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Die Braut des Wuestenprinzen

Die Braut des Wuestenprinzen

Titel: Die Braut des Wuestenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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durchquerten, atmete Elenor erleichtert auf. Der Palast stand noch. Türme, Dächer und Fenster waren unbeschädigt.
    Aber es sprudelte kein Wasser mehr in den Springbrunnen, und auf dem Platz hielten sich viel mehr Menschen auf als früher. Zwischen den notdürftig errichteten Hütten liefen Kinder und Tiere umher.
    „Während der Belagerung war dies der einzige Zufluchtsort für die Menschen aus der Stadt. Jetzt kommen hier noch einige von denen unter, die ihre Häuser verloren haben“, sagte er, öffnete die Pforten des Palasts und betrat die große Eingangshalle.
    Als sie sich umsah, rief Elenor: „Oh, nein, Karim, nein!“
    Nichts war übrig geblieben außer dem nackten Mauerwerk. Die Wandbehänge und Teppiche, die handgemalten Miniaturen, die Edelsteinschnitzereien, die marmornen Schalen, all die Schätze des Königshauses waren verschwunden. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass dies geschehen könnte.
    „Wir brauchten Waffen“, erklärte er.
    Er brachte sie in ihre früheren Gemächer, doch auch dort war nichts wie früher. Fußboden und Wände lagen nackt da, und der einzige Komfort, den der Raum zu bieten hatte, war ein hässliches, nicht hierher passendes, westliches Sofa. Außerdem gab es einen Schreibtisch mit Stuhl, ein paar Kissen und den niedrigen geschnitzten Tisch, den sie von früher kannte. Der Tisch, an dem sie sowohl die glücklichsten als auch die unglücklichsten Mahlzeiten ihres Lebens eingenommen hatte.
    Schweigend sah sie ihn an.
    „Warte hier“, sagte Karim nach einer Weile und verschwand.
    Nach der Niederkunft wurde Elenor furchtbar krank. Nachts plagten sie Albträume, in denen ihr Kind nach ihr schrie und sie nicht zu ihm konnte. Auch Karim und ihre Mutter tauchten in den Träumen auf. Elenor streckte die Hände nach ihnen aus, konnte sie jedoch nie berühren.
    Zum Glück dauerte dieser Zustand nur zwei Tage an. Danach hatte Elenor zwar noch Schmerzen, aber sie war wieder bei sich. Und sie sehnte sich von ganzem Herzen nach ihrem Mann.
    „Ich brauche Karim. Warum kommt er nicht zu mir?“, fragte sie Puran.
    Dallia hatte unmittelbar nach der Geburt unerwartet den Palast verlassen müssen, da ihre Mutter im Sterben lag.
    Puran hatte dem König die traurige Mitteilung unterbreitet, dass sein Enkel bei der Geburt gestorben war. Er schickte Beileidsbekundungen an seine Schwiegertochter, besuchte sie jedoch nicht. Ohne dass Puran es ihr sagen musste, wusste Elenor, dass der König zutiefst enttäuscht war.
    „Natürlich hätte der König die Hochzeit sofort besiegelt, wenn das Kind gelebt hätte. Sogar ohne Karims Zustimmung. Aber jetzt gibt es keinen Grund mehr zur Eile. Das kann warten, bis Karim wieder hier ist.“
    Elenor verstand nicht. „Wovon sprichst du?“, fragte sie nach.
    „Karim hat dir sicherlich gesagt, dass die königliche parvanische Hochzeit bis zur Geburt des ersten Kindes nicht verbindlich ist. Natürlich ist es nur eine Formalität. Bislang wurde noch nie eine Frau von einem parvanischen König verstoßen, nur weil sie unfruchtbar war. Trotzdem wird die zweite Zeremonie erwartet.“
    „Heißt das etwa, dass wir rein rechtlich gesehen gar nicht verheiratet sind?“, erkundigte Elenor sich beklommen.
    Puran zuckte mit den Schultern. „Das ist schwer zu erklären. ImWesten gibt es nichtsVergleichbares.“
    Es war das erste Mal, dass Elenor hörte, dass ihre Ehe ohne eine zweite Zeremonie nicht rechtsgültig war. Während der Zeit der „Halbehe“ die ein Mittelding aus Verlobung und Ehe war, reichte das einmalige Aussprechen des Satzes „Ich verstoße dich“, um sich von der Frau zu trennen, erklärte Puran.
    Als Elenor der alten Frau erzählte, dass Karim den Satz zweimal zu ihr gesagt hatte, reagierte diese höchst entsetzt. „Wie sehr er sich über dich aufgeregt haben muss“, rief sie. „Jetzt müsst ihr die erste Zeremonie wiederholen, aber das ist erst nach Ablauf einer gewissen Wartezeit möglich. Sicher bereut er es bereits.“
    „Wurde er denn schon benachrichtigt?“, fragte Elenor.
    Über den Tod des Kindes hatte man ihn bereits benachrichtigt, bislang hatte er jedoch nichts geantwortet. Sicher wollte er sich zunächst darüber klar werden, was er nun mit Elenor machen würde.
    Plötzlich erkannte Elenor, dass sie handeln musste. Hier gab es nichts mehr, was sie hielt – kein Kind, keine Ehe und niemanden, der sie wirklich liebte. Sie musste die Dinge selbst in die Hand nehmen. Sie würde ihn verlassen.
    Zunächst betonte Puran, dass das

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