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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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hatte über die Welt hier draußen ja ebenso wenig gewusst wie er. Vielleicht irrte sie seit Wochen in der Stadt umher und versuchte, die
Bloodstalkers
zu finden. Oder jemand hatte sie gesehen, und sie hielt sich nun versteckt. Oder …
    Das Bild der kämpfenden Kreaturen in der Gasse stieg vor Reds innerem Auge auf und jagte einen Schauer über seinen Rücken.
    Nein.
    So etwas durfte er nicht denken.
    Und die Vampire hatten sie sicher auch nicht erwischt, sonst hätten sie sie sicher zur Farm zurückgebracht. Blue musste noch irgendwo in der Stadt sein. Und Red würde sie finden. Schließlich hatte er jetzt Vampire auf seiner Seite. Und er würde alles tun, was sie von ihm wollten, wenn sie ihm dafür halfen, Blue aufzuspüren.
    Entschlossen setzte er sich auf. Er musste Céleste noch einmal aufsuchen und sie danach fragen. Je früher er mit der Suche begann, desto besser. Blue musste fürchterliche Angst haben, so ganz allein dort draußen.
    Als er aufstand, wurde ihm schwarz vor Augen. Red schwankte und hielt sich im letzten Augenblick an der Sofalehne fest. Nur allmählich verging der Schwindel, und der Fußboden hörte auf, hin und her zu schaukeln. Schwer atmend blieb Red eine Weile neben dem Sofa stehen, bis sich auch sein Magen beruhigt hatte. Vielleicht musste er es doch ein bisschen langsamer angehen lassen, dachte er – und stellte im nächsten Moment überrascht fest, dass seine Schulter aufgehört hatte zu schmerzen. Nur ein leichtes Ziehen erinnerte noch an den Sprung aus dem Transporter. Ungläubig starrte Red auf seine Arme. Auch die Schürfwunden waren verheilt. Ob das Célestes Verdienst war?
    Das hohe Bogenfenster auf der anderen Seite des Raums zog seinen Blick wie magisch an. Das Parkett quietschte unter seinen Sohlen, als er mit vorsichtigen Schritten hinüberging.
    Was er sah, nahm ihm beinahe den Atem. Das Haus der
Bloodstalkers
stand auf der Spitze eines Berges, zu dessen Füßen sich wie ein bizarrer Teppich eine schier unendliche Anzahl von Gebäuden in verschiedensten Größen und Formen ausbreitete. Eine blasse Morgensonne blinzelte über die Dächer und tauchte die grauen Steine in ein mattgoldenes Licht.
    Red starrte mit offenem Mund, unfähig, den Blick abzuwenden. Das also war die Stadt? Die Heimat der Vampire? Er wusste nicht, was er sich vorgestellt hatte, wenn er auf der Farm an »draußen« gedacht hatte. Aber diese Aussicht war überwältigender, größer und einschüchternder als alles, was Red jemals erwartet hätte – und so ganz anders als das, was er in der Nacht erlebt hatte.
    Er wusste nicht, wie lange er dort gestanden und gestaunt hatte, als er hörte, wie sich auf dem Flur Schritte näherten. Erschrocken wandte Red sich um, mit dem eigenartigen Gefühl, bei etwas Verbotenem ertappt worden zu sein. Kurz darauf klopfte es – und noch bevor er darauf reagieren konnte, betrat eine Frau das Zimmer. Reds von Neuem in Aufruhr geratener Magen beruhigte sich ein wenig, als er erkannte, dass er es hier mit einem Menschen zu tun hatte. Keine Eisenklammern wie bei Hannah. Keine Musik wie bei Céleste. Nur ein Mensch wie er.
    »Guten Morgen«, sagte die Frau. Sie mochte etwa dreißig Jahre alt sein, hatte eine drahtige Figur, ein spitzes Gesicht – und einen wirren, mausbraunen Haarschopf.
    »Guten Morgen.« Red bemühte sich um ein Lächeln und zwang sich, das Unbehagen hinunterzuschlucken, das ihn beim Anblick des Gestrüpps auf ihrem Kopf überkam. In Reds Welt hatten bisher nur die Vampire Haare gehabt –Menschen wurden geschoren. Jemanden wie diese Frau mit einem wuchernden Haarschopf zu sehen, verlieh ihr in Reds Augen etwas Wildes. Etwas Fremdes und Gefährliches. Aber er konnte wohl kaum darauf hoffen, dass sich die Menschen hier in naher Zukunft seiner Lebensweise anpassen würden. Im Gegenteil. Er würde einer von
ihnen
werden müssen.
    Er erinnerte sich nun auch daran, dass Céleste angekündigt hatte, jemandem Bescheid zu geben. »Bist du Claire?«
    Die Frau nickte. »Und du musst Red September sein. Du bist aus der OASIS, stimmt’s?« Sie beäugte ihn mit unverhohlener Neugier.
    Red dachte an die Transporter, mit deren Hilfe er geflohen war.
OASIS – Lebensmitteltransport
, hatte auf den Seitenwänden gestanden. Der Name klang nicht nach seinem Zuhause, aber Claire konnte nichts anderes gemeint haben.
    Er nickte zögernd.
    »Red September 38.07, um genau zu sein«, sagte er.
    Claire runzelte verwirrt die Stirn. »Achtunddreißigsieben?«
    Red schluckte. Hier

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