Die Braut des Wuestenprinzen
Land zu retten.
In dieser Nacht war er heimgekommen, um seinen Vater zu sprechen. Erschöpft vom Kämpfen und unendlich müde, freute Karim sich darauf, noch eine Stunde mit ihr verbringen zu können, bevor er zu seinen Männern zurück musste. Ein heißes Bad und ein Abendessen warteten auf ihn. Doch sie wollte es schnell hinter sich haben.
„Ich werde dich verlassen.“
Karim hatte neben dem dampfenden Bad gestanden und sich die Kampfkleidung ausgezogen.
„Komm bald wieder“, ermahnte er sie lächelnd. „Ich kann zwar allein baden, aber nicht allein essen. Ich brauche dich an meiner Seite.“
„Kavi, ich möchte nach Hause“, entgegnete Elenor.
„Nach Hause? Was meinst du damit? Dein Zuhause ist hier.“
„Ich möchte zurück nach London. Oder …“ Eigentlich hatte sie noch gar nicht darüber nachgedacht. „Oder zu meine Eltern in die USA.“
Er hielt inne. „Warum? Für wie lange?“
„Für immer. Ich verlasse dich, Karim.“
Plötzlich erstarrte er. „Hast du Angst vor dem Krieg?“
„Nein.“
„Was ist es dann, Nuri? Was hast du?“
„Unsere Heirat war ein Fehler. Das müssen wir einsehen. Und ich bin nicht dafür gemacht, Königin von Parvan zu werden.“
Wütend packte er sie am Arm. „Was redest du denn da? Was ist los? Bist du wütend, weil ich dich hergebracht habe und jetzt Krieg herrscht? Aber das konnte ich doch nicht wissen! Wir hatten bis zum Schluss gehofft, einen Krieg verhindern zu können. Was hätte ich denn tun sollen?“
Als er versuchte, sie zu küssen, drehte sie den Kopf weg. Sie fühlte sich wie von einem bösen Geist getrieben. Aber sie konnte nicht anders. „Küss mich bitte nicht. Ich werde versuchen, es dir zu erklären.“
Doch er verstand sie nicht, wurde wütend und begann, sie anzuschreien. Zuletzt warf er ihr Verrat vor, griff nach seiner Waffe und ging. Sie versuchte, ihn zurückzuhalten, aber es war zu spät.
Karim verließ den Palast und kehrte aufs Schlachtfeld zurück. Am folgenden Tag gab es bei einem Gefecht in der Wüste viele Tote und Verletzte. Karim kam nicht zurück.
Während er badete, sammelte Elenor seine Kleider vom Boden auf. Dabei bemerkte sie, dass seine Hose und sein Hemd blutbefleckt waren.
„Hast du dich verletzt?“, fragte sie ihn, als er in frischer Kleidung aus dem hinteren Raum kam.
„Nein“, antwortete er.
„Lebt er noch?“
Er zuckte mit den Schultern. „Die Kaljuken sind nicht besonders tapfer. Normalerweise reicht es, wenn sie ein bisschen Blut sehen. Ihr eigenes, versteht sich.“
„Wie willst du die parvanische Kultur retten, wenn du dich aufführst wie ein Barbar?“
„Ich führe mich nicht auf wie ein Barbar“, widersprach er. „Ich beschütze lediglich mein Volk. Das ist keine Barbarei.“
„Habt ihr etwas aus ihm herausbekommen?“, fragte sie.
„Er hat uns gesagt, was er wusste.“
An seinem Tonfall erkannte sie, dass er nicht mehr dazu sagen würde. Zumindest in dieser Hinsicht hatte er sich offenbar nicht verändert. Seufzend setzte sich Elenor auf die Kissen am großen Tisch.
„Das sieht gut aus. Hast du das alles heute von Golnesah gelernt?“, erkundigte sich Karim anerkennend, als er sich neben sie auf die Kissen sinken ließ.
„Sie hat mir gesagt, was sie wusste“, antwortete Elenor ein wenig patzig.
„Warum soll ich dir unbedingt die Details schildern? Sie sind ziemlich unerfreulich.“
„Ach ja. Und Frauen sollte alles, was in irgendeiner Form unerfreulich ist, verschwiegen werden, nicht wahr?“, erwiderte Elenor trocken.
„Warum nicht?“, antwortete er ruhig und begann zu essen.
„Hast du schon einmal etwas davon gehört, dass geteiltes Leid halbes Leid ist?“
„Es gibt Arten von Leid, die man nicht teilen kann“, konterte er.
„Ich weiß längst, dass du so denkst“, versetzte sie trocken.
Nun explodierte er. „Kannst du das denn nicht verstehen? Krieg – das ist nicht so, als ob man ins Büro geht. Im Krieg schaltet man seine Gefühle aus, weil man sonst verrückt werden würde!“
„Und dann?“, bohrte Elenor. „Sollen alle so tun, als wäre nichts?“
Karim bedachte sie mit einem langen Blick. „Glaubst du, dass es einer Frau wehtut, ihr Kind zu verlieren, Elenor?“, fragte er dann.
„Ja, das glaube ich“, presste sie hervor und zuckte zusammen. Was meinte er mit „glaubst du“? Wie konnte er es wagen, sich so auszurücken? Wie konnte er es wagen zu vermuten, dass sie nicht gelitten hatte?
„Wie lange tut es weh?“, fragte er
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