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Die blonde Witwe

Die blonde Witwe

Titel: Die blonde Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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meinen es auch so, oder sie tragen ihr goldenes Herz deutlich sichtbar in einem gewaltigen Busen, an den sie Maßkrüge und Mannsbilder gleichermaßen kraftvoll drücken können. Unsere meinte es grob.
    »Was wollen’s denn?«
    Ich schaute das Mädchen fragend an.
    »Da wir offenbar beide warten, können wir das ja gemeinsam tun. Was wollen wir trinken?«
    Ich bestellte für sie einen Sherry und für mich einen Steinhäger. Im stillen rechnete ich nach und fand, daß ich das gerade noch würde bezahlen können.
    Wieder fiel mir die Spannung auf, mit der sie die Türen beobachtete.
    »Und doch warten Sie auf jemanden«, sagte ich.
    Sie blickte auf ihre Armbanduhr.
    »Mein Zug geht bald«, sagte sie. »Ich muß nach Starnberg.«
    Ich grinste sie breit und unverschämt an.
    »Gut, Sie warten also auf den Zug nach Starnberg. Ich kann Ihnen aber authentisch versichern, daß er nicht durch eine dieser beiden Türen hereinkommen wird. Er ährt kurz vor zwölf. Ich bringe Sie zum Bahnsteig. Worauf warten Sie wirklich?«
    Jetzt lächelte sie richtig. Ich dachte, ihr Mund sieht aus, als hätte er noch niemals ernsthaft geküßt.
    »Sie sind aber hartnäckig.«
    »Das ist noch gar nichts«, sagte ich und zog meine Visitenkarte aus der Tasche. »Hier bitte. Ich sehe tatsächlich nur heute so aus, als würde ich von geknackten Autos leben.«
    Sie las meine Karte und lächelte wieder. Zum erstenmal traf mich ihr voller Blick.
    »Sie sehen gar nicht nach Jerry aus.«
    »Ich weiß.« Ich nickte. »Aber auch nicht nach Jeremias. Ich habe diesen Namen meinen Eltern nie verziehen. Sprechen wir von Ihnen. Sie wohnen draußen am See? Man sieht es Ihnen an — Wasser, Luft, viel Sonne. Aber worauf warten Sie?«
    Ihr Gesicht, auf dem bisher immer noch die Spur eines Lächelns gelegen hatte, verschloß sich.
    »Ich habe auf niemanden gewartet, nur auf meinen Zug.«
    Ich beugte mich über den Tisch.
    »Es ist natürlich Ihr Recht, mich anzulügen. Sie hätten auch schon vor einer halben Stunde fahren können.«
    Ihr Gesicht wurde gletscherkalt. Als die Kellnerin den Sherry brachte, zahlte sie so rasch, daß ich ihr nicht zuvorkommen konnte. Sie trank einen winzigen Schluck und stand auf.
    »Ich muß jetzt gehen«, sagte sie.
    Ich erhob mich ebenfalls.
    »Gut, dann bleiben wir eben auf dem Bahnsteig. Es dauert ja nur noch eine gute halbe Stunde. Draußen zieht es und außerdem ist es naß. Man kann sich dort leicht eine Grippe holen.«
    Sie setzte sich wieder.
    »Sie sind unausstehlich, Herr Petersdorff.«
    »Ich wäre es weniger, wenn ich wenigstens auch Ihren Namen wüßte. Schließlich...«
    Ich brach ab. Ihre Augen hatten sich geweitet, starrten in den Raum, und ich sah, wie ihr Körper steif wurde.
    Ich folgte rasch ihrem Blick, konnte aber nicht ausmachen, was oder wen sie sah. Ich beobachtete sie. Ihr Gesicht war schmal, ihre Stirn hoch, ihre Nase klein, hübsch und sehr sensibel, ihr Kinn verriet ein wenig Eigensinn.
    Sie bückte sich plötzlich und tat, als habe sie etwas verloren. Ich bückte mich auch; wir begegneten uns unter dem Tisch.
    »Ist er jetzt da?« fragte ich.
    Sie gab mir keine Antwort. Unsere Köpfe waren dicht beisammen, und ich sah eine Mischung aus Erschrecken und Genugtuung in ihren Augen. Endlich tauchten wir wieder auf. Sie schien sich beruhigt zu haben.
    »Ist er wieder fort?« fragte ich.
    Sie schluckte, atmete tief und beherrscht, dann sagte sie ruhig: »Jetzt können wir zu meinem Zug gehen.«
    Ich triumphierte.
    »Sie haben eben >wir< gesagt. Das ist lieb von Ihnen.« Ich kippte meinen Rest Steinhäger. Wir standen auf und verließen die Imbißhalle.
    »Einen Augenblick«, sagte ich draußen, »ich bin gleich wieder da.«
    Ich wollte nicht, daß sie mich mit dem Tätowierten sprechen sah und mußte es riskieren, daß sie mir inzwischen davonlief.
    Der Schenkkellner starrte mich an, als habe er mich noch nie gesehen. Seine schwarzen, südländischen Augen waren ohne Ausdruck, als er sagte: »Vorhin war er da. Aber da hatten Sie ja keine Zeit, da mußten Sie mit dem Mädchen schmusen.«
    »Ist er wieder weg?«
    Er zapfte Bier und sagte über die Schulter zu mir: »Er kommt noch mal vorbei, hat er gesagt.«
    »Gut, ich bin gleich wieder zurück, in ein paar Minuten. Was will er denn von mir?«
    »Hat er mir nicht gesagt. Er hat nur gesagt, daß es sich lohnt.«
    »Danke.« Ich lief wieder in die Schalterhalle hinaus.
    Meine Angst war unbegründet. Das Mädchen wartete auf mich.
    Die Lichter in den

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