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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Tagen keine rechten Fortschritte mehr festzustellen waren. Zumindest keine sichtlichen. Warum eigent lich nicht? Im nächsten Moment hatte er den verrückten Eindruck, als be wegte sich der Belagerungsturm ganz langsam auf die Festungs mauer zu. Angestrengt und mit plötzlich jagendem Herzen, starr te er in die Dunkelheit. Spielten ihm seine Augen einen bösen Streich? War es die Müdigkeit einer zermürbend langen Nacht wache, die ihn etwas sehen ließ, was nur in seiner Einbildung stattfand? Es musste an den wabernden Rauchfahnen der nahen Brände liegen, die von der auffrischenden Seebrise verwirbelt wurden und ihm den Blick trübten. Oder täuschte er sich doch nicht? Da! Der Turm ruckte! Er bewegte sich tatsächlich! Gerolt sah es jetzt ganz deutlich. Das klobige, hölzerne Ungetüm glitt wie auf unsichtbaren Schienen und wie von Geisterhand ge führt auf die Templerschanze zu! Zwar bewegte es sich nur lang sam von der Stelle, sodass man es bei flüchtiger Beobachtung kaum wahrnehmen konnte, aber es rückte doch stetig weiter vor! Und dann machte Gerolt noch eine zweite, verstörende Entde ckung. Er bemerkte rätselhafte, unregelmäßige . . . ja, irgendwie wellenartige Bewegungen, die genau hinter dem Belagerungsturm durch das freie, sandige Feld gingen und sich irgendwo oberhalb bei den Buschdickichten und ersten Zelten der Wachen verloren! Es war, als hätte sich ein schmaler, nicht mehr als zwei, drei Schritte breiter Streifen des steinigen Feldes zwischen dem Bela gerungsturm und dem Heerlager in eine unregelmäßige Dünung aus Sand verwandelt!
    Aber seit wann bewegte sich der Erdboden? Gerolt spürte, wie ihm eine Gänsehaut über Arme und Rücken lief, als er plötzlich begriff, was er dort sah und wie das eine mit dem anderen in Zusammenhang stand: Die Muslims mussten heimlich dicht unter der Oberfläche einen Tunnel zum Belagerungsturm ausgehoben haben! Einen vermutlich nicht sehr tiefen Graben, der wegen der gebotenen Eile nach oben hin wohl auch nur notdürftig mit aufgespannten Fellen und Reisigbündeln vor dem Einbrechen geschützt war. Die Krieger unter dem Banner des Halbmonds waren ob ihrer einfallsreichen, raffinierten Belagerungskünste bekannt und gefürchtet. Sie verstanden sich wohl wie kein anderes Kriegsvolk darauf, durch den Bau von unterirdischen Tunneln Mauern und Türme zu untergraben und zum Einsturz zu bringen. Und wie es hieß, standen Sultan el-Ashraf Khalil für jeden Turm, den Akkons äußerer Verteidigungswall aufweisen konnte, tausend geübte Pioniere zum Untergraben zur Verfügung. Eine Zahl, die maßlos übertrieben sein mochte, jedoch nichts an der Gefahr änderte, die den Eingeschlossenen allein von dieser Seite her drohte. Die stetige Vorwärtsbewegung des Belagerungsturmes bedeutete jedenfalls, dass sich in seinem Schutz längst schon viele Dutzende, wenn nicht gar Hunderte von Kriegern eingefunden haben mussten – und dass es im Innern des Turms große Räder mit Haltegriffen geben musste, an denen sich die Ungläubigen nun mit lautloser Verbissenheit ins Zeug legten. Wie ein Blitz traf Gerolt die Erkenntnis, dass der wütende und zum Teil so unsinnige Beschuss der nordöstlichen Befestigungsanlagen von Akkon nichts weiter als ein geschicktes, lärmendes Ablenkungsmanöver war. Alle Aufmerksamkeit sollte sich dorthin richten und damit weg von dem scheinbar noch gar nicht ein satzbereiten Belagerungsturm und dem vor ihm liegenden Mauerabschnitt. Und die Tatsache, dass sich das Mamelukenheer auch nicht zum Kampf aufgestellt hatte, sollte die Eingeschlossenen in trügerischer Sicherheit wiegen und sie davon abhalten, ihre Wachmannschaften auf den Wällen beträchtlich zu verstärken. Alles sollte so aussehen, als gäbe es außer dem wütenden Beschuss nichts weiter zu befürchten. In Wirklichkeit aber hatte der Sultan einen tückischen Plan ausgeheckt, hatte er sich doch für einen überraschenden Sturman griff auf die Templerschanze entschlossen! Und zwar gerade weil alle einen Angriff an dieser Stelle wegen des legendären Rufes, den die Tempelritter als überragende Krieger bei den Ungläubi gen genossen, für am unwahrscheinlichsten hielten! Zwar wusste Gerolt nicht, wie die Feinde mit dem hohen, klobigen Turm den breiten Festungsgraben überwinden wollten. Aber er zweifelte nicht daran, dass sie irgendeine Möglichkeit gefunden hatten, auch dieses letzte Hindernis zu überwinden. Gelang den Moslemkriegern der überraschende Sturmangriff und brachen sie an diesem Wall

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