Die Beutefrau
Personen
G ERSWINDS F AMILIE
Widukind
ihr Vater
Geva
ihre Mutter
Heilwig
ihre Schwester
Wigbert
ihr Bruder
Judith
ihre Nichte, Heilwigs Tochter
König Siegfried von Dänemark
Gevas Bruder
Abbio
Widukinds Schwager
D ER H OF K ARLS
Äbtissin Gisela
seine Schwester
K ARLS G EMAHLINNEN
Himiltrud
Desiderata
Hildegard
Fastrada
Liutgard
K ARLS B EISCHLÄFERINNEN
Madelgard
Regina
Adalinde
Hroswitha
Rathild
Odila
K ARLS K INDER
Pippin der Bucklige
Himiltruds Sohn
Karl
Hildegards Sohn
Rotrud
Hildegards Tochter
Pippin (früher Karlmann)
Hildegards Sohn
Ludwig
Hildegards Sohn
Berta
Hildegards Tochter
Gisela
Hildegards Tochter
Hruodhaid
Giselas Tochter
Theodrada
Fastradas Tochter
Hiltrud
Fastradas Tochter
Drogo
Reginas Sohn
Hugo
Reginas Sohn
Rothild
Madelgards Tochter
Theoderich
Adalindes Sohn
Adeltrud
Gerswinds Tochter
K ARLS E NKEL
Bernhard
außerehelicher Sohn Pippins
Lothar
Sohn Ludwigs
Pippin
Sohn Ludwigs
Ludwig
Sohn Ludwigs
Arnulf
außerehelicher Sohn Ludwigs
Alpais
außereheliche Tochter Ludwigs
Hartnid
Sohn Bertas
Nithard
Sohn Bertas
Alkuin
angelsächsischer Benediktinermönch, Gründer der Hofschule, Karls wichtigster Berater
Abt Angilbert
Bertas Geliebter, Berater Karls
Einhard
fränkischer Gelehrter und Geschichtsschreiber, Nachfolger Alkuins als Leiter der Hofschule und wesentlich am Bau der Aachener Pfalz beteiligt
Rorico
Graf von Maine, Rotruds Geliebter
Emma
Einhards Ehefrau
Teles
Referendarius am Hof und Gerswinds Vertrauter
Kaplan Fardulf
Langobarde an Karls Hof, später Abt von Saint Denis
Lindmuth
Magd an Karls Hof
Tassilo III.
Herzog von Bayern (748-788)
Luitberga
Ehefrau Tassilos, Langobardin
Vater Assuerus
Abt der Hausabtei Prüm
Papst Hadrian I.
772-795
Papst Leo III.
795-816
Paschalis und Campulus
römische Freunde Karls, Angreifer Papst Leos
K AISER VON B YZANZ
Konstantin VI.
780-797
Irene
797-802
Nikephoros I.
802-811
Michaeli
811-813
Göttrik
König der Dänen
Harun al-Raschid
Kalif von Bagdad
Isaak
jüdischer Händler
Achmed
Bewacher des Frauenhauses
Die Witwe Gislind
Vorsteherin des Genitiums Prüm
Prolog
Im Jahr 785
Es regnete seit Tagen. Kein Licht drang durch die schmalen mit Öltuch und Holz abgedichteten Fenster. Der beißende Qualm der beiden Fackeln vermischte sich mit dem Rauch von der Feuerstelle in der Mitte des einzigen Raums. Wibbo war ungeachtet seines lahmen Beines auf das Holzdach des steinernen Gebäudes geklettert, um das Abzugsloch zu vergrößern. Doch seine Bemühungen hatten nichts gefruchtet.
»Der Regen macht die Luft zu schwer. Der Rauch kann nicht aufsteigen«, sagte er, als er ins Haus zurückkehrte.
»Wir sollten das Feuer löschen.«
Ein Schwall frischer kalter Luft drang mit ihm in den Raum. »Laß die Tür offen«, bat Geva mit heiserer Stimme. Sie biß sich leicht auf die Zunge. Der Speichel, der die Augen der kleinen Kinder vor dem Rauch schützen sollte, wollte nicht mehr so recht fließen. Doch nicht vom Qualm allein war ihre Kehle ausgedörrt.
Geva hatte Angst. Wo blieb Widukind? Er hatte zugesichert, an diesem Tag frühzeitig von seiner Versammlung zurückzukehren, damit sie noch bei Tageslicht in ihr neues Versteck umziehen konnten. Im Wald werde es allmählich zu gefährlich, hatte er gesagt, die Reiter des Franken-Karls durchkämmten mittlerweile auch bisher weniger zugängliche Gebiete. Deshalb hatte Widukind am Fluß eine im Gebüsch versteckte Lehmhütte mit einem unterirdischen Fluchtgang bauen lassen.
»Warum ist Vater immer noch nicht zurück?« fragte Gevas älteste Tochter Heilwig, die mit ein paar Zweigen das schwelende Feuer gänzlich zum Ersticken brachte. »Was sollen wir nur tun, wenn sie ihn gefaßt haben?«
Geva erschrak. Es reichte, wenn sie sich Sorgen machte; die Sippe durfte keinesfalls noch mehr beunruhigt werden.
»Er und Abbio werden sicher gleich kommen«, murmelte sie.
»Nein, das werden sie nicht«, erwiderte Widukinds Schwester Gerda düster und wühlte mit den Fingern in blutigen Klumpen herum, die vor ihr auf der Erde lagen. »Es ist etwas Fürchterliches geschehen. Die Eingeweide irren nicht.«
»Unsinn! Nichts ist geschehen, Gerda!« gab Geva heftig zurück. »Dein Vogelflug hat dir auch Sonne für den heutigen Tag vorhergesagt. Hör auf, mit den Omen zu spielen, wenn du sie nicht lesen kannst!«
»Und wenn es stimmt?« fragte die elfjährige Heilwig mit aufgerissenen Augen. »Der
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