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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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    D as Telefon läutete. Miss Lemon, Poirots bewährte Sekretärin, legte ihren Stenoblock beiseite, nahm den Hörer ab und sagte mit gleichgültiger Stimme: »Trafalgar 8137.«
    Hercule Poirot lehnte sich in seinem geradlehnigen Stuhl zurück, schloss die Augen und trommelte nachdenklich mit den Fingern auf den Tisch. Er fuhr im Geist fort, die eleganten Sätze des Briefes zu formulieren, den er eben zu diktieren angefangen hatte.
    Miss Lemon legte eine Hand auf die Sprechmuschel und fragte leise: »Eine Voranmeldung aus Nassecombe, Devonshire. Sind Sie zu sprechen?«
    Poirot runzelte die Stirn; der Name des Ortes sagte ihm nichts.
    »Von wem werde ich verlangt?«, erkundigte er sich vorsichtig.
    Miss Lemon fragte nach dem Namen, dann wandte sie sich wieder an Poirot: »Von Mrs Ariadne Oliver.«
    Hercule Poirot hob die Augenbrauen. Eine plötzliche Erinnerung … vom Wind zerzaustes graues Haar … eine Adlernase …
    Er stand auf und nahm Miss Lemon den Hörer aus der Hand.
    »Hier Hercule Poirot«, verkündete er.
    »Mr Hercule Poirot persönlich?« fragte die Telefonistin misstrauisch.
    Poirot versicherte ihr, dass er persönlich am Apparat sei.
    »Ich verbinde Sie mit Mrs Oliver«, sagte die Stimme.
    Die dünne Blechstimme der Telefonistin wurde von einem volltönenden Alt abgelöst, der Monsieur Poirot veranlasste, den Hörer schnell um einige Zentimeter von seinem Ohr zu entfernen.
    »Sind Sie es wirklich, M. Poirot?« fragte Mrs Oliver.
    »In eigener Person, Madame.«
    »Hier spricht Mrs Oliver; ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern –„
    »Aber selbstverständlich erinnere ich mich an Sie, Madame. Wer könnte Sie vergessen?«
    »Und doch kommt es vor – sogar ziemlich häufig«, erklärte Mrs Oliver. »Ich glaube nicht, dass ich eine sehr bemerkenswerte Persönlichkeit bin, oder vielleicht liegt es auch daran, dass ich meine Frisur so oft verändere. Aber das gehört nicht zur Sache. Ich hoffe, dass ich Sie nicht bei einer wichtigen Arbeit gestört habe?«
    »Nein, nein. Durchaus nicht, Madame.«
    »Ich bin ja so froh, dass ich Sie nicht störe, Monsieur, ich brauche Sie nämlich dringend.«
    »Sie brauchen mich?«
    »Ja, sofort. Könnten Sie sich gleich in ein Flugzeug setzen und herkommen?«
    »Ich fliege nie, da ich dazu neige, luftkrank zu werden.«
    »Ich auch. Wahrscheinlich würde es auch gar nicht schneller gehen, als mit dem Zug zu fahren, denn der nächste Flugplatz ist in Exeter, und der ist meilenweit von hier entfernt. Kommen Sie mit dem Zug: zwölf Uhr vom Bahnhof Paddington nach Nassecombe.«
    »Aber wo sind Sie, Madame? Und um was handelt es sich?«
    »Nasse House, Nassecombe. Ein Privatauto oder ein Taxi wird Sie am Bahnhof in Nassecombe erwarten.«
    »Aber warum brauchen Sie mich? Um was handelt es sich?«, wiederholte Poirot erregt.
    »Meistens steht das Telefon an den ungeeignetsten Orten«, bemerkte Mrs Oliver. »Dieses hier ist in der Diele … Leute gehen vorbei, unterhalten sich … ich kann gar nicht richtig verstehen. Aber ich erwarte Sie … alle hier werden entzückt sein, Sie kennen zu lernen. Auf Wiedersehen!«
    Ein lautes Knacken – der Hörer war aufgelegt worden.
    Poirot legte nun seinerseits den Hörer mit erstaunter Miene auf und murmelte etwas vor sich hin. Miss Lemon, die ihm mit gezücktem Bleistift und uninteressierter Miene gegenübersaß, wiederholte den letzten Satz, den Poirot ihr vor der Unterbrechung diktiert hatte.
    »– gestatten Sie mir, Ihnen zu versichern, dass ich Ihre Annahme –„
    Poirot winkte ab.
    »Das war Mrs Oliver«, erklärte er. »Ariadne Oliver, die bekannte Autorin – sie schreibt Kriminalromane. Vielleicht haben Sie mal eines ihrer Bücher gelesen, das …« Er unterbrach sich, weil ihm einfiel, dass Miss Lemon sich nur mit »wertvoller« Literatur beschäftigte und Kriminalromane und Ähnliches mit Verachtung strafte. »Sie wünscht, dass ich sofort nach Devonshire komme. In fünfunddreißig Minuten geht mein Zug.«
    Miss Lemon runzelte missbilligend die Stirn.
    »Da bleibt Ihnen nicht viel Zeit«, meinte sie. »Aus welchem Grund ist Ihre Anwesenheit erforderlich?«
    »Eine berechtigte Frage! Leider hat sie den Grund nicht angegeben.«
    »Wie sonderbar! Warum nicht?«
    »Weil sie fürchtete, dass jemand zuhören könnte«, sagte Hercule Poirot nachdenklich. »Ja, das gab sie mir ganz deutlich zu verstehen.«
    »Also wirklich«, empörte sich Miss Lemon, »was die Leute von Ihnen erwarten! Man kann doch einen

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