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Die Bibel

Die Bibel

Titel: Die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
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weiß keinen anderen Ausweg, als seine Schöpfung zurückzunehmen. Als er sah,
dass die Bosheit des Menschen sehr groß war auf der Erde
, da reute es ihn, dass er den Menschen gemacht hatte. Darum beschließt Gott, den Menschen
vom Erdboden zu vertilgen, denn die Erde ist mit Gewalttat erfüllt
, und
das Trachten des menschlichen Herzens ist böse
von Jugend an. Eine alles vernichtende Sintflut will Gott über die Erde kommen lassen.
    Nur einer
fand Gnade in den Augen des Herrn
, Noah,
ein gerechter Mann, war untadelig unter seinen Zeitgenossen
, denn
er wandelte mit Gott
. Ihm erzählt Gott, vierzig Tage und Nächte wolle er es ununterbrochen regnen lassen. Deshalb soll Noah eine Arche bauen, sie mit reichlich Proviant beschicken, von jeder Tierart je ein Paar in das Schiff bringen und mit seiner Frau und seinen drei Söhnen Sem, Ham und Japhet die Arche besteigen.
    Und: Es eilt. Nur noch sieben Tage, dann sollen sich alle Schleusen des Himmels und der Erde öffnen.
Und Noah tat, wie der Herr ihm geboten hatte
. Kurz bevor es losgeht, schließt Gott eigenhändig die Tür.
    Das Wasser kommt, steigt und steigt, so hoch, dass nach einiger Zeit sogar die höchsten Berge tief unter ihm liegen. Hundertfünfzig Tage lang treibt Noahs Arche durch die Fluten. Langsam beginnt der Wasserspiegel wieder zu sinken, und das Schiff läuft am Berg Ararat auf Grund.
    Noah wartet, bis das Wasser weiter sinkt, und lässt schließlich eine Taube fliegen. Sie kommt zurück.
Die Taube fand keinen Ort, wo ihr Fuß ruhen konnte
. Sieben Tage später lässt Noah die Taube erneut fliegen. Abends kehrt sie zurück mit einem Ölzweig im Schnabel. Die Bäume ragen also schon aus dem Wasser. Nach weiteren sieben Tagen lässt Noah die Taube ein drittes Mal fliegen. Die Taube kommt nicht mehr, und Noah weiß: Die Sintflut ist vorbei.
    Er öffnet das Tor der Arche, entlässt die Tiere in die Freiheit, baut Gott einen Altar und bringt ihm ein Opfer. Gott riecht den lieblichen Geruch und sagt besänftigt, er wolle künftig die Erdenicht mehr verfluchen, obwohl das Trachten des menschlichen Herzens böse sei von seiner Jugend an. Erst bereut Gott, dass er die Menschen überhaupt gemacht, nun scheint er zu bereuen, dass er sie im Zorn ersäuft hat, und spricht die berühmten Worte:
Von nun an soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht, solange die Erde besteht
. Und er wiederholt, was er schon nach der Schöpfung sagte:
Seid fruchtbar und mehret euch
.
    Diesen Worten folgen weniger bekannte, seltsam fremdartig klingende, über die man leicht hinwegliest:
Furcht und Schrecken vor euch soll über alle Tiere der Erde kommen;   … in eure Hand sind sie gegeben. Alles, was sich regt und lebt, soll euch zur Nahrung dienen. Nur dürft ihr das Fleisch nicht essen, während sein Leben, sein Blut, noch in ihm ist. Jedoch euer eigenes Blut will ich fordern.   … Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden
.
    Danach schließt Gott einen ewigen Bund mit Noah und seinen Söhnen und verspricht, die Erde nie mehr mit einer Sintflut zu verwüsten. Als Zeichen dieses Bundes und zur Erinnerung an dieses Versprechen wird Gott von Zeit zu Zeit den Regenbogen über die Erde spannen.
     
    Der gute Noah, die gemütliche Arche, die vielen Tiere vom Elefanten bis zum Wurm, der fürsorgliche Gott, der die Arche schließt, der Gipfel des Berges Ararat, ein Regenbogen   – Heerscharen von Vor- und Grundschulkindern haben diese Bilder schon gemalt, gebastelt, szenisch nachgespielt. Und die Taube mit dem Ölzweig im Schnabel gibt es von Picasso als Friedenstaube in mehreren Varianten. Dabei ist die Sintflut-Erzählung doch eigentlich keine Kinder- und keine Friedensgeschichte, sondern ein in seiner Zwiespältigkeit für uns moderne Menschen eher schwer verständlicher Text.
    Gott ist mit der Entwicklung seiner Geschöpfe unzufrieden, zum dritten Mal schon – nach Adam und Evas Ursünde im Paradies und Kains Brudermord. Zu viel Hass, Blutvergießen, menschlicheBosheit. Daher radiert er die Menschen einfach aus, bis auf Noah und seine Familie. Tabula rasa. So grausam soll Gott sein?
    Über Jahrhunderte wurde von der Kirche kritiklos akzeptiert, sogar gutgeheißen, dass Gott so rücksichtslos handelt. Kleriker deuteten Naturkatastrophen stets, wie es der Sintfluttext nahe legt: als eine notwendige Strafe oder Warnung. Jedes Donnern und Blitzen am Himmel wurde als Zorn Gottes verstanden. Der

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