Die Blumenwiese am Auge des Himmels
Dienst.“
„Ach was“, sagte Ella Pie. „Es geht um mehr.“
Kügelchen hüstelte. „Meinen Sie, daß man ihr den - verzeihen Sie - Hintern versohlen wird?“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Der Polizist sagte es.“
„Hoffentlich“, erwiderte Ella Pie.
Der Naturwissenschaftler richtete sich auf und nahm seinen Lodenmantel über den Arm. „In diesem Fall bin ich gezwungen zu handeln. Sie war im Recht. Ich besaß keinen Ausweis.“
„Warten Sie!“
Der Naturwissenschaftler blieb vor der Bank stehen. „Der Präsident sagte mir, daß Sie den Weltpreis für Physik erhalten haben“, sagte Ella Pie.
„Stimmt. Aber das ist jetzt unwichtig.“
„Seine Exzellenz bietet Ihnen an, Präsident der Akademie für Kräuter, Gewürze und Süßwasserfische in Ramdamedes zu werden. Gehalt einhunderttausend Ramdas. Im Monat.“
„Danke“, sagte Kügelchen.
„Sie nehmen an?“
„Nein“, sagte Kügelchen. „Ich hoffe, bis um sieben Uhr alles erledigt zu haben. Bis dahin bitte ich Sie, mich zu entschuldigen.“
Ella Pie blickte ihm nach. Der weiße Kies knirschte unter seinen Schritten, und im Gebüsch neben der Bank begann ein kleiner gesprenkelter Vogel zu singen. Dann fielen andere ein: Sprosser, Nachtigallen, Kanarienvögel, Amseln. Wundersam klang es in den Ohren, so daß selbst die Zauberin gerührt wurde und am liebsten hiergeblieben wäre. Dann wurde es mit einemmal still, als hätte ein Unsichtbarer Schweigen geboten, aber die Stille war ebenso schön, wie es der Chorgesang der Vögel gewesen war.
Das fünfte Abenteuer
Sechs Uhr fünfundvierzig landete das Flugzeug auf dem Flughafen vor der Stadt. Soeben waren Ella Pie und der Profi mit dem Ährbus gekommen. Der Naturwissenschaftler fehlte noch.
„Was gibt es Neues, Kapitän?“ fragte Ella Pie.
„Die Lage ist ernst. Wir haben Schulden.“
„Schulden?“
„Das Flugzeugbenzin ist teurer geworden. Ein Freund hat mir etwas geliehen.“
„Und die fünftausend Ramdas, Kapitän?“
„Sie verlangen Gold. Überall wird heutzutage Gold verlangt.“
„Konnten Sie denn nicht wechseln?“
„Der Kurs war so unverschämt teuer, daß ich ihn verweigerte.“
„Gut, Kapitän. Ich danke Ihnen.“
Die Sonne ging unter, ihre letzten Strahlen fielen auf den Orden auf der Brust des Flugkapitäns. Er hatte ihn vor dem Abflug in lauwarmem Seifenwasser geputzt. Ella Pie hielt besorgt Ausschau nach dem Naturwissenschaftler. Die Sache mit der Köchin vom Dienst gefiel ihr nicht. Es blieben nur noch wenige Minuten bis zum Abflug, und jeder wußte, daß Ella Pie unerbittlich pünktlich war.
Der Profi schützte sich vor den letzten Sonnenstrahlen im Schatten des linken Tragflügels. Zwar hatte er noch Kopfschmerzen vom Wein, vermochte aber schon wieder klar zu denken. Plötzlich erinnerte er sich an eine Bemerkung des Detektivs über den Klub der Reichen, die ihr Gold hinter den Panzertüren von Fort Cox tief unter der Erde gelagert hatten.
„Menschenskind, mir fällt was ein!“ rief er aus.
„Was fällt Ihnen ein?“
„Wie wir zu Gold kommen!“
„Wozu Gold?“ fragte Ella Pie.
„Damit wir unsere Schulden bezahlen können.“
Ella Pie überlegte, während sie Ausschau nach Herrn Kügelchen hielt.
„Gold?“ fragte sie. „Nicht schlecht.“
Es war kurz vor dem Abflug. Da sahen sie in der Ferne in einer Staubwolke ein Auto, das schnell näher kam. Es war das Dienstfahrzeug des Präsidenten mit der Flagge des Landes der Fischsuppen.
„Dem Himmel sei Dank!“ rief Ella Pie.
Am Steuer saß der Erste Adjutant. Kügelchen sprang heraus und warf einen Blick auf die Uhr. „Sie ist frei!“ rief er.
„Wer ist frei?“ fragte der Profi.
„Die Köchin.“
„Hat man sie wenigstens bestraft?“ fragte Ella Pie.
Kügelchen nickte. „Leider. Aber sie sagte mir, es habe nicht sehr weh getan.“
„Schade“, sagte Ella Pie.
„Man hat eine einfache Rute benutzt. Außerdem bleibt sie in Amt und Würden“, sagte der Naturwissenschaftler.
„Wohin fliegen wir?“ fragte der Kapitän.
Ella Pie sah den Profi forschend an. „Na?“ fragte sie. „In Fort Cox lagern hunderttausend Goldbarren“, sagte er. „Miller hat es mir verraten.“
„Kurs West-Nord-West, Strich sieben!“
„O kee, Ella Pie.“
„Weltraum oder Erdnähe?“
„Weltraum!“
Ella Pie wandte sich an Kügelchen, der seltsam bedrückt in seinem Sessel saß. „Sie brauchen mir nichts zu verschweigen“, sagte sie. „Miller befand sich im gleichen Gefängnis wie die
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