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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Satz brach der Ritter ab. Denn in diesem Moment kam aus der Richtung, wo die gefürchteten Großschleudern der Mamelucken in Position standen, das unverkennbare Geräusch eines langen Wurfarms, der, jäh vom Spannseil befreit, wie die Peitsche eines Riesen hoch in die Luft schnellte. Nach einer winzigen Verzögerung war auch deutlich zu hören, wie der riesige, von Eisenbändern umschlossene und mit Erde und schwerstem Gestein gefüllte Kasten des Gegengewichts auf die Standbalken krachte und das Geschoss aus der Höhlung am Ende des Wurfarms geschleudert wurde. »Das klingt ganz nach dem ›Wütenden‹! Nichts wie in Deckung!«, schrie Gerolt alarmiert seinen Kameraden zu und wünschte jetzt, er hätte seinen Schild nicht in der Waffenkammer der Stadtburg zurückgelassen. Kaum hatte Gerolt die Warnung hervorgestoßen, als das Geschoss auch schon in hohem Bogen aus der Dunkelheit heranflog. Diesmal handelte es sich nicht um einen Feuertopf, sondern um einen scharfkantigen Felsbrocken von der Größe eines ausgewachsenen Ochsen. Wie ein vom Himmel fallender, erkalteter Komet stürzte er aus der Nacht herab und traf den Wehrturm der Johanniterschanze. Mit schepperndem Schwertgehänge hatte Gerolt sich in den Schutz der Mauer geworfen und war dabei schmerzhaft mit dem Helm aufgeschlagen. Doch seine geistesgegenwärtige Reaktion rettete ihm zweifellos das Leben. Der scharfkantige Felsbrocken zertrümmerte die in Flammen stehende Galerie auf der gesamten Westseite des Wehrturms. Er machte aus den dicken Stützbalken, die schräg aus dem Mauerwerk aufragten, sowie aus den Laufplanken und der Brüstung Kleinholz, als handelte es sich bei den Hölzern um Kienspäne, die auch eine Kinderhand schon zu brechen weiß. Begleitet von einem Hagel aus Mauersteinen, die das Geschoss aus der Turm-wand herausgebrochen hatte, flogen die brennenden Trümmer funkenstiebend durch die Nacht. Die unglücklichen Bogenschützen, die beim Einschlag des Felsens auf der umlaufenden Galerie gestanden und darauf gewartet hatten, an die Brüstung zu treten und ihre Pfeile auf die Mamelucken an den vorgeschobenen Katapulten abzuschießen, wurden durch die Luft geschleudert wie kleine Tonfiguren, die ein brutaler Fausthieb von einer Tischplatte fegte. Viele waren auf der Stelle tot, andere stürzten mit zerschmetterten Gliedern auf den Wehrgang oder hinter der Mauer in die Tiefe. Ihre Todesschreie gingen im Bersten der Hölzer unter. Gerolt und Maurice, der ebenfalls beim unheilvollen Klang des Wurfarms augenblicklich in den Schutz der Mauer gehechtet war, kauerten sich zusammen und bargen den Kopf in den Armen, als der weit streuende Geschosshagel aus Holz-und Gesteinstrümmern auf den Wehrgang niederprasselte. Sie mussten mehrere schmerzhafte Schläge einstecken, aber nennenswerte Verletzungen trugen sie nicht davon. Helm und Kettenhemd bewahrten sie gottlob davor. Als der Trümmerhagel aufgehört hatte, sie hastig wieder auf die Beine kamen und sich von brennenden und schwelenden Holzteilen befreiten, sahen sie zu ihrer Bestürzung, dass Wilhelm der Narbige weniger Glück gehabt hatte. Ihr Ordensbruder war in einer unnatürlich verdrehten Haltung über der Mauerbrüstung zusammengesackt. Und schon ein Blick auf ihn genügte, um zu wissen, dass ihm nicht mehr zu helfen war. Das armlange Stück eines gesplitterten Stützbalkens, das halb in Flammen stand, hatte ihn über dem rechten Ohr getrof fen. Wie eine primitive Lanze hatte das gesplitterte Ende seinen Schädel so leicht durchschlagen, als wäre es auf eine reife Melone getroffen, und ihn auf der Stelle getötet. Helm und wattierte Kappe lagen zu seinen Füßen. »Elender Dummkopf!« Maurice versetzte der Beckenhaube des Toten einen wütenden Fußtritt, auf dass sie einige Schritte weit über den mit Trümmern übersäten Wehrgang schepperte. Die Schreie der Sterbenden und Verwundeten vor der Mauer wie auf dem Schanzwerk vermischten sich mit den knappen, harschen Befehlen der Kommandeure beider Orden, die in das Chaos auf diesem Mauerabschnitt wieder Ordnung zu bringen versuchten. Gerolt schüttelte verständnislos den Kopf. »Warum musste er bloß mitten im Beschuss den Helm abnehmen? Eine kleine Beule im Stahl über dem Ohr und ein bisschen Brummen im Schädel, mehr hätte er nicht abbekommen!« »Er hat die Gefechtsdisziplin missachtet! Das ist fast Verrat an seinem Templerschwur! Hier in Akkon wird jeder Ritter gebraucht – und zwar als Kämpfer gegen die Ungläubigen und nicht als

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