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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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alle gekommen waren. Jeder hatte sich ein Tuch vor das Gesicht gebunden und entweder einen Hut oder eine Schiebermütze aufgesetzt. Das Ganze sah aus, als hätten sie gerade eine Postkutsche überfallen.
    Er hatte auf gälisch Verstärkung geordert.Irgendwie hatte er geahnt, dass es hier passieren würde. Die Böschung war ideal, um jemanden von der Straße zu rammen.
    Sie durchsuchten die Vermummten, doch wie bei Profis üblich, hatte sie nichts dabei, was ihre Identität oder ihren Auftrag betraf. Allein dieser Umstand trieb Ian ein äußerst ungutes Gefühl in die Magengegend.
    Dann trat er an den ersten heran und riss ihm die Skimaske vom Kopf. Dieser starrte ihn mit fanatischen Augen an und wollte just den Mund öffnen, um sicherlich ein paar recht feine Dinge zu sagen, aber Ian hielt ihm eine Waffe auf das Bein und sah ihn grinsend an. «Ein Mucks, und ich schieß dir die Kniescheiben weg und verkaufe sie bei Ebay. So und jetzt bitte recht freundlich.» Ein Blitzlicht erhellte kurz die Nacht. Der Mann kniff schmerzhaft die Augen zu, worauf sofort Klebeband über Augen und Mund kamen.
    «Ist das Bild hübsch geworden, Collin?»
    «Ein ganz süßer Fratz!», kam es zurück.
    «Fein, dann machen wir doch von den anderen auch ein paar Passbilder!» Nochmals beugte er sich vor und versuchte, seine Stimme so ruhig und gelassen wie möglich klingen zu lassen.
    «Wir Iren sind ein verdammt zäher Haufen. Es gibt kaum ein Plätzchen auf diesem Planeten, wo wir nicht sind. Du hattest vorhin einen amerikanischen Akzent, Freundchen. Da sind besonders viele von uns. Die einen sind Polizisten, nun, die anderen eben nicht. Aber viele von denen treffen sich abends auf ein Bier. Ich habe jetzt eure Bilder und glaub mir, ich bekomme heraus, wo du geboren wurdest, was für Pornoheftchen du kaufst, wer deine Eltern und Geschwister sind, deine Schuhgröße und ob du schon mal Masern hattest. Alles andere überlasse ich jetzt einfach mal deiner Phantasie.»
    Noch drei Mal erhellte das Blitzlicht der Kamera die grimmigen, aber auch teilweise ängstlichen Gesichter der Unbekannten. Ian war froh, dass nicht alle von ihnen so beinhart wirkten wie der erste. Er hoffte, dass die Drohung, die er gerade von sich gegeben hatte, nicht wie ein schlechtes Drehbuch angekommen war. Die vier wurden wie Pakete verschnürt, in ihr Auto gestopft, ihre Waffen in einer Plastiktüte gesammelt, wobei Ian das Wort Fingerabdrücke bewusst laut aussprach. Collin zerstörte die Türschlösser und das Zündschloss mit gezielten Hammerschlägen. Sie würden das Auto hier stehenlassen und der Polizei einen anonymen Tipp geben oder aber es würde nicht lange dauern und ihre Komplizen würden sie hier aufsammeln. Aber er schätzte, diese Jungs hier waren aus dem Rennen. Ob das damit ihr Todesurteil war, darüber wollte er lieber nicht nachdenken.
    Plötzlich fing unter einem der Kotflügel etwas an zu blinken. Verdutzt bückte sich Ian und entdeckte einen fest verschweißten kleinen Kasten, an dem eine winzige Leuchtdiode in regelmäßigen Abständen grün aufblitzte. Collin beugte sich ebenfalls zu ihm hinunter und stand wieder auf.
    «Scheiße!», sagte er nur und sah die dunkle Landstraße hinunter.
    «O.k. Leute, kommt mal eben alle her, und Stanley, du kannst die verdammten Laserpointer wieder ausmachen.» Oberhalb der bewaldeten Straße erschienen jetzt ein paar Jugendliche, die sich kichernd gegenseitig auf die Schultern klopften und schubsten. Sie waren die vermeintlichen Heckenschützen gewesen. Alle sammelten sich ein Stück weit von den Autos und berieten sich.
    «Diese Typen haben doch glatt fest installierte Peilsender an ihren Karren. Das heißt, die bekommen Verstärkung, und zwar bald. Also macht euch vom Acker. Wir treffen uns wie vereinbart. Collin, wo hast du den Wagen stehen?»
    «Ein Stück weiter die Straße 'rauf!»
    «Gut. Ich habe keine Lust, mich mit diesem Verein anzulegen. Wir bringen die beiden in Sicherheit und werden mal ein bisschen 'rumfragen, schauen, was wir 'rausfinden können, ohne dass der Teich dabei trübe wird. Also los!»
    Insgesamt zehn Landsleute huschten nun davon. Ian trat zu den beiden Schützlingen, die sich neben die Straße auf den Boden gehockt hatten. Das Mädchen sah gar nicht gut aus. Für einen Augenblick glaubte er, sie hätte vielleicht einen üblen Schock, was nicht verwunderlich gewesen wäre. Der Krieger legte seine Hand auf ihre Schulter und hielt den Kopf wie zum Gebet gesenkt. Doch dann sah sie auf

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