Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
vorgestellt, eine Volkswirtschaftlerin namens Marie St. Jacques. Sie war am Schauplatz zweier Morde gewesen, die kanadische Regierung bestätigte ihre Fingerabdrücke. Ferner fand die Polizei einen Hotelschlüssel des >Carillon du Lac<, der offensichtlich während des Geschehens am Mythen-Quai verlorengegangen war. Es war der Schlüssel zum Zimmer von Marie St. Jacques, den der Hotelangestellte ihr gegeben hatte, ein Angestellter, der sich gut an sie erinnerte - an einen Gast in einem Zustand höchster Verwirrung und Angst. Das letzte Beweisstück war eine Pistole, die man unweit der Brauerstraße gefunden hatte, in einer Seitengasse nahe dem Schauplatz zweier weiterer Morde. Die Ballistikfachleute hielten sie für die Mordwaffe. Sie trug die Fingerabdrücke von Marie St. Jacques. An diesem Punkt wich der Artikel von den Tatsachen ab. Er berichtete von Gerüchten in der Bahnhofstraße, daß viele Millionen Dollar gestohlen worden wären, und zwar ein Computerverbrechen, ein vertrauliches Nummernkonto, das einer amerikanischen Firma gehörte, die sich Treadstone Seventy-One nannte. Auch die Bank wurde genannt; natürlich die Gemeinschaftsbank. Aber alles andere war nebulös, obskur, eher Spekulation als Tatsachen.
    Nach namentlich nicht bekannten Gewährsleuten hatte ein Amerikaner, der im Besitze der entsprechenden Codes auftrat, Millionen an eine Bank in Paris überwiesen, und das neue Konto Personen zugänglich gemacht, die bereits in Paris warteten und die Millionen sofort nach Eintreffen abhoben und verschwanden. Der Erfolg der Operation ging darauf zurück, daß der Amerikaner sich die richtigen Codes für das Konto in Zürich beschafft hatte, etwas, das ihm nur dadurch möglich war, daß er die Nummernsequenz der Bank ausfindig machte, die Jahr, Monat und Tag der Einzahlung ausdrückte - die übliche Vorgehensweise für geheime Konten. Eine solche Analyse war nur durch Einsatz komplizierter Computertechniken und gründliches Wissen um Schweizer Bankpraktiken möglich. Auf Befragen bestätigte ein leitender Angestellter der Bank, Herr Walther Apfel, daß Nachforschungen über die amerikanische Firma eingeleitet worden seien, aber gemäß Schweizer Gesetz >würde die Bank keine weiteren Kommentare abgeben<.
    An dieser Stelle wurde die Verbindung zu Marie St. Jacques offensichtlich. Sie wurde als Volkswirtschaftlerin in Regierungsdiensten geschildert, die man in den internationalen Bankgepflogenheiten ausgebildet hatte, und die darüber hinaus Erfahrung als Computerprogrammiererin hatte. Man argwöhnte, daß sie eine Komplizin des Täters wäre, deren spezielle Erfahrung für den Coup notwendig gewesen sei. Einen männlichen Verdächtigen, hieß es, hätte man in ihrer Gesellschaft im >Carillon du Lac< gesehen.
    Marie hatte den Artikel zu Ende gelesen und ließ die Zeitung zu Boden fallen. Auf das Geräusch hin blickte Bourne auf. Sie starrte die Wand an und wirkte plötzlich seltsam ruhig. Er war über ihre Reaktion erstaunt und las schnell zu Ende. Einen Augenblick lang war er sprachlos. Dann fand er seine Stimme wieder und sagte:
    »Lügen, die man meinetwegen verbreitet hat. Die wollen dich ausräuchern, um mich zu finden. Es tut mir leid. Ich bin schuld.«
    Marie wandte den Blick von der Wand und sah ihn an. »Die Gründe gehen tiefer, Jason«, sagte sie. »Alles enthält ein Quentchen Wahrheit, das bewußt verdreht wurde.«
    »Wahrheit? Das einzige, das stimmt ist, daß du in Zürich warst. Du hast nie eine Pistole berührt, du warst nie in einer Seitengasse in der Nähe der Brauerstraße. Du hast keinen Hotelschlüssel verloren, du warst nie in der Gemeinschaftsbank.«
    »Richtig, aber das ist nicht die Wahrheit, von der ich spreche.«
    »Was ist es dann?«
    »Die Gemeinschaftsbank, Treadstone Seventy-One, Apfel. Das ist die Wahrheit, und die Tatsache, daß man das erwähnt - insbesondere die Aussage Apfels - ist unglaublich. Schweizer Bankiers sind vorsichtige Leute. Sie machen sich nicht über die Gesetze lustig, nicht auf diese Art; dazu sind die Gefängnisstrafen zu streng. Die Statuten, die die Vertraulichkeit der Bankgeschäfte schützen, sind heilig in der Schweiz. Apfel könnte auf Jahre ins Gefängnis wandern, für das, was hier steht, auch nur die Andeutung, daß es ein solches Konto gibt, geschweige denn, daß er Namen nennt, ist strafbar. Es sei denn, eine Autorität, die stark genug war, um die Gesetze zu umgehen, hat ihn dazu gezwungen.« Sie hielt inne, und ihre Augen wanderten wieder zur

Weitere Kostenlose Bücher