Die Braut aus den Highlands
„Dein Verlobter möchte nach Donnachaidh aufbrechen, und wir müssen nach Stewart zurück. Es besteht kein Anlass, die Sache aufzuschieben.“
„Bis auf die Tatsache, dass der Bräutigam besinnungslos ist“, erwiderte sie knapp.
„ Aye , das ist der Sache in der Tat abträglich“, sagte Edda und zwinkerte. „Doch gewiss wird er bis zum Nachtmahl wieder wohlauf sein, spätestens aber bei Tagesanbruch. Und ich sehe keinen Grund, warum die Vermählung nicht gleich morgen stattfinden sollte, sodass jeder sich anschließend auf die Reise begeben kann.“
Ihr Vater und ihre Brüder pflichteten ihr bei, nur Merry blieb stumm. Sie war nicht länger erpicht darauf zu heiraten. Doch es gab tatsächlich keinen Grund, es hinauszuzögern. Der Vertrag war bindend, und so würde sie diesen Mann ja ohnehin heiraten müssen. Als sie merkte, dass Edda sie fragend ansah und offenbar auf ihre Zustimmung wartete, nickte sie seufzend.
„Wunderbar!“, rief Edda beschwingt. „Wenn Ihr gegessen habt, werde ich Vater Gibbon ausfindig machen, und indes könnt Ihr schon einmal mit dem Koch sprechen“, sagte sie an Merry gewandt.
„Ich?“, fragte Merry überrascht.
„ Aye , nun“, erwiderte Edda. „Ab morgen werdet Ihr hier die Herrin sein und das Sagen haben. Also könnt Ihr genauso gut bereits heute damit beginnen. Zudem ist es Eure Hochzeit, Liebes, und wenngleich sie ein wenig überstürzt kommen mag, solltet dennoch Ihr es sein, die über die Speisenfolge für die Feier und alles Übrige entscheidet.“
Merry lächelte unsicher, nickte aber auch dazu. So betrachtet sprach wirklich kaum etwas dagegen, dass sie es übernahm, mit dem Koch zu reden. Sie hoffte nur, dass auch der Koch dies so sah und Anweisungen von ihr entgegennehmen würde, obgleich sie seinen Herrn noch nicht einmal geheiratet hatte und somit noch gar nicht die Herrin hier war.
2. KAPITEL
Der Schmerz in Alexanders Schädel war wie ein großes Ungetüm mit einer Keule, die es unentwegt schwang. Das ließ ihn die Lider umso fester zusammenkneifen. Er stöhnte und kämpfte unwillkürlich dagegen an, zu sich zu kommen, weil er dadurch das quälende Hämmern in seinem Kopf nur in seiner ganzen Heftigkeit zu spüren bekäme.
„Ihr könnt sie noch so fest zudrücken, das wird die Schmerzen auch nicht vertreiben.“
Die heiseren Worte ließen Alex die Augen doch aufschlagen, und missmutig sah er zu der verhutzelten, alten Frau neben dem Bett auf, die in einem hölzernen Becher rührte. Als er Bet erkannte, das alte Kindermädchen seiner Mutter, bezwang er seine finstere Miene und schlug die Lider wieder zu. „Ich fühle mich scheußlich.“
„ Aye . Tja, ein Krug Whisky auf leeren Magen gleich in aller Herrgottsfrühe kann dies durchaus bewirken.“ Die Frau klang nicht allzu mitfühlend. „Und als Ihr aufs Gesicht gefallen seid, habt Ihr Euch darüber hinaus noch ein rechtes Gänseei auf der Stirn eingehandelt. Das dürfte die Sache kaum besser machen. Hier, setzt Euch auf und trinkt dies. Das hilft gegen die Schmerzen.“
„Aufs Gesicht gefallen?“, knurrte Alex und schlug die Augen erneut auf. Sein Blick blieb an dem Holzbecher hängen, den die Frau ihm hinhielt, und nach kurzem Zögern richtete er sich auf und nahm ihn.
„ Aye “, bekräftigte sie. „Und Eurer Braut genau vor die Füße. Hat sicherlich einen bleibenden ersten Eindruck hinterlassen. Trinkt“, fügte sie eine Spur ungeduldig an, als er das Gefäß mit der übel riechenden Flüssigkeit wieder sinken ließ und zu einer weiteren Frage ansetzte.
Alex zog kurz in Erwägung, die Frau in ihre Schranken zu weisen und ihr ins Gedächtnis zu rufen, dass immer noch er der Lord hier war, wusste jedoch aus Erfahrung, dass beides sie nicht beeindrucken würde. Es war schwer, jemandem mit Macht und Position zu imponieren, der einem als Säugling die Windeln gewechselt hatte. Also versuchte er gar nicht erst, mit der dickschädeligen alten Magd zu streiten, sondern schnitt eine Grimasse und stürzte das Gebräu hinunter. Natürlich schmeckte es so grässlich, wie es roch. Das überraschte ihn nicht. Bets Heilmittel waren immer schon die schauderhaftesten Mixturen gewesen, doch für gewöhnlich wirkten sie dafür auch Wunder. Mehr als einmal hatte er ihre grauenvollen Tränke und ihre nicht eben behutsame Hand in Akkon vermisst.
Alex schaffte es, den gesamten Inhalt in nur zwei herzhaften Schlucken hinunterzuzwingen, verzog angewidert das Gesicht und reichte ihr den Becher zurück. „Was
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