Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Blumenwiese am Auge des Himmels

Titel: Die Blumenwiese am Auge des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Meinck
Vom Netzwerk:
hunderteinundfünfzig Jahre alt wurde. Deshalb war sie trotz der schwierigen Lage froh gestimmt und dachte nicht im Traum daran, wegen dieser lächerlichen Schneemenschen zu sterben. Sie war sich inzwischen klargeworden, daß die Blumenwiese am Auge des Himmels inmitten der eisigen Bergwelt nach der bewährten Tauchsiedermethode geheizt wurde, die auch die zwischen den Bergen liegenden Bangalos der Schneemenschen mit allem Nötigen versorgte.
    Auf diese Weise war es natürlich einfach, eine hohe Kultur zu entwickeln, mit bunten Halstüchern und vornehmen dunklen Anzügen. Was sie allerdings stutzig machte, war die Rolle der Dame SIE. Irgendwie kamen ihr die blauen Haare und silbernen Lidschatten bekannt vor.
    Während der Zweite Stellvertreter die Bescheinigung ausstellte, erinnerte sich Ella Pie plötzlich an die Kellnerin aus dem Cafe Legende im Land der Fischsuppen. War die Dame, die vom Vorsitzenden mit so großer Ehrfurcht behandelt wurde, etwa Vera Zwo, die beste Kraft des Präsidenten Bujabäß? Ella Pie musterte sie unauffällig, und bald bestand für sie kein Zweifel mehr, daß ihre Vermutung richtig war. Zwar hatte Vera Zwo geschickt ihre Frisur verändert, aber vergessen, die Haare zu färben und andere Lidschatten aufzulegen. Ein Fehler, der kein Fehler zu sein brauchte, vielleicht sogar Absicht?
    Ella Pie dachte an den Präsidenten des Landes der Fischsuppen, auf den sie eigentlich wütend war, weil er sich vergangene Nacht auf dem Bildschirm verleugnen ließ, als Kügelchen mit dem Ersten Adjutanten gesprochen hatte. Aber vielleicht war auch das Absicht gewesen? Fragen über Fragen tauchten in ihr auf, für die sie keine Erklärung fand. Es wäre natürlich einfach gewesen, die Gefahr durch Zauberei abzuwenden, aber Ella Pie wollte Kügelchen nicht unnötig verärgern. Auch war sie sich nicht ganz sicher, ob sie hier mit ihrer Zauberei Erfolg haben würde.
    Da durchbrachen Ereignisse die Stille, die ihre Überlegungen durcheinanderbrachten und blitzschnelles Handeln verlangten. Sie hörten ein kaum wahrnehmbares Summen und sahen auf dem Auge des Himmels ein Luftkissenflügelboot mit rasender Geschwindigkeit auf sich zukommen. Es war Meedscher Frie mit seinen Leibwächtern. Diesmal
    schossen sie ohne Warnung aus ihren Laserstrahlpistolen. Als erster fiel der Große Vorsitzende um, dann sanken seine Stellvertreter, dann der Scharfrichter mit dem grünen Halstuch ins Gras.
    Nur die Dame SIE blieb aufrecht stehen, ebenso wie Ella Pie und ihre Begleiter.
    „Diesmal überlisten Sie mich nicht“, sagte Meedscher Frie zu Ella Pie. „Seien Sie froh, wenn Sie aus der kalten Welt der Schneemenschen heil herauskommen . . . Übrigens . . .“, seine Stimme wurde scharf, „sobald Sie das Kraut gefunden haben, übergeben Sie es mir, sonst. . .“
    „Was sonst?“ fragte Ella Pie.
    Meedscher Frie lachte sein teuflisches Lachen. „Keine Diskussion. Sie sind meine Gefangenen, bis Sie das Kraut heute nacht gefunden haben.“
    „Die Pflanze“, sagte Ella Pie sanft.
    „Ob Kraut oder Pflanze, das ist mir egal!“
    Meedscher Frie wandte sich an die Dame SIE und sagte höflich: „Meine Hochachtung, Madame. Ich würde gern wissen, wie Sie das Vertrauen des Großen Vorsitzenden errungen haben . . . Na ja, eine Frau von Ihrem Aussehen!“ „Danke“, sagte Vera Zwo.
    „ER verlangt, daß Sie in unsere Dienste treten.“
    „Und wenn nicht?“ fragte Vera Zwo.
    „Muß ich Sie umbringen. Würde mir leid tun. Wirklich.“ Vera Zwo lächelte höflich und sagte dann einen Satz, der den Profi und den Flugkapitän so tief berührte, daß sie ihre Herzen schlagen hörten.
    „SIE ist stärker als ER. Immer! Merken Sie sich das, Meedscher Frie.“
    Eigentlich war es kein besonderer Gedanke. Trotzdem wirkte er wie eine Botschaft, die aus dem Himmel herabkam:

    „SIE ist stärker als ER. Immer!“ Mein Gott, was für eine herrliche kleine Welt! dachte Ella Pie, und es tat ihr beinahe leid, kein Mensch zu sein. Die eine Gefahr war abgewendet. Der Große Vorsitzende, seine Stellvertreter und der Scharfrichter lagen tot im Gras, und das Auge des Himmels glänzte unbewegt in der Sonne. Man konnte an alles mögliche Schöne denken, wären nur nicht Meedscher Frie und seine Leibwächter mit ihren Laserstrahlpistolen gewesen.
    Kügelchen starrte betroffen auf die Bescheinigung in seiner Hand, der Flugkapitän hielt nach dem Flugzeug Ausschau, und der Profi bedauerte, daß er sich den Knöchel verknackst hatte. Verzückt blickte er auf

Weitere Kostenlose Bücher