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Die Beutefrau

Die Beutefrau

Titel: Die Beutefrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Kissen zurücksinken. »Mein Kopf«, setzte sie flüsternd hinzu und fuhr, als liebkose sie ihr Gesicht, bedächtig mit der Hand über Wange, Hals, Kehle … Karl sah mit grimmigem Gesicht an ihr vorbei.
    »Kein Wunder, daß dir der Kopf schmerzt, wenn du ihn mit Rauchwerk vergiftest!« versetzte er, griff nach einem Krug, der auf einem kleinen Tisch stand, und schüttete den Inhalt in die Schale mit den glimmenden Kräutern. »Vielleicht vergißt du deine Zahnschmerzen, wenn du dich mehr mit den Kindern beschäftigst. Vor allem die Mädchen bedürfen der Führung einer Mutter!«
    »Habe ich dir nicht unter Schmerzen eine Tochter geboren?« Eine Hand lag jetzt auf ihrem Busen. Mit der anderen wies sie anklagend auf einen Korb, der neben der Tür stand.
    »Du setzt Theodrada dieser Luft aus? Warum ist sie nicht bei ihrer Amme?« fuhr er Fastrada an.
    »Ich kümmere mich selbst um mein Kind«, kam es vom Bett, »aber niemand, wirklich niemand in diesem gottlosen verfluchten Sachsenland kümmert sich um mich.« Es folgte ein lauter Schluchzer, dann der verzweifelte Ruf: »Karl, hilf mir doch, ich bin so einsam! Mein Herz brennt!«
    Beunruhigt trat er näher ans Bett heran und sah auf die schmale dunkle Gestalt hinab. Das Gewand war leicht verrutscht und enthüllte eine kleine Brust mit steiler dunkler Brustwarze. Mein Gott, sie ist doch selbst noch fast ein Kind, dachte er. Was ist in mich gefahren, daß ich einer Sechzehnjährigen meine eigenen Kinder anvertrauen wollte? Sie selbst bedarf doch des Schutzes!
    Sein Zorn verrauchte. Zärtlich legte er ihr eine Hand auf die Stirn, streichelte ihre Wange, ihren Hals und berührte sanft die Brust, die ihn zum ersten Mal inmitten eines Schlachtgemetzels betört hatte. Fastrada rückte ein wenig zur Seite, damit er sich neben sie betten konnte. Und dann bereitete sie ihm jene Wonnen, die nur sie ihm zu bereiten vermochte.
    »Wüßte ich nicht genau, daß du eine gottesfürchtige Frau bist, würde ich glauben, du habest mich verzaubert«, murmelte er, als er von ihr ließ.
    »Vielleicht habe ich das ja mit Gottes Hilfe«, erwiderte sie, »vielleicht hat er mich nur deshalb geschaffen, daß ich dir Erholung und Zuflucht biete, wenn dich die Krone zu schwer drückt. Vielleicht ist es mein Los, deinen Kopfschmerz auf mich zu nehmen.«
    »Vergiß, was ich eben gesagt habe«, flüsterte er ihr zu. »Ich verfüge über genügend Menschen, die sich um meine Kinder kümmern können.« Ein Lächeln flog über sein Gesicht, als der Säugling an der Tür zu plärren begann. »Und jetzt bringe ich Theodrada zu ihrer Amme, damit du dich erholen kannst. Von meinem Ungestüm, deinen Kopfschmerzen und von diesem verfluchten Sachsenland.«
    Er küßte Fastrada noch einmal auf den Mund, richtete seine Kleider, hob behutsam den Korb auf und schloß die Tür leise hinter sich.
    Im Gang wäre er fast über ein kleines Geschöpf gestolpert, das an der Wand hockte und seine Notdurft verrichtete.
    Er stellte den Korb ab.
    »Was tust du hier?«
    Erst auf den zweiten Blick sah er, daß es sich nicht um seine Tochter Gisela handelte. Die war zwar auch blond, aber dieses kleine Mädchen hatte erheblich hellere Haare. Im Halbdunkel des Gangs sah es nahezu so weiß aus wie das Haar eines sehr alten Menschen.
    Das Kind richtete sich auf.
    »Ich suche meinen Vater.« Eine helle, etwas fremdländisch klingende Stimme.
    Karl ging in die Hocke.
    »Und wer ist dein Vater, wenn ich fragen darf?« erkundigte er sich belustigt.
    Die Kleine beugte sich über den Korb und lugte hinein.
    »Das ist aber nicht Eilke«, versetzte sie enttäuscht.
    »Eilke?«
    »Ehrfrieds Schwester«, erläuterte sie. »Aber die sind ja auch noch zu Hause.«
    »Und wo ist das, dein Zuhause?«
    »Das sage ich nicht.«
    »Und warum nicht?«
    Das Mädchen sah dem großen Mann, der sich ihm zuliebe kleiner gemacht hatte, in die Augen, griff dann mit seinen kleinen Fingern nach dem Bart und begann ungeschickt, einen Zopf zu flechten.
    »Das mache ich bei meinem Vater auch immer. Aber er ist so selten da.«
    »Das ist sehr schade. Wie heißt du denn?«
    »Gerswind.«
    »Und wie heißt dein Vater?«
    Sie strahlte ihn an.
    »Das sage ich nicht. Aber ich kann es dir ins Ohr flüstern.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, legte beide Hände auf Karls Schulter und öffnete den Mund. Doch sie schloß ihn sofort wieder, als sie einen alten Mann mit dichtem weißen Bart in den Gang schreiten sah.
    »Gut, daß ich dich gefunden habe«, sagte der

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