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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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Kapitel 1
    R ichard stützte sich auf den Ellbogen und lauschte in die Dunkelheit. Wie dumm, dass der Vater misstrauisch geworden ist und das Zimmer mit mir und Henry teilt, dachte er. Aber wir werden trotzdem aus der Burg entkommen. Ja, endlich ertönte vom Bett seines Vaters her ein gleichmäßiges Schnarchen. Vorsichtig schlug er die Wolldecke zurück und setzte seine nackten Füße auf den Steinboden. Mit einigen geschmeidigen Schritten war er bei dem Schemel, auf dem seine Kleidung und sein Schwertgurt lagen. Rasch streifte er Kittel und Hose über. Als er den Schwertgurt schloss, schlug die Scheide gegen das Holz. Sehr laut klang das Geräusch in dem Raum wider. Richard hielt den Atem an. Das Schnarchen wurde unregelmäßiger, brach ab. Ein Rascheln wie von Stoff, der zurückgeschlagen wurde. War der Vater etwa aufgewacht?
    Nein, nun setzte das Schnarchen mit einem lang gezogenen Seufzen wieder ein. Im Mondlicht, das durch die Ritzen in den Fensterläden fiel, erkannte Richard, dass sich sein Bruder Henry nun endlich ebenfalls auf seinem Bett aufgerichtet hatte. Richard griff nach seinem Mantel und den Stiefeln und hastete zur Tür. Wenige Momente später folgte ihm der Bruder. Draußen, auf dem von einigen Fackeln erleuchteten Gang, streiften sie die Schuhe über und tauschten ein schnelles, erleichtertes Grinsen aus.
    Auf dem Weg zu den Stallungen begegnete ihnen niemand. Die Sättel lagen unter dem Stroh – dort, wo sie sie am Vorabend verborgen hatten. Mit schnellen, geübten Griffen zäumten die Brüder die Pferde auf. Als sie die Tiere in die Stallgasse führten, trat ihnen ein verschlafener Knecht entgegen und fragte, ob er ihnen helfen könne. Doch auf Richards knappes »Nein, wir kommen allein zurecht. Leg dich wieder schlafen!« trollte sich der junge Mann.
    »Vorhin dachte ich einen Augenblick lang, unser Vater wäre aufgewacht«, murmelte Henry. »Ich glaubte, das Herz bliebe mir stehen.«
    »Na ja, ich hätte einfach behauptet, dass ich austreten müsste.« Richard zuckte die Schultern. Doch auch ihm schlug das Herz plötzlich wieder bis zum Hals.
    »Was, wenn der Vater aufgestanden wäre und dich auf den beleuchteten Gang hinausgezogen hätte? Du warst angekleidet und hattest den Schwertgurt umliegen.«
    »Immerhin weiß man nie, wer einem auf dem Weg zum Abtritt so alles begegnen wird.«
    »Eine sehr überzeugende Erklärung …«
    Ob er im Falle einer Entdeckung die Waffe gegen den Vater gezogen hätte? Richard war sich nicht sicher.
    Sie schwangen sich in die Sättel und ritten über den Hof. Aus dem Schatten vor dem Tor trat ihnen ein Wachsoldat entgegen und hielt Richard davon ab, weiter über eine solche Möglichkeit nachzudenken. Der stämmige Mann verbeugte sich vor den beiden Brüdern. »Die Prinzen mögen mir verzeihen«, erklärte er wichtigtuerisch. »Doch wir Wachen haben den Befehl, niemandem während der Nacht das Tor zu öffnen.«
    »Das gilt doch wohl nicht für uns!«, fuhr Henry auf.
    »Niemandem«, wiederholte der Bewaffnete fest.
    »Was fällt dir ein!«
    Dieser misstrauische alte Fuchs von einem Vater … Richard beugte sich zu seinem Bruder und legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Lass nur. Der Mann handelt völlig richtig.« Er schenkte dem Bewaffneten, der sein kampfbereit vorgestrecktes Kinn verblüfft zurückzog, ein Lächeln. »Soldaten müssen gehorchen. Wie könnten wir uns sonst auf sie verlassen? Einen wie dich hätte ich gerne unter meinen Leuten.«
    »Wie gesagt, Hoheit, es tut mir leid. Gestern Abend kam der Befehl.« Der Bewaffnete sackte ein wenig in sich zusammen und rieb sich über die stoppelige Wange.
    »Tja, es verhält sich nur so, dass unser Vater kurz vor dem Zubettgehen den Wunsch äußerte zu jagen.« Richard lächelte ihn weiter strahlend an. »Und mich und meinen Bruder damit beauftragte, vorauszureiten und schon einmal einen geeigneten Jagdgrund zu suchen. Gewissermaßen um unsere Fähigkeiten zu erproben.«
    »Ja, so ist er nun einmal.« Henry, der Richards Spiel begriff, stieß ein zustimmendes Stöhnen aus.
    »Am besten also, du gehst zu unserem Vater und lässt dir unseren Auftrag bestätigen«, redete Richard munter weiter.
    »Der … der König ist schon aufgestanden?« Der Mann schaute sie unbehaglich an.
    »Eben, als wir das Zimmer verließen, schlief er noch.« Richard wechselte einen raschen Blick mit seinem Bruder und verkniff sich ein Grinsen.
    »Nun, ob es unbedingt nötig sein wird, den König zu wecken …« Der

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