihrem Schlepptau wiederum mehr Dunkelheit, Zwielicht und Ungewissheit.
    Liran starrte aus dem Fenster und suchte Bezugspunkte – aber er fand keine. Obwohl sich seine Augen anfühlten, als hätte er kleine Dornen darin und er müsse sie nur schließen, um sie zu vertreiben, so hielt er sie dennoch auf und kämpfte dagegen an, sich von dem sanften Schaukeln einlullen zu lassen.
    Nilah saß immer noch da und regte sich nicht. Eine verwirrende Kälte strömte aus ihrer Haut. Als Liran sich ein wenig vorbeugte, um sie anzusehen, dämmerte es ihm, und er hoffte, er würde sich irren.
    Sie fuhren weiter, von der Autobahn herunter. Noch einmal benutzte Ian sein Sprechgerät, und als er fertig war, ließ er seine Halswirbel knacken. Es hörte sich sehr entschlossen an. Immer wieder sah er mit zusammengekniffenen Augen in den Spiegel, um zu prüfen, ob ihnen etwas durch die Nacht folgte, und dann, nur für Bruchteile, weiteten sich seine Pupillen ...
    Der mächtige Stoß kam von hinten. Alle machten einen plötzlichen Satz nach vorn. Ian klammerte sich ans Lenkrad, um nicht aus der Spur zu geraten, Liran knallte mit der Stirn gegen die Kopfstütze und versuchte Nilah festzuhalten, als ein zweiter Stoß kam, stärker als zuvor. In Sekunden bekam der Wagen eine Schieflage, alles rutschte nach rechts unten, es dröhnte, klapperte, irgendetwas setzte hart auf den Boden auf, ächzte, sprang aus seiner Verankerung und zischte in die Nacht. Die Metallhaube der Wagenschnauze sprang hoch, verbog und riss ab. Sie wurden hin-und hergewirbelt, wie in einem tosenden Strom. Dann war alles ruhig. Nur gedämpft drangen Geräusche zu dem Krieger.
    Ian stöhnte vorn, also lebte er. Liran hing Kopf über im Sicherheitsgurt und versuchte verzweifelt, loszukommen. Nilah hing schlaff, als sei nichts geschehen, leicht verkrümmt und immer noch vor sich hin starrend unter der Decke.
    Die Seitentür wurde quietschend aufgerissen, jemand zerschnitt den Gurt, packte seinen Arm und zog daran. Etwas fühlte sich taub an, aber er vermochte nicht zu sagen was, als sein Gesicht im nassen kalten Gras landete. Seine Magie hatte schnell reagiert, aber sie schien müde zu werden.
    Eigentlich wollte Liran anfangen zu lachen, aber sein Kopf wusste anscheinend nicht mehr, wie man dieses Geräusch zu Stande brachte. Und so grinste er einfach.
    «Das Scheißgrinsen wird Dir gleich vergehen, Wichser», sagte jemand rau, aber Liran wusste nicht, aus welcher Richtung diese Drohung überhaupt kam. Eigentlich hatte er nur völlig unverständlich Worte wahrgenommen. So grinste er einfach weiter.
    «Ich werd' Dir …» Die Stimme und die dazugehörige Bewegung hielten plötzlich inne.
    Liran sah hinauf zu dem vermummten Mann, auf dessen Brust zwei rote, zittrige Punkte prangten. Er setzte sich auf und blickte eine flache Böschung hinauf. Dort stand ein großer, schwarzer Wagen. Drei Männer waren ausgestiegen, aber verharrten nun mit erhobenen Händen. Auch sie hatten rote, leuchtende Punkte auf ihren Körpern. Diese Punkte kamen allesamt aus einem kleinem Waldstück ein wenig oberhalb der Straße, von der man sie gestoßen hatte.
    Hinter ihrem auf dem Dach liegenden Wagen, dessen Räder sich immer noch drehten und von dem stinkender Rauch aufstieg, erhob sich Ian. Eine blutende

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