Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Gerolt seine Hand hin. »Mein Pferd ist kräftig genug, um auch zwei Männer für eine kurze Distanz im Galopp zu tragen. Los, pack zu, Bruder!« Hastig stieß Gerolt sein Schwert in die Scheide, ergriff den Arm des Schotten, spürte, wie sich die behaarte Pranke um sein Handgelenk schloss, und wurde von ihm so mühelos hochgezogen, als wäre er so leicht wie ein Beutel Federn. »Halt dich gut fest, Kamerad!«, schrie der Schotte ihm zu und stieß seinem Pferd die Sporen in die Seite. »Ich will nicht länger McIvor von Conneleagh heißen, wenn das nicht der Ritt unseres Lebens wird!«
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Sie setzten alles auf eine Karte und jagten mit der toll kühnen Unerschrockenheit von Todgeweihten durch das feindliche Lager. Von ihren Ordensbrüdern konnten sie keine Hilfe mehr erwarten. Längst hatten sich die Überlebenden der Templertruppe vom Schlachtfeld zurückgezogen und befanden sich schon im geordneten Rückzug auf freiem Feld. Maurice und Tarik nahmen das Pferd mit McIvor und Gerolt in ih re Mitte. Ihre Schwerter schnitten wie Sensen durch die rauchge schwängerte Luft, während sie an brennenden Zelten und Pavil lons vorbeigaloppierten. Sowie sich vor ihnen eine größere Grup pe von Sarazenen zeigte, schlugen sie einen Haken, um in eine weniger gefährliche Seitengasse auszuweichen. Das Einzige, was sie auf ihrer wilden Flucht begünstigte, waren die zahlreichen Brände, die die Turkopolen mit ihren Feuertöpfen und Brandpfei len entfacht hatten. Ganze Zeltreihen standen lichterloh in Flam men und verhinderten, dass die Sarazenen schnell genug von mehreren Seiten zusammenlaufen konnten, um sie einzukesseln. Die vier Templer sahen das freie Feld schon vor sich, als sich die Reihen ihrer Feinde zu beiden Seiten dann doch noch schlossen und es für sie keine Möglichkeit mehr gab, erneut einen Haken zu schlagen. Sie saßen in der Falle, denn vor ihnen erhob sich eine Flammenwand aus in sich zusammenfallenden Zelten. Jetzt hatten sie nur noch die Wahl, sich den Sarazenen im Kampf zu stellen und dabei unweigerlich den Tod zu finden oder den Weg mitten durch das Feuer zu nehmen.
»Zeigen wir ihnen, wozu Templer fähig sind!«, schrie Maurice, schleuderte sein Schwert einem heranstürzenden Feind entgegen, der getroffen zu Boden ging, beugte sich tief über den Hals seines Pferdes und riss es kurz vor den Flammen zum Sprung hoch. Auch Tarik und McIvor zwangen ihre Pferde mit hartem Zügel-griff und Sporenstößen in die Flanken, dass sie den Weg durch das Feuer nahmen. Unter schrillem, angsterfülltem Wiehern folgten sie dem unerbittlichen Befehl und streckten sich zum Sprung mitten durch die lodernde Flammenwand. Gerolt spürte die Hitze, die ihnen in einer glutheißen Woge entgegenschlug und wie der Atem der Hölle auf dem Gesicht brannte. Doch noch bevor die Flammen ihre wehenden Templermäntel in Brand setzen konnten, hatten sie sich ihnen auch schon wieder entzogen und freies Gelände gewonnen. Aber damit waren sie noch längst nicht dem Tod entronnen. Denn die Reiterei der Sarazenen hatte seit Beginn des Angriffs Zeit genug gehabt, in aller Eile eine große Anzahl von Pferden zu satteln und in den Kampf einzugreifen. Und als Gerolt sich umsah, jagten ihnen auch schon mehrere Reitergruppen mit wildem Geschrei nach. Die ersten Pfeile flogen von den Sehnen der Bogenschützen und suchten ihr Ziel. Eine gute Meile lag noch zwischen ihnen und dem rettenden Tor in der Westmauer der Befestigung. Gerade donnerte die Nachhut ihrer Truppe über die Bohlen der Zugbrücke. Von dort kamen jetzt erregte Schreie, hatte man doch bemerkt, dass es noch drei, nein vier, Templern gelungen war, lebend dem Lager von Hamah zu entkommen. Maurice, Tarik und McIvor feuerten ihre Pferde an, um das Letzte aus den schon müden Tieren herauszuholen. Sie rechneten sich jedoch keine großen Chancen aus, ihren Verfolgern zu entkom men. Ihre Pferde waren abgekämpft und konnten mit den ausgeruhten Tieren der Sarazenen nicht mithalten. Und bei dem viel zu knappen Vorsprung würde der Feind sie eingeholt haben, bevor ihre Ordensbrüder ihnen zu Hilfe eilen konnten. Zudem würde der Großmeister kaum den Befehl für solch eine sinnlose Rettungsaktion geben. Denn damit hätte er noch mehr Männer in den sicheren Tod geschickt. Gerolt schloss schon mit seinem Leben ab und er hegte die felsenfeste Überzeugung, dass seine Kameraden sich innerlich ebenfalls darauf einstellten, in wenigen Augenblicken den Tod hier auf freiem Feld zu erleiden. Doch er
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