Die Braut des Wüstenprinzen
aufsuchte?
“Hm … das duftet himmlisch!”
Xenia schnupperte lächelnd an dem goldgelben Weihrauchbrocken, den ihre Tante ihr hinhielt. Sie besuchten zusammen den Gewürz-
Souk
, und Xenia hatte Gelegenheit zu bewundern, wie entschlossen und geübt Soraya mit den Händlern verhandelte. Es hatte etwas Unwirkliches, zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts hier auf einem Basar zu stehen, der immer noch auf fast unveränderten, uralten Traditionen basierte. Dieses Land folgte seinem ganz eigenen Zeitschema, erkannte Xenia, während sie dem mit der typischen langen Robe bekleideten Händler den Weihrauch zurückgab.
Soraya lud sie zu einem Glas eisgekühlten, frisch gepressten Orangensaft ein und strahlte sie an. “Ich habe gute Neuigkeiten für dich. Dein Großvater fühlt sich viel besser und hat mich gebeten, dich einzuladen, ihn heute Nachmittag zu besuchen.”
Xenia hätte sich fast an ihrem Saft verschluckt. War es Zufall, dass Abu Assad sie zu genau dem Zeitpunkt zu einem Besuch einlud, da Scheich Rashid nach Zuran zurückgekehrt war? Sie hatte Mühe, ihre Ablehnung zu verbergen. “Es tut mir leid, aber das wird nicht möglich sein. Ich … habe leider schon andere Pläne”, sagte sie ruhig, wobei sie allerdings dem Blick ihrer Tante auswich.
Sorayas Schweigen verriet, dass sie diese Reaktion nicht erwartet hatte. Sofort meldete sich Xenias schlechtes Gewissen. Sie wollte ihre Tante wirklich nicht kränken oder in Schwierigkeiten bringen. Soraya war immer überaus nett zu ihr gewesen … aber sie wusste auch um die wirklichen Pläne von Abu Assad, wie Xenia sich energisch ins Gedächtnis rief.
“Dein Großvater wird enttäuscht sein”, antwortete Soraya nun, wobei sie ein wenig erzwungen lächelte. “Er hat sich so darauf gefreut, dich kennenzulernen. Aber wenn du natürlich etwas anderes zu tun hast …”
“Ich habe für morgen einen Ausflug in die Wüste gebucht”, erklärte Xenia ihr fast schuldbewusst, “und muss natürlich einiges vorbereiten.”
Ihre Tante nickte und nahm diese Erklärung ohne weiteren Kommentar hin. Sie begleitete Xenia noch zum Hotel zurück, lehnte aber ab, als Xenia sie zu einer Tasse Kaffee einlud. Sie wollte gerade in ihr Taxi einsteigen, als Xenia – aus einem spontanen Gefühl heraus, das sie selber am wenigsten begriff – sie zurückhielt und ihr zuflüsterte: “Ich … habe es mir anders überlegt. Ich werde heute Nachmittag kommen und Großvater besuchen.”
Unglücklich über ihre eigene Schwäche, presste Xenia die Lippen zusammen, während ihre Tante sie strahlend an sich drückte. “Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist, Xenia”, sagte Soraya aufmunternd. “Aber dein Großvater ist kein Unmensch. Er will nur das Beste für dich.”
Diese in vieler Hinsicht bedeutsamen Worte weckten in Xenia erneut böse Vorahnungen. Doch es war zu spät, ihre Entscheidung zurückzunehmen.
“Dein Großvater macht nach dem Essen einen Mittagsschlaf. Ich werde dir rechtzeitig einen Wagen schicken, der dich abholt und zur Villa bringt. Wäre dir halb fünf recht?”
Xenia nickte. Was blieb ihr anderes übrig?
Xenia hatte halb erwartet, dass Blaize während ihrer Abwesenheit aus dem Hotel versucht hätte, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Schließlich hatte sie ihm bislang noch nichts für seine bisherigen “Dienste” bezahlt. Aber bei ihrer Rückkehr erwartete sie keine Nachricht … und Blaize schon gar nicht!
Sie versuchte sich einzureden, das der Stich, den ihr diese Erkenntnis versetzte, lediglich damit zusammenhing, dass es sie danach drängte, die überraschenden Entwicklungen des Tages mit ihm zu besprechen … auf rein geschäftlicher Basis natürlich … und mit ihm das weitere Vorgehen abzusprechen. Es war schließlich nur natürlich, dass sie in Anbetracht von Scheich Rashids Rückkehr ein Treffen mit Blaize kaum erwarten konnte. Und was den vorangegangenen Abend betraf … was bedeutete schon ein Kuss? Nur sie allein wusste, dass sie … etwas übertrieben darauf reagiert hatte. So naiv war sie nicht, sich einzubilden, dass es Blaize irgendetwas bedeutet haben könnte, sie zu küssen!
Warum also hatte er nicht versucht, sie zu erreichen? Und warum hatte sie sich nicht endlich eine Handynummer oder so etwas von ihm geben lassen, um ihn erreichen zu können?
Obwohl es schon nach zwei Uhr war und sie am Morgen kaum gefrühstückt hatte, hatte Xenia überhaupt keinen Appetit. Im Gegenteil, ihr war ganz flau bei dem Gedanken an das bevorstehende
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