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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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konnte schon wissen, was es hier noch zu entdecken gab, welch unverhoffte Schätze zum Vorschein kommen könnten? Bislang hatte er allerdings wenig gefunden, und die Anzahl der noch nicht katalogisierten Gegenstände war so umfangreich wie eh und je, denn mit jeder Tonscherbe, jedem Bruchstück einer Statue, die offiziell in den Unterlagen des Museums erfasst wurde, gingen zehn weitere, noch unbekannte ein. Ein weniger von seiner Arbeit begeisterter Mann hätte dies für eine vergebliche Aufgabe gehalten, doch Dr. Al-Daini war ein Romantiker, wenn es um Wissen ging, und der Gedanke daran, dass es hier immer mehr und neue Schätze zu entdecken gab, erfüllte ihn mit Freude.
    Jetzt lief Dr. Al-Daini mit einer Taschenlampe in der Hand, Soldat Patchett mit einer weiteren Lampe hinter ihm, durch die Schluchten des Archivs. Ein Schlüssel war nicht nötig gewesen, da die Tür aufgebrochen war. Im Keller war es erstickend heiß, und ein beißender Gestank hing in der Luft, der von dem verbrannten Schaumgummi stammte, den die Plünderer als Fackeln verwendet hatten, da schon vor der Invasion der Strom ausgefallen war. Doch Dr. Al-Daini nahm es kaum wahr. Sein ganzes Augenmerk galt einer Stelle, einer Stelle allein. Auch hier hatten die Plünderer ihre Spuren hinterlassen, hatten Regale umgekippt und den Inhalt der Kartons und Kisten verstreut, ja sogar Unterlagen verbrannt, aber ihnen musste rasch klar geworden sein, dass es hier wenig Wertvolles gab, deshalb war der Schaden geringer. Doch einige Gegenstände waren eindeutig geraubt worden, und als Dr. Al-Daini tiefer in den Keller vordrang, war ihm immer beklommener zumute, bis er schließlich vor dem gesuchten Regal stand und auf die leere Stelle starrte. Beinahe hätte er aufgegeben, aber noch bestand Hoffnung.
    »Hier fehlt etwas«, sagte er zu Patchett. »Ich bitte Sie, helfen Sie mir, es zu finden.«
    »Wonach suchen wir denn?«
    »Einen Bleikasten. Nicht sehr groß.« Dr. Al-Daini hielt die Hände etwa einen halben Meter auseinander. »Ganz schlicht, mit einer einfachen Haspe und einem kleinen Schloss.«
    Und so suchten sie die nicht verschlossenen Bereiche des Kellers ab, so gut sie konnten, und als Patchett von seinem Truppführer zurückgerufen wurde, machte Dr. Al-Daini den ganzen Tag und bis tief in die Nacht allein weiter, doch er fand nicht die geringste Spur von dem Bleikasten.
    Ein Gegenstand von hohem Wert lässt sich sehr gut inmitten von allerlei wertlosen Sachen verstecken. Noch besser ist es, wenn man ihn so gut tarnt, dass er äußerlich unscheinbar wirkt, denn dann kann man ihn stehen lassen, wo jeder ihn sieht, ohne dass jemand auf ihn aufmerksam wird. Man könnte ihn sogar katalogisieren, wenn auch als etwas, was er nicht ist: In diesem Fall ein Bleikasten, persisch, sechzehntes Jahrhundert, der ein kleineres, nicht weiter bemerkenswertes verschlossenes Kästchen enthält, das offenbar aus rot bemaltem Eisen besteht. Funddatum: unbekannt. Herkunft: unbekannt. Wert: gering.
    Inhalt: nichts.
    Lauter Lügen, vor allem Letzteres, denn wenn man nahe genug an das Kästchen herankam, konnte man fast meinen, dass in seinem Inneren irgendetwas sprach.
    Nein, nicht sprach.
    Flüsterte.
    Kap Elizabeth, Maine
Mai 2009
    Die Hündin hörte den Ruf und kam vorsichtig zum obersten Treppenansatz. Sie hatte auf einem der Betten geschlafen und wusste, dass sie das nicht tun sollte. Sie lauschte, entnahm dem Tonfall aber nichts, das darauf hindeutete, dass sie Ärger bekommen könnte. Als der Ruf erneut ertönte und sie das Klirren ihrer Leine hörte, nahm sie zwei Stufen auf einmal und wäre fast über die eigenen Beine gefallen, als sie unten ankam.
    Damien Patchett hob den Finger, beruhigte die Hündin und hakte die Leine am Halsband fest. Obwohl es draußen warm war, trug er eine grüne Kampfjacke. Die Hündin schnupperte an einer der Taschen und erkannte einen vertrauten Geruch, aber Damien scheuchte sie weg. Sein Vater war drüben im Diner, und im Haus herrschte Stille. Die Sonne ging gerade unter, und als Damien mit der Hündin durch den Wald in Richtung Meer spazieren ging, wechselte das Licht, und der Himmel hinter ihm verfärbte sich rot und golden.
    Die Hündin schnappte nach der Leine, denn sie war es nicht gewohnt, in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt zu sein. Normalerweise durfte sie bei ihren Spaziergängen herumstromern, und sie zeigte ihr Missfallen, indem sie heftig an der Leine zerrte. Sie durfte nicht einmal stehen bleiben und Witterung

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