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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Erde. Sie werden den Menschensohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit. Er wird seine Engel mit gewaltigem Posaunen schall aussenden und sie werden seine Auserwählten sammeln aus den vier Winden, von einem Ende des Himmels zum andern.«
    Die göttliche Prophezeiung war noch nicht ganz verklungen, als die Sonne hinter dem Tell el-Fukar aufstieg. Licht flutete in einer goldroten Woge über das riesige Heerlager der Mamelucken, hob die zahlreichen vor den Mauern von Akkon in Stellung gebrachten Katapulte und Riesenschleudern aus der Dunkelheit und fiel auf die erdrückende Übermacht der muslimischen Krieger. Einer der ersten Lichtstrahlen, die Akkon erreichten und über die mächtigen Mauern in die Stadt drangen, traf das breite Blatt des Schwertes genau an jenem Punkt, wo auf der Klinge ein Templer-kreuz mit einer Rose zwischen den gleich langen Balken prangte. Der Stahl blitzte mit ungewöhnlich blendender Helligkeit auf. Ohne zu wanken und ohne auch nur einmal zu blinzeln, blickte der weißhaarige Mann in den grellen Schein, der eigentlich seinen Augen unerträgliche Schmerzen hätte bereiten müssen. Doch das gleißende Licht floss vielmehr wie ein heißer Strom in ihn hinein und erfüllte ihn bis in die letzte, tiefste Faser seines Körpers. Im nächsten Augenblick nahm er den vertrauten weißen Greifvogel wahr, der in dieser Säule aus Licht aus der unendlichen Tiefe des Himmels herabschwebte. Mit majestätisch ausgebreiteten Flügeln glitt der königliche Vogel heran und verharrte schließlich inmitten der gleißenden Woge, als trüge ihn nicht die Luft, sondern allein jener Lichtstrahl. Das Zeichen, auf das er gewartet hatte! Wie in einem Rausch, der die völlige Kontrolle über all seine Sinne und Empfindungen übernommen hatte, sah er Bilder und Gesichter in rascher Folge. Was nur wenige Sekunden währte, entzog sich allen menschlichen Maßstäben von Zeit und Raum. Dann glitt der blendend helle Lichtfinger von der Schwertklinge und verlosch in dem breiten, alltäglichen Morgenschein. Gleichzeitig entschwand der weiße Greif mit atemberaubender Schnelligkeit aus seinem Blickfeld. Er ließ das Schwert sinken, führte die Klinge kurz an die Lippen und steckte die kostbare Waffe dann in die Scheide zurück. Nun wusste er, was er zu tun hatte und dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Ihnen allen blieb nicht mehr viel Zeit. Die letzte Mission seines Lebens wartete auf ihn – und sie würde die wichtigste sein, damit das Große Geheimnis im sicheren Schutz geweihter Hüter blieb. »Was habt Ihr gesehen, Abbé?*«, fragte einer der blinden Gefolgs leute ahnungsvoll. »Das Auge Gottes«, antwortete der Grauhaarige und beugte das Knie zum Gebet.
    * Abbé (franz.): Abt, Geistlicher.

1

    Je näher die Morgendämmerung rückte, desto mehr nahm der nächtliche Beschuss durch die Mamelucken an Heftigkeit zu. Das Trommelfeuer der Wurfmaschinen galt ei nem knapp fünfhundert Schritt langen Teilstück der äußeren Fes tungsmauer zu beiden Seiten des St.-Antons-Tors. Verbissen schlug Gerolt von Weißenfels mit einer wassertriefen den Kamelhaut auf die Flammen ein. Sie züngelten fast brusthoch über den Wehrgang, der so breit angelegt war, dass auf ihm zwei klobige Fuhrwerke einander bequem passieren konnten. Ihm rann der Schweiß in Strömen über das Gesicht. Unter Helm und Watte-kappe klebte ihm das sandfarbene, lockig kurze Haar klatschnass am Kopf. Das Schwertgehänge mit der schweren Waffe an der lin ken Hüfte behinderte ihn sehr. Und insbesondere das eiserne, knielange Kettenhemd unter der ärmellosen Templertunika, das mit einem breiten Ledergürtel über dem Waffenrock getragen wurde, machte bei der hektischen Bekämpfung des griechischen Feuers jede Bewegung zu einer schweißtreibenden Anstrengung. Zu seiner Rechten mühte sich ein anderer Templer ab, den er nur unter seinem sehr zutreffenden Spitznamen »Wilhelm der Narbi ge« kannte. Die gellenden Schreie der Verletzten, die von Kamera den aus dem Gefahrenbereich und zur nächsten Verbandsstelle ge tragen wurden, versuchte er, so gut es ging, zu ignorieren. Mit den anderen Rittern, die von drei Seiten auf den Feuerteppich vorrück ten, konzentrierte er sich darauf, die tückischen Flammen so schnell wie möglich zu ersticken, doch ohne großen Erfolg.
    Ein Tontopf mit griechischem Feuer, abgefeuert von einem der fast zweihundert Wurfmaschinen, die der ägyptische Mamelu ckenherrscher Sultan el-Ashraf Khalil vor den Mauern

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