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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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mehr bedeckte. Dann bleckte er die Zähne zu einer Fratze der Entschlossenheit und des Abscheus und durchstieß den Körper des Kindes.
    Die Lady zuckte zurück und starrte mit wildem Blick auf den Gesetzlosen und das Schwert; sie zuckte noch weiter zurück, als er seine Waffe aus dem toten Körper zog. Rasch legte sie ihren Sohn über die Knie und schaute ungläubig auf die Wunde in seinem Rücken. Sie presste die Hände darauf, um den Fluss des Blutes zu stillen, doch es quoll ihr dick und hellrot zwischen den Fingern hindurch.
    Bei diesen Bewegungen entblößte sich ihre Brust. Die Augen der Gesetzlosen verengten sich vor Lust. Einer von ihnen streckte die Hand aus und wollte ihren Arm liebkosen, ein anderer nahm eine Strähne ihres goldenen Haars in die rauen Finger. Der Anführer legte ihr die Spitze seines Schwertes unter das Kinn und zwang sie, den Kopf zu heben. Er betastete ihre Brust, lächelte und vergrub die Finger fester in ihrem Fleisch. Margaret beobachtete ihn wütend. Sie bohrte sich die Fingernägel in die Handflächen und zog die Lippen zu einem lautlosen Knurren auseinander.
    Wie konnte dieses Tier es wagen, ihr nicht zu gehorchen; ihr, die seine Seele in ihrer Gewalt hatte? Margaret flötete ein verschlungenes, kleines Motiv. Ein kalter Luftzug wand sich ihr um die Fußknöchel, um den Ständer des Spiegels und zog in das Bild hinein. Der Anführer zitterte, nahm die Hand fort und wischte sie an seinem ledernen Waffenrock ab. Sein Schwert fiel zu Boden. Mit wildem Blick lösten die Diebe ihren engen Kreis auf und jagten aus dem Zimmer. In seiner Angst vergaß der Anführer gar, sein Schwert mitzunehmen. Margaret atmete mit einem langen und zitternden Seufzer aus. Es war erledigt.
    Das letzte Bild schwelgte in Scharlachrot, Gold und Weiß und war so ruhig und unbewegt wie die Seite eines Gebetbuchs. Allein gelassen in ihrem geschändeten Gemach, beugte sich die Gemahlin des Ritters über das Ehebett. Ihr weißer Körper war in Blut gekleidet und auch ihr langes, blasses Haar war davon benetzt. Auf dem Bett lagen ihr Gemahl – ein hässlicher, vierschrötiger Mann mittleren Alters – und ihr Sohn. Beide hatten helles Haar; beide waren tot.
    Das Bild blieb für einen Augenblick stehen. Dann verdunkelte sich der Spiegel plötzlich. Mit rasendem Herzen beugte sich Margaret vor und fuhr mit der Hand über die blinde Oberfläche. Sie murmelte Zaubersprüche und starrte in die goldene Leere, bis ihr die Augen schmerzten, doch trotz all ihrer Bemühungen blieb der Spiegel hartnäckig leer.
    Früh am nächsten Morgen erschien der Gesetzlose in Begleitung eines ängstlichen Leutnants mit tiefschwarzen Augenbrauen im Turm. Gemeinsam standen sie vor Margarets geschnitztem Stuhl; sie zogen schnuppernd die Luft ein und spielten unruhig mit ihren abgenommenen Helmen. Der Anführer gab seinen Bericht ab, wobei er starr auf seine Stiefel schaute.
    Als er fertig war, fragte Margaret ihn: »Hast du dich vergewissert, dass jeder im Haushalt tot ist?«
    »Jawohl«, sagte er. »Wir haben alle Kehlen, die wir finden konnten, aufgeschlitzt, Mylady, so wie Ihr es befohlen habt.«
    »Auch die des Ritters und des Kindes?«
    Der Gesetzlose grinste. »Jawohl«, murmelte er. »Der Kleine ist mausetot, ohne Zweifel.«
    »Und ihr habt die Lady nicht verletzt?«
    »Mitnichten, Mylady. Haben nicht mal eine Locke von ihr angerührt.« Er hob die Augen und hielt Margarets kaltem Blick stand. »Nicht ein Haar«, wiederholte er und trat unruhig von einem Bein auf das andere.
    Die Füchsin stellte die Ohren auf und hustete. Margaret streichelte sie und summte eine kleine Melodie. Der Gesetzlose lächelte; der Knoten in seinem Bauch löste sich. Ein schwacher Luftzug fuhr durch sein fettiges Haar, wand sich ihm um den Nacken und verdichtete sich zu unsichtbaren Strängen. Der Mann keuchte und kratzte sich am Hals.
    »Das«, knurrte Margaret dumpf, »ist dafür, dass es dich nach der Lady gelüstete, obwohl ich es dir verboten hatte.« Die Brise frischte auf; die Augen des Gesetzlosen quollen vor. »Narr! Hast du geglaubt, dass ich dich bei deinem kecken Spiel nicht sehen kann?«
    Der Gesetzlose zuckte und fiel zu Boden. Sein Gefährte sank auf die Knie und kauerte sich neben ihn. Margaret hielt ihre Wut auf kleiner Flamme und nährte sie mit der Angst des Gesetzlosen. Ihr Zorn brannte darauf, sich auszutoben, doch dann erstarb er plötzlich wie eine ausgelöschte Flamme. Eine leere Kühle erfüllte die Zauberin; sie blickte mit

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