Die Braut aus den Highlands
Ihr zuerst das Kind und dann erst mich geküsst?“
Alex überlegte kurz und lächelte. „Jugend vor Schönheit?“, versuchte er zu schmeicheln.
Merry gluckste gegen ihren Willen und schüttelte den Kopf. „Oh, welch ein Charmeur Ihr seid, Alexander d’Aumesbery. Lasst uns hoffen, dass Euer Sohn Euch nacheifert.“
Alex hob eine Braue. „Ich dachte, Ihr wäret Euch sicher, dass es ein Mädchen werde?“
„Ich habe meine Meinung gerade geändert“, entgegnete Merry schelmisch. „Aber wenn Ihr mir kurz Zeit gebt, besinne ich mich vielleicht noch einmal anders.“
Alex grinste und hob seine Beine aufs Bett, sodass er neben ihr zu sitzen kam und ihr einen Arm um die Schultern legen konnte. Danach zog er ein Pergament hervor, das er bis dahin verborgen hatte. „Ratet, was hier steht.“
„Dass Evelinde und Cullen planen, uns zu besuchen?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Schließlich sind sie an der Reihe“, betonte sie.
„ Aye , sie sind an der Reihe, das stimmt“, sagte er. „Und in der Tat haben sie Nachricht geschickt, dass sie kommen werden. Aber dieses Sendschreiben hier teilt uns etwas anderes mit.“
Merry lächelte noch beglückt über die Neuigkeit des bevorstehenden Besuchs, fragte aber dennoch: „Welche Neuigkeiten mögen es sein, dass Ihr sie für wichtiger haltet als den Besuch Eurer Schwester?“
Alex setzte zu einer Antwort an, schloss den Mund aber wieder und legte erst ein Bein über ihre beiden, ehe er verkündete: „Eine Mitteilung Eures Vaters. Kade ist endlich nach Stewart zurückgekehrt.“
Merry zog scharf die Luft ein und versuchte sich freizustrampeln, um auf die Füße zu kommen. Sie musste sofort packen. „Lasst mich, Alex. Ich muss Vorbereitungen treffen. Wir müssen umgehend nach Stewart und …“
„Merry!“, fiel Alex ihr mit gestrenger Miene ins Wort, nahm ihr Gesicht und drehte es zu sich herum. „Ich weiß, dass Ihr seit Ewigkeiten auf Kades Rückkehr gewartet habt, und ich weiß, dass Ihr nichts lieber wollt, als ihn zu sehen. Aber Eure Niederkunft steht nun jeden Tag bevor. Ihr könnt unmöglich reisen.“
„Aber Alex, es geht doch um Kade!“, jammerte sie herzerweichend.
„Ja, aber er wird auch noch da sein, wenn Ihr das Kind zur Welt gebracht habt“, erwiderte Alex. „Oder vielleicht“, fuhr er fort, „ist er ja auch schneller hier als das Kind. Denn ich sehe keinen Grund, warum er uns nicht besuchen sollte.“
„Oh ja!“ Merrys Gesicht hellte sich auf. „Wir könnten ihn mit Evelinde und Cullen kommen lassen. Das wäre wunderbar.“
„ Aye , das wäre es“, pflichtete Alex ihr bei. Sie schwiegen eine Weile, und Merry schwelgte bereits in der Vorstellung, was sie alles unternehmen würden, welche Speisen sie beim Koch in Auftrag geben sollte und …
„Einstweilen“, unterbrach Alex ihren Gedankenfluss und zog sie an seine Brust, „könnt Ihr mir erzählen, was Euch wirklich beschäftigt hat, als ich eintrat.“
Merry zögerte, gab sich schließlich aber einen Ruck. „Edda.“
„Das habe ich mir gedacht“, erwiderte Alex leise. Als sie ihm einen überraschten Blick zuwarf, zuckte er nur mit den Achseln. „Sie ist Euch meines Wissens nicht oft durch den Kopf gegangen seit jener Nacht, aber jedes Mal, wenn es geschah, habe ich es gemerkt. Dann nämlich steht Euch Bedauern ins Gesicht geschrieben, so als würdet Ihr bereuen, Anteil an ihrem Tod zu haben.“
„ Aye .“ Merry seufzte. So erleichtert sie auch war, dass es Edda und nicht sie beide getroffen hatte, und obgleich sie, wenn nötig, erneut so handeln würde, wie sie es getan hatte, lastete es doch schwer auf ihrem Gewissen, am Tod eines Menschen beteiligt gewesen zu sein. Die Bürde war gewaltig, und gelegentlich quälte sie sich mit der Frage, ob sich ihr nicht womöglich ein anderer Ausweg geboten hätte, sodass niemand hätte sterben müssen. Merry schob diese trübseligen Gedanken beiseite. „Aber das war es nicht, woran ich gerade dachte.“
„Nicht?“
Merry lächelte über sein Erstaunen. „Nein. Auch wenn Ihr für gewöhnlich richtig mit Eurer Ahnung liegt, was meine Gedanken angeht, liebster Gemahl. Aber manchmal ratet Ihr eben auch falsch, und dies ist ein solches Manchmal.“
Alex erwiderte ihr Lächeln und drückte sie leicht an sich. „Dann klärt mich auf. Woran dachtet Ihr?“
„Dass ich mit der Überzeugung aufgewachsen bin, alle Männer seien Sünder und alle Frauen Heilige.“
Alex nickte ernst. „So war es ja auch in Eurer Familie.“
„
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