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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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Existenzielle, im Einzelnen das Universelle, im Zeit-
     und Ortsgebundenen das Ewige und das über jeden einzelnen Ort hinaus Gültige.
    Ein Beispiel: Bethlehem ist eine kleine Stadt, 10 km von Jerusalem entfernt. Es ist die kleinste Stadt in Juda, und auf ihr
     liegt nach alter prophetischer Verheißung messianischer Segen. Aus dieser winzigen Stadt soll das ganz Große – das Welterlösende
     kommen, hier am Winzigen soll Großes geschehen. Und der Ort Bethlehem heißt übersetzt: Haus des Brotes. Und daneben gibt es
     das Bethlehem, das zeit- und ortsgebunden bleibt: das Bethlehem zur Zeit des Propheten Jesaja 600 vor der Zeitrechnung, das
     Bethlehem der Geburt Jesu (nach dem Bericht des Lukas) und das Bethlehem mit der Geburtskirche, der palästinensischen Selbstverwaltung,
     der israelischen Panzer und der Terroristen der Hamas.
    So gibt es am konkreten Ort Bethlehem mit seinen jeweiligen Zeit- und Lebensumständen noch das Bethlehem des Glaubens, der
     Hoffnung, der Verheißung, der Erfüllung, der neuen Hoffnung. Dieses Bethlehem ist Symbolort des Glaubens, wie Jerusalem.
    Wer sich nur die Frage stellt, ob im Jahre 1 unserer Zeitrechnung dort wirklich der Jesus aus Nazareth geboren wurde, verfehlt
     den Sinngehalt, erreicht nicht das, was
ihm

heute

jetzt
gesagt werden soll.
    Im ganz Alltäglichen, im ganz Einfachen, im ganz Elementaren wird das jederzeit Gültige erkannt, aber eben nicht als das Zeitlos-Allgemeine,
     sondern das in die jeweilige Zeit Hineinsprechende.
    Ein Beispiel: Von den Hirten, die Nachts bei den Hürden |31| ihre Herden hüten, erzählt Lukas, dass ihnen der Himmel aufging und sie die Botschaft vom Frieden und der Geburt des Heilands
     hörten – und dass sie hingingen und nichts anderes fanden als ein Neugeborenes in einem Stall. Da heißt es dann ganz lapidar
     am Schluss dieser Geburtserzählung: »Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und
     gesehen hatten.« (Lukas 2,20) Was die Hirten vom Himmel herab gehört und auf Erden gesehen hatten, das führt sie zur von Herzen
     fröhlichen Rückkehr an ihren Arbeitsplatz. Was sie gehört und was sie gesehen hatten, bringen sie in einen konkreten, sinnstiftenden
     Zusammenhang. Eine Vision wird Wirklichkeit.
    Die Frage ist nicht entscheidend, ob es diese Hirten gegeben hat, sondern ob der Leser sich in den Hirten wiederfinden kann.
    Ein anderes Beispiel: Wer die kleine Begebenheit liest, wie Jesus in ein Dorf kommt und ins Haus der Martha geht, sich Martha
     für den Gast zu schaffen macht. Ihre Schwester Maria setzt sich einfach hin und hört Jesus zu. Martha beschwert sich bei dem
     Gast über ihre Schwester, die sie allein in der Küche stehen lässt, und fordert ihn auf, dass er diese faule Schwester doch
     auffordern möge, zu helfen. Darauf antwortet Jesus: »Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mühe.
Eins
aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.« (Lukas 10,41) Die Frage, ob es eine
     solche Begegnung im Hause einer Martha mit einer Schwester Maria wirklich gegeben hat, ist geradezu müßig. Wer nur danach
     sucht, wird nichts verstehen. Gar nichts.
    Man kann sogar noch radikaler argumentieren und sagen: Wer nicht sieht und hört, sieht und hört nichts, und dem lässt sich
     auch kaum etwas erklären, weil seine Augen und Ohren bloße Sinnesorgane und nicht zugleich Erkenntnisorgane sind. Jede Erklärung
     wird allzu leicht zum Erkläricht. |32| So schreibt Ernst Barlach zu den Anfangsworten aus der Jesaja-Vision (Jesaja 6,1ff.):
    »Heilig, heilig ist der Gott Zebaoth, und alle Lande sind seiner Ehre voll. Wer’s hört, der hat’s, aber wer ausdeutet, der
     begreift es nur, hat einen Plunder von musikalischem oder sonstigem Fachwissen in Händen.«
    Ich nenne die fünfzehn Texte, die Sie kennen sollten; es könnten auch fünfzehn andere sein. Schlagen Sie nach! Nehmen Sie
     sich einfach ein bisschen Zeit. Lassen Sie sie auf sich wirken. Versetzen Sie sich in diejenigen hinein, die sie aufgeschrieben
     haben, oder in diejenigen, von denen sie erzählen. Sie werden ermutigt und erweckt, erleuchtet und erschüttert, erwärmt und
     ernüchtert.
    Also lesen Sie
Genesis 2–4, 11;
Psalmen 23; 85; 104; 139;
Jesaja 2,2–4;
1. Korintherbrief 13;
Römerbrief 12;
Matthäus-Evangelium 4,1–11;
Matthäus-Evangelium 5,1–10;
Lukas-Evangelium 10,25–37;
Lukas-Evangelium 15.
    Beim Lesen dieser Texte werden Sie spüren, wie nahe und fremd

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