Die Bienenkönigin
selbst und eine Maske aus weißen Federn und Taubenschwingen
trägt.
Gleichzeitig erblickt die Frau, die gerade ankommt, in der Menge die andere – und bei dem Anblick wankt sie, fällt fast in
Ohnmacht, aber hat sich schnell wieder erholt.
Sie drängt sich vor, reißt sich die Maske vom Gesicht, hastet auf die Frau zu – reißt der anderen Frau die Maske vom Gesicht.
Die beiden Frauen schließen einander fest in die Arme.
Und so, lieber Leser, endet dieser Roman einer Begierde.
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|109| Bonusmaterial
|111| Die Welt der Gloria Vanderbilt
»Womit soll ich nur beginnen?«, fragt Gloria Vanderbilt die Leser ihrer Autobiographie schelmisch. »Mit den Skandalen oder
den zerbrochenen Träumen? Mit der großen Liebe, den ebenso großen Verlusten? Oder doch mit jener Nacht, in der ich in Truman
Capotes Badezimmer eine Bibel fand, die ausgehöhlt worden war, um Platz für einen riesigen Beutel Kokain zu schaffen?«
Gloria Laura Vanderbilts glamouröses, turbulentes Leben begann damit, dass sie in eine Familie hineingeboren wurde, wie sie
glamouröser und turbulenter kaum hätte sein können. Die Vanderbilts waren eine amerikanische Dynastie, gegründet von einem
Mann, der unter seinen Zeitgenossen so berühmt wie berüchtigt war: Cornelius Vanderbilt (1794 –1877). Geboren als armer Bauernsohn,
mit diesem Schicksal aber keinesfalls zufrieden, investierte Vanderbilt schon 1810 all seine Ersparnisse in ein einfaches
Ruderboot und eröffnete damit einen Fährdienst zwischen New York und State Island. Sein jugendliches Alter und sein geringes
Startkapital glich der Jungunternehmer durch eine doppelte Portion Entschlossenheit und Rücksichtslosigkeit aus, wie ein kurzer
Brief an zwei |112| abtrünnige Geschäftspartner eindrucksvoll belegt: »Meine Herren! Sie haben es gewagt, mich zu betrügen«, zürnt Vanderbilt
darin. »Ich werde Sie nicht verklagen, denn die Justiz ist zu langsam. Ich werde Sie ruinieren. Hochachtungsvoll, Cornelius
Vanderbilt.« Als Vanderbilt starb, hinterließ er seinen zwölf Kindern eine Dampfschiffgesellschaft, das Monopol über die amerikanische
Eisenbahn und stolze 167,4 Milliarden US-Dollar.
Sechsundvierzig Jahre später heiratete der dreiundvierzigjährige Reginald Claypoole Vanderbilt, ein Urenkel des mächtigen
Cornelius, die neunzehnjährige Gloria Morgan, eine New Yorker Debütantin mit chilenischen Wurzeln. Am 20. Februar 1924 gebar
Gloria eine Tochter, Gloria Laura. Dass die Ehe der Vanderbilts dennoch keine glückliche war, lag vor allem an Reginalds zunehmender
Trunksucht. 1925 erlag er einer Alkoholvergiftung, woraufhin seine schöne junge Witwe sich und die gemeinsame Tochter in ein
rastloses Nomadenleben zwischen Paris, Cannes, Biarritz und Deauville, den Treffpunkten der Reichen und Schönen, stürzte.
Gloria Morgan Vanderbilt wusste die Goldenen Zwanziger zu genießen: Sie investierte das Geld, das ihr aus dem millionenschweren
Treuhandfonds der kleinen Gloria zufloss, in Champagner, Kaviar und seidene Kleider. Tatkräftige Unterstützung erhielt sie
dabei von ihrer eineiigen Zwillingsschwester Thelma, die es zeitweilig bis zur Mätresse des englischen Thronfolgers brachte.
Mit Kindern wussten die |113| schönen Schwestern weit weniger anzufangen als mit Männern; wenn sich Gloria Morgan Vanderbilt einmal dazu herabließ, nach
ihrer einzigen Tochter zu sehen, konnte diese das mütterliche Desinteresse deutlich spüren.
1934 beschloss Gertrude Vanderbilt Whitney, eine Bildhauerin und Glorias Tante väterlicherseits, dass es so nicht weitergehen
könne. Das Sorgerechtsverfahren, das daraufhin entbrannte, wurde in Amerika lange Zeit als »Prozess des Jahrhunderts« bezeichnet.
Jeden Tag drängten sich Hunderte Neugierige vor dem Gericht, um einen Blick auf die schönen Kontrahentinnen – Gertrude Vanderbilt
Whitney groß und herb, Gloria Morgan Vanderbilt klein und lieblich – zu erhaschen. Schließlich kam es zu einem Skandal, der
die ganze Homophobie jener Zeit zutage treten ließ: Eine Zeugin berichtete, dass Gloria Morgan Vanderbilt eine Frau geliebt
habe. Der Richter schrie entsetzt auf, ein Gleiches tat die Öffentlichkeit, und die Obhut über die kleine Gloria und ihre
Millionen wurde umgehend Gertrude Vanderbilt Whitney zugesprochen.
Im Haus ihrer Tante kam Gloria Vanderbilt erstmals in den Genuss eines geregelten Alltags und einer ebensolchen Schulbildung.
Auch ihr Debüt in der High Society
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