Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
gegen seine Brust – nur um im letzten Moment durch Gavin aufgehalten zu werden, der das Messer in seine Richtung zog. Und in seine eigene Brust hinein.
    Alle hörten auf zu kämpfen, aber nicht alle gleichzeitig. Kip taumelte entsetzt zurück. Dass er den Dolch losließ, bedeutete, dass der ungebremsten Gewalt von Andross Guile nun nichts mehr entgegenstand. Der Dolch bohrte sich bis ans Heft in die Brust seines Sohnes.
    Gavins Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei, und selbst Andross Guile fuhr entgeistert zurück. Gavin sackte gegen die Reling. Dann weiteten sich seine Augen – und weiteten sich nochmals, als litte er Schmerzen. Und so war es auch. Der Dolch war dabei zu wachsen .
    Andross Guile bemerkte es nicht. Er zog die Kapuze wieder über sein Gesicht und hob seine Brille auf. Als er sich umdrehte und ein Schwert von voller Länge durch den Körper seines Sohnes gebohrt sah, sagte er nur: »Das Messer des Blenders. Hervorragend. Grinwoody, nimm es dir.« Was immer für einen kurzen Moment an Menschlichkeit über ihn gekommen war, war bereits wieder verflogen.
    In Gavins Gesicht spiegelten sich Schmerz und Trauer. Er war im Begriff zu sterben, und sein eigener Vater interessierte sich nur für ein Messer.
    Kip stand wie angewurzelt da. Sein Vater hatte ihn gerettet, hatte sich geopfert – für Kip. Es war alles so schnell gegangen, dass er nicht wusste, ob er erneut auf Andross losgehen oder sich um seinen Vater kümmern sollte. Es machte jetzt ohnehin keinen Unterschied mehr.
    Gavin schob sich an der Reling hoch, die ihn gehalten hatte, versuchte zu sprechen, aber es gelang ihm nicht. Er warf Kip einen Blick zu, als wolle er sich entschuldigen, einen Blick des Abschieds, dann stieß er sich über die Reling.
    Er tauchte in die Dunkelheit des Wassers und war nicht mehr zu sehen. Das Schiff war noch immer unter Segeln, und eine steife Brise ließ sie in stetiger Fahrt durchs Wasser rauschen. Die ersten jungen Schwarzgardisten erreichten das Achterdeck und verteilten sich dort, fassungslos, während die Matrosen durcheinanderbrüllten, Grinwoody schreiend in die falsche Richtung deutete und damit für Ablenkung und Chaos sorgte und die Pfeife vom Mastkorb noch immer schrillte.
    Kip dachte nicht nach, er handelte, ohne zu zögern. Er sprang ins Wasser.

112
    Das Wasser war kühl, und das Licht von Mond und Sternen vermochte seine Tiefen nicht zu durchdringen. Unter der Wasseroberfläche konnte Kip nichts ausmachen. Er entspannte seine Augen und hielt nach Wärme Ausschau.
    Da!
    Kip schwamm los. Er war kein besonders guter Schwimmer, aber obwohl sein Ziel bewegungslos und mit dem Kopf nach unten im Wasser lag, war Gavin noch nicht untergegangen.
    Doch das änderte sich, bevor Kip den Körper seines Vaters erreichen konnte. Gavin versank in den Wellen. Kip holte tief Luft und bekam seinen Vater gerade noch an der Jacke zu fassen, bevor er zu tief hinabsank. Kip zog ihn an die Oberfläche und hätte sich dabei um ein Haar an dem Schwert aufgespießt, das noch immer aus seinem Rücken ragte. Er strampelte mit Armen und Beinen im Wasser, aber Tatsache war, dass er trotz all seines Fetts gerade einmal gut genug schwimmen konnte, um sich selbst über Wasser zu halten. Für zwei zu schwimmen war praktisch unmöglich.
    Er konnte nicht einmal um Hilfe rufen. Und das Flaggschiff schien keinerlei Anstalten zu machen, beizudrehen und nach den über Bord Gegangenen zu suchen. Kip war schon mindestens hundertfünfzig Schritt entfernt, als auf dem Schiff endlich die Alarmglocke geläutet wurde.
    Andross Guile wollte ihn gar nicht finden. Er hielt die Schwarzgardisten so lange wie möglich auf. Dieses Schwein.
    Auf dem Rücken schwimmend fand Kip schließlich eine Lage, in der ihn sein eigener Auftrieb und ein rudernder Arm einigermaßen über Wasser hielten und ihm das Atmen ermöglichten. Fast jede Welle schlug ihm über den Kopf, aber wenn er im richtigen Moment atmete, musste er kein Wasser schlucken.
    Er schrie: »Hilfe! Mann über Bord!« Aber er hatte keine Hoffnung, bis zum Flaggschiff gehört zu werden. Es begann jetzt erst ein Wendemanöver, und Lichter strahlten in die Dunkelheit. Ein Schiff dieser Größe konnte sie frühestens in zehn oder fünfzehn Minuten erreichen, wenn es sie überhaupt je fand. Falls andere Schwarzgardisten Kip ins Wasser nachgesprungen waren, dann konnte Kip sie zumindest nicht sehen. Wichtiger noch, sie würden auch ihn nicht sehen können, außer er hätte Glück und ein

Weitere Kostenlose Bücher