Die Braut des Wuestenprinzen
Lana verärgert. „Und er mich auch nicht.“
Am Ende stritt Elenor sich mit Lana fast genauso häufig wie mit Karim.
Denn auch wenn sie ihre Freundin nicht davon überzeugen konnte, stand für sie inzwischen fest: Karim hatte sie von Anfang an manipuliert. Wie er sie beobachtet, verfolgt, ja, ihr regelrecht nachgestellt hatte … Und all das hatte erst angefangen, nachdem sie zu Lana gezogen war.
Kehre nach Hause zurück. Du gehörst hierher. Diese Nachricht steckte ihr jemand in der Bibliothek zu, der dachte, sie hätte sie verloren. Doch Elenor ignorierte die Aufforderung mit gutem Gewissen. Und als keine weiteren Nachrichten folgten, wusste sie, dass sie das Richtige getan hatte.
„Ich möchte wissen, wessen Idee es war“, beharrte Elenor, als sie wieder mit Karim allein war.
Den Nachmittag hatte er am Schreibtisch verbracht. Währenddessen hatte sie gemeinsam mit dem Koch Essen zubereitet. Als sie damit zu Karim zurückkehrte, hatte er dankbar gelächelt und sich zu ihr an den Tisch gesellt.
Nachdem sie fertig gegessen hatten, goss sie ihm eine kleine Tasse starken Kaffee ein. „Ich möchte wissen, wessen Idee es war“, wiederholte sie noch einmal.
Er atmete tief ein. „Was für eine Idee?“
„Kavi, man hat mir gesagt, dass mein Baby bei der Geburt gestorben ist. Warum?“
Nun stellte er seine Tasse ab. „Bist du sicher, dass du dich noch daran erinnerst, was wirklich passiert ist?“
„Was willst du damit sagen?“
„Du hast das Baby zurückgewiesen. Du hast dich geweigert, ihm Milch zu geben, und befohlen, man solle es wegbringen.“
„Nein!“
„Der Kleine wurde daraufhin fortgebracht, um ihn vor dir zu schützen.“
„Das ist nicht wahr!“
„Wenn die Geburt unter starken Schmerzen stattgefunden hat, ist das nichts Ungewöhnliches.“
„Das erfindest du. Ich habe mein Baby nicht zurückgewiesen. Ich habe es nie gesehen! Sie haben es weggebracht und mir gesagt, es wäre tot.“
„Sie haben es weggebracht, um dir Zeit zu geben, dich zu erholen. Ein paar Tage später hätten sie dir dein Kind wiedergegeben. Aber da warst du ja bereits weggelaufen.“
Sie zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. „Glaubst du das, Karim? Glaubst du das wirklich?“
„Elenor, willst du mir erzählen, dass alle – Puran, mein Vater und die Dienerschaft – sich gegen dich verschworen haben, um dir deinen Sohn wegzunehmen? Mein Vater hat dich geliebt. Als er erfahren hat, dass du ohne ein Wort fortgegangen bist, hat es ihm das Herz gebrochen. Elenor, du bist hier, weil dein Sohn dich sehen wollte. Er hat keine Ruhe gegeben, bis ich ihm versprochen habe, dich zu ihm zu bringen. Bitte tu dein Bestes, und sei ihm eine liebende Mutter.“
„Ich habe mein Kind nicht zurückgewiesen“, beschwor ihn Elenor. Doch noch während sie es sagte, spürte sie einen leisen Zweifel in sich aufkeimen. Wie sehr konnte sie sich darauf verlassen, dass die Erinnerung sie nicht trog?
Ab sofort würde Elenor mit Karim und Roshan ihre früheren Räume bewohnen. Es blieb ihr auch kaum etwas anderes übrig, weil es zu lange gedauert hätte, eigene Räume für Elenor herzurichten. Außerdem wollte sie möglichst nah bei Roshan sein.
So weit war nichts dagegen einzuwenden. Aber Karim schien sich nicht darum gekümmert zu haben, dass sie ein eigenes Bett bekam. Das Sofa war viel zu kurz, um darauf zu schlafen. Das einzige vorhandene Bett war das mit den wundervollen Schnitzereien versehene Ehebett.
„Wo … wo soll ich denn schlafen?“, fragte Elenor zögernd.
Er zuckte mit den Schultern und zog sich im Schein der nackten Glühbirne einer auf dem Boden stehenden Lampe aus.
„Kavi, soll ich auch in diesem Bett schlafen?“
„Es ist mir egal“, erwiderte er. „Du kannst hier schlafen, auf dem Fußboden oder auf dem Sofa. Oder du suchst dir irgendwo im Palast ein paar Kissen. Egal, wie du dich entscheidest – ich werde dich nicht anrühren.“
Unter Golnesahs Kleidung trug sie einen Spitzenbody, die einzige Unterwäsche, die sie bei sich hatte. Elenor streifte die türkisfarbene Hose ab. Dann warf sie einen raschen Blick auf Karim. Er saß mit dem Rücken an die Wand beim Kopfende des Betts gelehnt und las in einem Stapel Seiten.
Offenbar spürte er ihren Blick, denn er sah zu ihr auf. Elenor fühlte, wie sie errötete. Gleich darauf verhärteten sich Karims Züge, und er wandte sich wieder den Papieren zu. Ärgerlich zog Elenor die Tunika über den Kopf, faltete sie zusammen und legte sie zusammen mit der Hose
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